YogaEasy boomt wie Netflix
Kaum etwas passt so gut in unsere Zeit wie Yoga. Die fernöstliche Lehre bietet Entspannung, sorgt für körperliche und geistige Fitness und lässt sich problemlos in der eigenen Wohnung praktizieren. Kein Wunder, dass das Online-Yogastudio YogaEasy gerade einen regelrechten Boom erfährt.
Als Henrike Fröchling 2009 YogaEasy gründete, hatte sie auf der Karriereleiter schon einige Sprossen erklommen. Sie war Geschäftsführerin bei Parship gewesen, Anzeigenleiterin bei der Zeit und zuletzt Geschäftsführerin bei Zeit Online. Dort fühlte sie sich allerdings in ihren Entscheidungsmöglichkeiten eingeengt und suchte nach einer unternehmerischen Alternative.
Die Idee: professionelle Online-Yogakurse für alle
YouTube war zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Jahre online und erfreute sich rasant steigender Beliebtheit. Immer mehr Menschen waren also bereit, sich Videoclips von teils zweifelhafter Qualität zu allen möglichen Themen im Internet anzusehen. Da könnte doch auch ein Online-Yogastudio mit hochwertig produzierten Filmen funktionieren. Nicht alle haben die Mittel oder Möglichkeit, Kurse bei professionellen Yogalehrern zu belegen. Per Video kann aber jeder Tipps und Instruktionen von den besten Lehrerinnen und Lehrern bekommen und seine regelmäßigen Yoga-Übungen leicht in den Alltag integrieren.
Das Konzept ging auf. YogaEasy hat mittlerweile weit über 500.000 registrierte Nutzer und bietet in auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse zugeschnittenen Programmen mehr als 1.000 Videos von über 50 Yoga-Experten. Für die hohe Qualität der allermeisten Filme sorgt ein eigenes Produktionsteam. Das dreht auch schonmal am Meer oder in den Bergen und garantiert so für Abwechslung und eine besondere Atmosphäre. Je nach Wunsch kann man zunächst für einen Monat reinschnuppern oder sich die Clips gleich für sechs Monate oder ein Jahr freischalten lassen und auf dem Computer oder Smartphone anschauen.
YogaEasy ist ein kleines Netfilix für Yoga
Feste Laufzeiten und Gebühren, ein ständig aktualisiertes Angebot aus eigener Produktion – das erinnert ein wenig an einen bekannten Streamingdienst. Tatsächlich nennt Henrike ihr Unternehmen leicht scherzhaft „Netflix für Yoga“. Der amerikanische Medienkonzern agiert natürlich in ganz anderen Dimensionen. Inzwischen hat er weltweit über 180 Millionen Abonnenten und an Börsenwert gerade Disney überholt. Dazu beigetragen hat der Zugewinn an Neukunden von fast 16 Millionen im 1. Quartal 2020, bedingt nicht zuletzt durch die Corona-Krise.
Und da ergibt sich eine Parallele zu der jüngsten Geschäftsentwicklung von YogaEasy. In den letzten Wochen sind die Zahlen für Neukunden förmlich explodiert und lagen zeitweise fünfmal so hoch wie normal. Auch die Aufrufe der Videos sind in die Höhe geschossen und im App Store ist der Suchbegriff „Yoga“ gerade beliebter als „Fitness“. Yoga trifft den Zeitgeist. Es gilt als gutes Mittel zum Stressabbau, hält den Körper fit und stärkt die Atmung, was im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung sicherlich kein Nachteil ist.
Das 25-köpfige Team von YogaEasy hat mit seinem lange bewährten Geschäftsmodell also das Glück, von der Krise profitieren zu können. Der ZEIT war das sogar eine Grafik in einem Beitrag über verändertes Alltagsverhalten wert. Das gilt aber nicht für die gesamte Branche. Wegen der strengen Kontaktbeschränkungen mussten Yogastudios im ganzen Land ihre Türen schließen. Vielen brach damit von einem Tag auf den anderen die gesamte Umsatzgrundlage weg.
#yogamachtstark hilft in Not geratenen Studios
Um ihnen zu helfen, hat YogaEasy eine Aktion unter dem #yogamachtstark ins Leben gerufen. Neukunden bekommen den ersten Monat gratis und das Unternehmen spendet 16 Euro an ein in Not geratenes Yogastudio der Wahl. Über 30.000 Euro sind so schon zusammengekommen. Außerdem teilt YogaEasy mit seinen Lehrerinnen und Lehrern dem Umsatz von neu akquirierten Mitgliedern für sechs Monate.
Die Videoproduktion läuft momentan mit gebremstem Schaum, Reisen zu malerischen Locations sind nicht möglich. Manche Clips entstehen daher in Eigenregie. Die Bildqualität ist dabei recht ordentlich, nur der Ton lässt zuweilen zu wünschen übrig, aber das lässt sich durch separate Vertonung korrigieren. Ab Mai, spätestens Juni soll auch wieder ein reduziertes Kamerateam unterwegs sein und unter Einhaltung aller Sicherheitsregeln neue Filme drehen. Irgendwann wird hoffentlich auch wieder eine gewisse Normalität einkehren. Zu der werden dann für mehr Menschen denn je Yoga und YogaEasy gehören.
Fotos: YogaEasy