xsrobotics – das laserscharfe Startup aus dem Jugendzimmer
Nicht jeder hat zu Hause einen Laserschneider stehen, aber im Prinzip kann sich jeder so ein Gerät leisten. In der Basisversion fehlen allerdings einige nützliche Teile. Hier hilft der angehende Student Benedikt Hartmann mit seinem Startup xsrobotics. Angefangen hat alles mit einem kuriosen Wettkampf namens Robotersumo.
Beim Namen des Startups xsrobotics steht das „xs“ nicht etwa für besonders kleine Größen, sondern ist die Abkürzung für „access“, also auf etwas zugreifen oder einsteigen. Tatsächlich waren ziemlich kleine Roboter der Einstieg des Jungunternehmers Benedikt Hartmann in die Geschäftswelt. Beim Robotersumo kämpfen zwei autonome mobile Maschinen gegeneinander und versuchen sich gegenseitig von einer kreisförmigen Fläche zu drängen. Es gibt verschiedene Gewichts- und Größenklassen. Benedikt hatte sich auf Mini Sumo spezialisiert.
Aus dem Hobby Robotersumo erwuchs die Idee zum eigenen Startup
In Japan und einigen anderen Ländern ist diese Wettkampfform recht beliebt, in Deutschland führt sie ein wenig beachtetes Nischendasein. Die menschlichen Teilnehmer sind auf jeden Fall leidenschaftliche Tüftler und Bastler und in diese Kategorie fällt auch Benedikt. Bei der Herstellung von Bauteilen für seine Miniroboter nutzte er zwei Technologien: 3D-Druck und Laserschneiden. Im Oktober 2018 meldete er sein erstes Gewerbe an und bot zunächst einen Service für 3D-Druck an. Den hat er inzwischen weitgehend eingestellt, denn bald stellte er fest, dass sich mit Zubehör für Laserschneider mehr Geld verdienen lässt.
Ein Basisgerät mit einer Leistung von 40 Watt bekommt man schon für unter 350 Euro im Internet. Darum steht eine solche in China produzierte Maschine in mehr Hobbykellern als man denkt. Mit dem Laserschneider lassen sich vor allen weichere Materialien wie Holz, Leder oder Kork bearbeiten, er ist aber auch für Metallgravur geeignet. Sehr komfortabel ist das Gerät nicht, mit einfachen Mitteln und etwas Geschick lässt es sich aber aufrüsten. Damit ist auch schon das neue Geschäftsmodell von xsrobotics auf den Punkt gebracht.
Die Produkte von xsrobotics sind eine Mischung aus bestehenden Elementen und Marke Eigenbau
Seit März 2019 verkauft Benedikt über seinen Onlineshop die Upgrades für Laserschneider. Die verfügen nicht über eine verstellbare Plattform, was es schwierig bis fast unmöglich macht, den Laserstrahl exakt auf das zu bearbeitende Material zu fokussieren. Deshalb bietet xsrobotics eine verstellbare Plattform. Deren besonderer Clou ist eine Wabenplatte aus Aluminium, die Reflexionen ins Werkstück verhindern sollen. Diese Wabenplatte lässt extra für sich anfertigen, sie ist so im Handel als Einzelteil nicht erhältlich.
Das „Air Assist Kit“ wiederum besteht aus Elementen, die Benedikt entweder aus China bezieht oder mit einem seiner beiden 3D-Drucker herstellt. Mit diesem Zubehörteil lässt sich verhindern, dass die Linse des Laserschneiders durch Rauchentwicklung beschlägt und langfristig beschädigt wird. Zudem vermindert es das Risiko von einem Brand, da konstant Luft auf den Fokuspunkt geblasen wird. Momentan arbeitet Benedikt an einem weiteren Zubehörteil, das es ermöglicht, runde Objekte wie Gläser oder Flaschen zu drehen und dabei zu gravieren. Mehr wollen wir hier noch nicht verraten, denn xsrobotics hat noch einen Mitbewerber, der nicht zum Abkupfern verführt werden soll.
Die beiden teilen sich einen kleinen, aber feinen Markt. Über 400 Kunden hat xsrobotics in weniger als einem Jahr gewinnen können. Zwei Drittel kommen aus Deutschland, der Rest aus gut 20 weiteren Ländern aus aller Welt. Rund 26.000 Euro Umsatz verzeichnet des Startup für 2019, 90 % davon entfallen auf das zweite Halbjahr. Das ist natürlich kein Vermögen, und das Geschäft ist auch nur bedingt skalierbar. Für einen Gründer, der gerade erst sein Abitur gemacht hat, kommt das Geld aber sehr gelegen. In diesem Jahr steht nämlich noch der Umzug nach München an, wo die Mieten bekanntlich besonders hoch sind.
Nächste Station: München
Benedikt hat sich für ein Maschinenbaustudium an der Technischen Universität München entschieden, weil er dort die besseren Startbedingungen für sich sieht. Überzeugt hat ihn UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung an der Uni. Es begleitet Studierende mit Gründungsabsichten von der ersten Idee bis zum Börsengang und bietet beste Kontakte zu Unternehmen und Investoren. Gerade für die Industriebranche bietet Hamburg solche Möglichkeiten nicht. Gründen möchte Benedikt auf jeden Fall. Es sei toll, zu tüfteln und Produkte zu entwickeln, erklärt er.
Noch toller sei es aber, wenn Kunden seine Produkte dann in den Händen hielten und damit etwas anfangen könnten. Kürzlich erhielt er ein Dankesschreiben von einem Vater, dessen Tochter Schlüsselanhänger für Pferdefans mit dem Laserschneider fertigt. Es müssen ja nicht immer die ganz großen Dinge sein, die Freude bereiten.