Yarviss bringt Shoppingerlebnisse in die virtuelle Realität
Alle Webauftritte sehen doch irgendwie gleich aus und Virtual Reality (VR) ist nur was für Nerds? Das geht auch anders, sagt das Hamburger Startup Yarviss. Sein Versprechen: Wir bringen Webseiten in die VR-Welt und sorgen so für mehr Aufmerksamkeit, Unverwechselbarkeit und Umsatz.
Eines war Mert Ersu Cakar eigentlich von Beginn an klar: Banker wollte er nicht werden. Eine Lehre zum Bankkaufmann hat er aber trotzdem gemacht, schließlich ist es ja nie verkehrt, sich mit Geldangelegenheiten auszukennen. Das anschließende Studium der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius war da schon viel mehr eine Herzensangelegenheit. Während des Studiums entwickelte er die App SOS Now, die Notrufe an die Polizei über das Smartphone vereinfachen und mit wichtigen Informationen unterfüttern sollte. Die App sorgte für einige Aufmerksamkeit; IBM hat das Projekt unterstützt und Mert konnte es 2017 beim Europäischen Polizeikongress in Berlin vorstellen. Zudem schaffte er es ins Finale des App-Wettbewerbs, der zur Eröffnung des Venture Capital-Unternehmens 20Scoops in Hamburg ausgeschrieben wurde.
Yarviss ist ein Ein-Mann-Startup mit zwei starken Partnern
Mert hat SOS Now nicht selbst programmiert, sondern das Konzept entworfen, basierend auf seinen Psychologiekenntnissen. Das Projekt ist inzwischen Geschichte, denn Mert hat ein Betätigungsfeld für sich entdeckt, das seinen Neigungen zu Kunst und Entertainment viel besser entspricht: Virtual Reality (VR). Für sein Startup Yarviss hat er von Anfang an zwei starke Partner gefunden: 20Scoops quasi als alten Bekannten und dazu das Softwareunternehmen elbstack. Beide unterstützen Yarviss mit erheblicher Arbeitskraft, weshalb es nicht ganz korrekt wäre, das Startup als Ein-Mann-Unternehmen zu bezeichnen, auch wenn es zurzeit außer Mert keine weiteren direkt dort angestellten Mitarbeiter hat.
Vor gut fünf Monaten wurde Yarviss mit dem Versprechen gegründet, seinen Kunden StoryShopping zu ermöglichen. Drei Bereiche sollen die Kernzielgruppe bilden: E-Commerce, Entertainment und Touristik. Dabei lässt sich das Angebot durchaus auch von anderen Branchen nutzen. Das belegen die zwei bereits gewonnenen Testkunden, ein Mode- und ein Industrieunternehmen. Beiden möchte Yarviss helfen, die vielleicht noch etwas futuristisch anmutende VR-Technologie schon heute sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen.
Das Ziel ist nämlich, nicht zunächst eine Menge Geld verbrennen, um dann irgendwann in der Zukunft vielleicht einmal davon zu profitieren. Die Kunden sollen so schnell wie möglich spüren, wie ihre (zudem gar nicht hohen) Investitionen in VR zu mehr Umsatz führen. Das lässt sich auf verschiedenen Wegen erreichen. Die niedrigsten Preise zu haben werden sich gerade kleinere Anbieter meist nicht leisten können. Yarviss spricht deshalb auch nicht die Preisführer, sondern die Markenführer an, die sich deutlich von den Mitbewerbern unterscheiden. Die Webseite ist da bisher kein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, zu ähnlich sind sich die meisten Webauftritte in Design und Funktionalität.
In zwei Tagen zur VR-Webseite
Seine Webseite in die VR-Welt zu übertragen wäre allerdings eine echte Neuheit. Genau das bietet Yarviss an, und zwar mit dem geringstmöglichen Aufwand. Das Startup tritt nicht als IT-Dienstleister auf, der einen komplett neuen Auftritt entwickelt. Vielmehr nimmt es die bereits vorhandene Webseite und macht sie tauglich für die virtuelle Realität, mit allen relevanten Elementen wie etwa der Bestellfunktion von Onlineshops. Dieser Prozess dauert nicht länger als zwei Tage und die positive Auswirkung auf Traffic und Umsatz soll dann schon bald darauf messbar sein. Voraussetzung ist natürlich, dass genug Anwender auch eine VR-Brille nutzen und damit im Internet surfen.
Trotz durchaus beeindruckender Wachstumsraten ist VR noch ein Nischenthema und im Gegensatz zum Handy nicht immer und überall einsetzbar. Mert ist aber optimistisch, dass sich die Technologie auch auf dem Massenmarkt durchsetzen und bald zu unserem Alltag gehören wird. Seine Virtual Reality-Webseiten wird es noch in diesem Jahr in zwei Versionen geben. Yarviss Pro funktioniert mit komfortablen VR-Brillen wie denen von Oculus und unter Verwendung eines Joysticks. Für Yarviss Go benötigt man nur eine einfache Cardboard-Brille und ein Smartphone.
Das Basisangebot ist wie gesagt die Übertragung einer Webseite in die virtuelle Realität, aber dabei soll es nicht bleiben. Auf Wunsch produziert Yarviss auch zusätzliche 360-Grad-Bilder, -Animationen und -Filme, die die ursprünglich zweidimensionalen Inhalte ergänzen. Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld soll die Marktforschung werden. Durch die Anwendung der neuen Technologie entstehen auch neue, wertvolle Nutzerdaten. Dieser Aspekt ist Mert besonders wichtig, Yarviss soll weniger technologischer als psychologischer Marktführer werden.
Voraussichtlich im Herbst: Testlauf in Hamburger City
Wer sich einmal eine VR-Webseite anschauen möchte, aber keine passende Brille besitzt, bekommt voraussichtlich im Herbst die Gelegenheit dazu. Für die Zeit ist nämlich die Kooperation mit einem Shop in der Mönckebergstraße geplant. In dem Laden wird es dann eine Ecke geben, in der Kunden die Technologie ausprobieren können. Wenn alles klappt, werden die Reaktionen so positiv sein wie bei den zahlreichen Personen, die Yarviss schon getestet haben. Zumindest ein Gefühl der Übelkeit, das manche bei ihren VR-Erfahrungen erleben, wird sich garantiert nicht einstellen. Die Nutzer sollen sich wohlfühlen und das Surfen in der virtuellen Realität entspannt genießen können. Dafür wird der Psychologe Mert schon sorgen.