Wenn Löwen sich aufs Wasser wagen
Geplatzte Deals und Startups, die es gar nicht mehr gibt – wer nur „Die Höhle der Löwen“ schaut, erfährt oft nicht die ganze Wahrheit. Wir klären auf, wie es eWater.bike, Crunchy Padella, BETTER BE BOLD, fembites und Plux tatsächlich ergangen ist.
eWater.Bike scheitert nicht nur am Vorführeffekt
„Vorführeffekt“ ist ein Begriff, der sogar im Duden steht. Gemeint ist natürlich das Phänomen, dass gerade dann etwas nicht oder nicht wie gewünscht funktioniert, wenn es bei einer Präsentation darauf ankommt. Genau das passiert dem Team von eWater.bike. Als Nils Glagau, Dagmar Wöhrl und Tillman Schulz mit einer Mischung aus Tretboot und E-Bike auf einem Teich spazieren fahren, gibt das Gefährt prompt seinen Geist auf. Kann passieren, bedeutet aber einen ersten Dämpfer auf dem Weg zum Deal. Weitere folgen: Der Preis für das kleinste Modell von 4.900 Euro ist nicht gerade niedrig und es gibt zwar angeblich einige Interessenten, aber noch keine Verkäufe. Da zudem die Bewertung bei dem Wunsch von 350.000 Euro für 20 % ziemlich überzogen ist, nehmen die Löwen Abstand. Eine weise Entscheidung, mittlerweile hat das Startup nicht einmal mehr eine Webseite. Schon wieder ein Pitch, der besser gar nicht hätte ausgestrahlt werden sollen.
Crunchy Padella fehlt am Ende der Biss
Da muss man auch erstmal darauf kommen: Das Kochen herkömmlicher Nudeln ist irgendwie umwelt- und klimaschädlich, es verbraucht viel zu viel Energie und Wasser. Und dauert auch noch furchtbar lang, alles in allem mindestens 15 Minuten. Mir diesen Argumenten machen Robert Kaiser und Christian Zippel Werbung für Crunchy Padella, Nudeln, die nach einem patentiertem Verfahren geröstet werden. Ach ja, schmecken sollen sie natürlich auch. Da sind sich die Löwen allerdings nicht einig, manchen sind zu „crunchy“ und nicht genug „nudelig“. Aber die einfache Zubereitung – kurz zusammen mit Sauce in die Pfanne und fertig – hat schon ihren Charme. Und auch, dass die Gründer mit essbaren Trinkhalmen bereits Erfolg haben. Für Dagmar Wöhrl und Tillman Schulz sind genug Argumente, um einen Deal mit 100.000 Euro für 25 % abzuschließen. Der platzt allerdings und die Nudeln spielen auf der Webseite von Knusperhalm nur die zweite Geige.
BETTER BE BOLD steht kahl da
„bold“ bedeutet im Englischen „kühn“ und „mutig“ und ist nicht zu verwechseln mit „bald“, dem Wort für „kahlköpfig“. Beim Startup BETTER BE BOLD kommen allerdings beide Begriffe zusammen, denn es animiert zum Mut zur Glatze und bietet auch gleich die passenden Pflegeprodukt dafür an. Moderator Amiaz Habtu lässt sich damit seinen Kopf von Löwin Tijen Onaran eincremen. Die Gründer berichten, dass sie 2022 bereits in 14 Länder verkauft haben, der Auslandsumsatz lag aber nur bei 30.000 Euro (Gesamtumsatz: 200.000 Euro). Das ist nicht gerade berauschend. Die mit üppiger Kopfbehaarung ausgestatteten Löwen Nils Glagau und Tillman Schulz wollen aber trotzdem einsteigen und bieten 400.000 Euro für 30 %. Das ist dem Trio zu viel und mit ihrem Gegenangebot von 20 % kommen sie nicht durch.
Bei fembites beißen die Löwen nicht an
Jana Deckelmann und Angelica Conraths lassen sich ihre gute Laune auch nicht durch einen nicht realisierten Deal verderben. Immerhin hätte Nils Glagau vielleicht sogar angebissen, würde sein Unternehmen nicht bereits ähnliche Produkte verkaufen. Die Gründerinnen, eine Biologin und eine Ökonomin, haben mit fembites Fruchtgummis, Schokolade und Getränkepulver entwickelt, die bei Frauen durch hormonelle Schwankungen vor allem vor und während der Periode verursachte Beschwerden abmildern sollen. Dabei setzen sie auf natürliche Nährstoffe. Ihre Produkte sind ziemlich erklärungsbedürftig und nicht gerade billig, das macht sie für die Löwen unattraktiv. Wie gesagt, kein Grund für schlechte Laune, wie Angelica Conraths bestätigt:
„Wir haben keinen Deal bekommen, sind aber in einem Jahr aus den eigenen Erlösen gewachsen, haben unsere Community gestärkt, zwei weitere Produkte gelauncht und sind jetzt sogar bei Müller deutschlandweit erhältlich. Die Reise hat erst begonnen und wir freuen uns sehr darauf ein so wichtiges gesellschaftliches Thema wie Frauengesundheit weiter zu stärken.“
Bei Plux hat es doch nicht Klick gemacht
Hat hier jemand „Baumärkte“ gesagt? Ja! Dann ist das doch ein klarer Fall für Ralf Dümmel, oder? Nun, nicht immer, die Wahrscheinlichkeit für einen Deal mit dem privat handwerklich völlig unbegabten Herrn der Regale ist bei Nennung dieses Stichwortes aber enorm groß. Das wissen sicherlich auch Christian Dinow und Kai Steffen, die mit Plux eine Klickvorrichtung präsentieren, mit der sich Deckenlampen leichter montieren lassen. Bei der herkömmlichen Methode mit Lüsterklemmen sterben jährlich mehr als 1.000 Menschen, erklären sie. Bisher haben sie ihre Erfindung nur zusammen mit ihren Designerlampen verkauft, jetzt soll sie solo groß in die – genau – Baumärkte. Dümmel hört das, macht sich Notizen und lässt erstmal alle anderen Löwen aussteigen, bevor er sein Angebot macht. 150.000 Euro für 30 %. Und da ist scheinbar er wieder, der Deal mit Ansage. Aber da man sich bei „Die Höhle der Löwen“ auf gar nichts mehr verlassen kann, ist selbst der geplatzt.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer