Wer beim Music WorX Pitch 2023 den Takt vorgeben hat
In einem guten Pitch sollte zumindest im übertragenen Sinn immer „Musik drin“ sein. Beim Music WorX Pitch 2023 war das sogar buchstäblich der Fall, schließlich sorgen die dort aufgetretenen Startups auf vielfältige Weise für die Digitalisierung der Musikwirtschaft. Bühne frei also für Piumosso, Atopia, Ontoworks und Soundvest.
Seit 2011 fördert die Behörde für Kultur und Medien die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft. Den Inkubator Music WorX, dessen Organisation die Hamburg Kreativ Gesellschaft übernimmt, gibt es seit 2014. Ursprünglich nur für Hamburger Startups konzipiert, dürfen längst Bewerbungen aus aller Welt eingehen. Leider hat es 2023 kein Projekt aus Hamburg in die Top 4 geschafft, andererseits zeigt die Zusammensetzung der Finalisten, wie hoch das Ansehen des Musikstandorts Hamburg weit über die Stadtgrenzen hinaus ist. Die teilnehmenden Startups durchlaufen ein dreimonatiges Programm, dessen abschließender Höhepunkt und Pitch vor Publikum und einer Fachjury.
Piumosso hilft Orchestern bei der Musikersuche
Das Event fand standesgemäß im Nochtspeicher statt, also einem Club im Dunstkreis der Reeperbahn. Die Art von Musik, die im Mittelpunkt des Geschäftsmodells von Piumosso steht, wird dort allerdings eher nicht zu hören sein. Piumosso hilft nämlich klassischen Orchestern, wenn kurzfristig der Flötist oder die Cellistin ausfällt. Nun gibt es in allein in Deutschland rund 35.000 freiberufliche Musikerinnen und Musiker, doch längst nicht alle sind für jede Aufgabe geeignet, und die passenden sind gerade auf die Schnelle schwer zu finden. Piumosso will dieses Problem über eine Plattform lösen. Das in Frankfurt beheimatete Startup hat mit der dortigen Oper bereits einen erfolgreichen Testlauf absolviert, für den offiziellen Start kann man sich in eine Warteliste eintragen. Die Jury belohnte die Entwicklung im Laufe des Programms von Music WorX mit einem Preisgeld von 2.000 Euro.
Atopia bringt Kultur ins Metaverse
Ist der Hype um das Metaverse schon wieder vorbei, bevor er richtig begonnen hat? Jedenfalls hört man zurzeit relativ wenig von der digitalen Wunderwelt. Das Münchener Startup Atopia möchte da neuen Schwung reinbringen und hat dabei alle im Visier, die sich für Kunst und Kultur interessieren. Viele würden gern die bedeutendsten Museen und historischen Monumente der Welt besichtigen, doch nur wenige können sich die dafür erforderlichen Reisen leisten. Im Metaverse sind der Louvre oder die Freiheitsstatue nur einen Klick entfernt, und lange Warteschlangen gibt es auch nicht. Atopia hat in Deutschland schon zahlreiche Partner für sein Projekt gewinnen können. Dabei hat sich der Fokus in letzter Zeit von Opern und Konzerthäusern in Richtung Museen verschoben, weil deren Digitalisierung leichter zu realisieren ist.
Ontoworks lässt eine KI Musikvideos kreieren
Bei einem zeitgemäßen Pitch darf natürlich auch eine künstliche Intelligenz (KI) nicht fehlen. KI lässt sich bekanntlich mittlerweile für alles mögliche einsetzen; bei Ontoworks ist es die Erstellung von Musikvideos. Das internationale Team, das in München seinen Firmensitz hat, will damit Musikschaffenden eine Möglichkeit geben ihrer Kreativität freien Lauf zu verschaffen, ohne viel Zeit und Geld aufwenden zu müssen. Einfach ein Musikstück hochladen und ein paar Angaben zu Inhalt und Stil des Animationsvideos machen, den Rest erledigt die KI. Noch ist die Software nicht final entwickelt, und es bleibt abzuwarten, ob Ontoworks sich durchsetzen kann. Schließlich ist internationale Konkurrenz groß.
Soundvest macht Musikinstrumente zur Geldanlage
Richtig gute Instrumente sind auch richtig teuer. Es muss ja nicht gleich eine Geige von Stradivari sein, die bis zu 15 Millionen Euro kosten kann. Aber gerade für hochwertige Streichinstrumente wird schnell mal ein Preis im mittleren fünfstelligen Bereich fällig. Viel zu viel Geld für aufstrebende Musikerinnen und Musikern. Für sie hat das Berliner Startup Soundvest eine günstige Alternative bereit: eine Leihe, die zwischen 100 und 150 Euro Monatsgebühr kostet. Sounvest hat aber noch eine weitere vielversprechende Geschäftsidee. Luxusinstrumente bilden nämlich auch eine attraktive Anlageklasse, da sie kontinuierlich im Wert steigen, erst recht, wenn sie regelmäßig gespielt werden. Dieses zweigleisige Geschäftsmodell überzeugte sowohl die Gäste vom Music WorX Pitch, die für den mit 500 Euro dotierten Publikumspreis abstimmten, als auch die Fachjury. Die vergab an Soundvest den Hauptpreis in Höhe von 2.000 Euro.
Fotos: Jan-Marius Komorek