Wenn Löwen aufs Motorrad steigen
Bei VOX ist gerade Nachhaltigkeitswoche, also wird auch die dritte Folge der aktuellen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ da thematisch eingereiht. Irgendwie ist ja heute alles nachhaltig, warum also nicht auch Elektro-Motorräder von Metorbike, Tempeh von TÄMPTÄSTIC, vegane Sneaker von VLACE, Kinderbrillen von MANTI MANTI und Powerbanks von FinBee?
Auf Metorbike fahren die Löwen ab
Zum Lebensgefühl beim Motorradfahren gehören auch bestimmte Geräusche, die in dem Rockklassiker „Born to be Wild“ als „heavy metal thunder“ bezeichnet werden. Die fehlen bei einem Elektroantrieb natürlich. Deshalb haben Marvin Rau und Michael Szpitalny, die Gründer von Metorbike, bei ihrem E-Motorrad ein Soundsystem eingebaut, das ordentlich Krach macht. Die Löwen finden das lustig. Ralf Dümmel und Nils Glagau haben zudem Spaß bei einer Probefahrt, nur der Lenkradius ist ihnen etwas zu groß. Ansonsten gefällt auch das Retro-Design und die Möglichkeit, ein Metorbike nach seinen persönlichen Vorlieben zum Beispiel bei der Farbe zu konfigurieren. Der Traum der Gründer: Irgendwann das Unternehmen an Porsche zu verkaufen. So eine Exit-Strategie mögen Investoren, in diesem Fall Carsten Maschmeyer und Nils Glagau, die mit 500.000 Euro für 25 % einsteigen.
TÄMPTÄSTIC bringt Löwen nicht auf den Geschmack
Tempeh, das in der Regel aus fermentierten Sojabohnen besteht, ist hierzulande zwar längst noch nicht so bekannt wie Tofu, aber doch schon in vielen Supermarktregalen zu finden. Die Löwen haben aber von dem ursprünglich aus Indonesien stammenden Lebensmittel noch nie etwas gehört. Die Chance also für Jana Klauke und Luca Menke von TÄMPTÄSTIC, hier Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Das gelingt allerdings nicht so richtig, auch wenn die Nährwerte mit viel Eiweiß und reichlich Balaststoffen eigentlich für das Produkt sprechen. Beim Geschmack scheiden sich die Geister, Carsten Maschmeyer zum Beispiel mag es überhaupt nicht. Uneinigkeit gibt es auch bei der Zielgruppe: Frauen ab 40 oder doch eher die junge, ernährungsbewusste Generation? Da Tempeh zudem gekühlt werden muss, gibt es für die Löwen zu viele Unsicherheitsfaktoren für einen Deal.
Janna Ensthaler zieht sich den Schuh von VLACE an
Vegane Sneaker, fair produziert, mit einem „V“ als Logo auf dem Schuh – hat da jemand VEJA gesagt? Viola Weller jedenfalls nicht, sie behauptet, sie sei auf der Suche nach Alternativen zu den üblichen Sneakern aus Leder nicht fündig geworden, also scheinbar auch nicht auf die seit 2005 existierende französische Marke gestoßen. Also hat sie VLACE gegründet und damit im ersten Jahr immerhin 200.000 Euro Umsatz gemacht. Eine echte Besonderheit haben die Schuhe tatsächlich noch: Sie bestehen zum Teil aus Obstabfällen. Patentiert ist das Herstellungsverfahren jedoch nicht und daher leicht kopierbar. Für die meisten Löwen ist das Schuhgeschäft zu heikel, sie schrecken vor dem hart umkämpften Markt, geringen Margen und hohen Retouren zurück. Janna Ensthaler ist aber begeistert von Tragekomfort und Design von VLACE und möchte das Risiko eingehen. Nach etwas Hin und Her einigt man sich auf 200.000 Euro für 23 %.
MANTI MANTI nervt Tijen Onaran
Groß unbeliebt machen muss sich Tijen Onaran eigentlich nicht, gilt sie doch nicht gerade als die populärste Löwin. Bei dem Pitch von MANTI MANTI gibt sie ihren Kritikern aber nochmal ordentlich Futter. Die vorgestellten Kinderbrillen sind ihr zu teuer und würden sozial Benachteiligte ausschließen, sie stellt die Motive der Gründerinnen in Frage und findet sie arrogant. Kurz gesagt, sie ist durchgehend schlecht gelaunt. Judith Williams sieht das komplett anders und ist den Gründerinnen durchaus wohlgesonnen. Die bringen eine Menge Startup- und Medienerfahrung mit: Susann Hoffmann hat zuvor EDITION F mitgegründet, Philippa Koenig war einige Jahre bei AMORELIE tätig. Jetzt suchen sie den Erfolg mit kindgerechten Brillengestellen, die aus einem pflanzlichen Kunststoff auf Basis von Ölbaumsamen gefertigt sind. 28 Business Angels haben bereits investiert, was die Deaklaune der Löwen deutlich senkt. Zudem fühlen sie sich im Brillenmarkt nicht zuhause, also sind alle raus, auch Williams.
FiniBee macht keinen Stich
In der Anfangsphase von „Die Höhle der Löwen“ gab es immer mal wieder Auftritte von völlig überforderten Menschen mit ihren von vornherein zum Scheitern verurteilten Produkten, die manchmal noch gar nicht existierten. Heutzutage sind zumindest nach Meinung der Löwen fast alle Gründerinnen und Gründer „der Hammer“, wenn auch ihre Ideen vielleicht nicht immer die besten sind. Insofern ist der Pitch von FiniBee ein Rückfall in alte Zeiten, denn hier stimmt fast nichts. Am ehesten eventuell noch die Idee, an stark frequentierten öffentlichen Plätzen Ladestationen mit ausleihbaren Powerbanks aufzustellen. Innerhalb eines Jahres hat das Startup mit 35 Locations und 700 Nutzern 3.500 Euro Umsatz gemacht. Warum so wenig? Lag wohl an zu vielen schlechten Locations, lautet die Antwort, an einer guten habe der Monatsumsatz immerhin bei 50 Euro gelegen. Warum solle man den nun unbedingt in FiniBee investieren, lautet die nächste Frage. Darauf fällt dem Gründungspaar Denise Ossenberg und Thomas Hühne auch nichts ein. „Das war der schlechteste Pitch, den je gesehen habe“, fasst Judith Williams zusammen.
Beitragsbild: RTL / Bernd-Michael Maurer