Wenn die Löwen gaffen, nähen, trinken, tanzen und Zähne putzen
Zähne geputzt und getrunken wird immer, deshalb konnten sich Wingbrush und NOVELTEA jeweils einen Deal sichern. Dank Pattarina hätte Frank Thelen nur beinahe in Handarbeiten gemacht und die Gafferwand und das Fitnessprogramm Rock the Billy fanden auch keine Investoren. Mehr dazu wie gewohnt in unserer Zusammenfassung von „Die Höhle der Löwen“.
Bei Wingbrush beißt Dümmel zu
Mut zur Lücke ist gefragt, um bei Wingbrush zu investieren. Oder besser gesagt, Mut zum Zahnzwischenraum, denn da kommt die Erfindung des Zahnarztes Dr. Louis Bahlmann und seinen Mitgründern Burak Dönmezer und Marc Schmitz zum Einsatz. Die Räume zwischen den Zähnen lassen sich nämlich mit herkömmlichen Zahnbürsten nur unzureichend reinigen, dafür benötigt man Zahnseide oder eine Interdentalbürste. Beide Produkte hat Wingbrush im Angebot, jeweils in verbesserter Form. Die Interdentalbürste ist schon seit 2018 im Handel erhältlich und sorgt durch ein spezielles Führungssystem für eine hohe Treffsicherheit bei den Zahnlücken. Dagmar Wöhrl kommt damit trotzdem nicht zurecht.
Die übrigen Löwen stören sich vor allem an der zu hohen Bewertung, die sich aus dem Wunschergebnis von 400.000 Euro für 15 % ergibt. Carsten Maschmeyer hält auch nichts davon, Pappbecher bei Zahnärzten mit Wingbrush-Werbung zu verzieren. Die Zahnarztpraxis sei kein Point of Sale, sondern ein „Point of Fear“. Ralf Dümmel denkt sowieso eher an Regale und will 25 %. Er erwartet ein Gegenangebot und bekommt das auch. Für 20 % ist der Deal geritzt.
Kein Deal in Sicht bei der Gafferwand
Gaffer sind eine Plage. Sie treiben sich an Unfallorten herum, machen Fotos und behindern Sanitäter und Polizisten bei der Arbeit. Dabei kann jeder schnell zum Gaffer werden, denn Neugier ist oft stärker als Vernunft und Rücksichtnahme. Am besten, es gibt erst gar nichts zu sehen. Dafür soll die von dem gelernten Schauwerbegestalter Dieter Mohne entwickelte Gafferwand sorgen. Das ist ein aufblasbarer Sichtschutz, der in Minutenschnelle aufgebaut ist, jedenfalls bei einer Vorführung, die die Löwen auf dem Parkplatz vor dem Studio erleben.
Ob sich das in der Praxis, also in der Hektik einer Notsituation und an einer unübersichtlichen Unfallstelle, tatsächlich so einfach umsetzen lässt, sei mal dahingestellt. Die Idee zumindest kommt gut an, das Geschäftsmodell dagegen weniger. Gut 30 Gafferwände hat der Gründer bisher verkauft. Die potenziellen Kunden sind vor allem öffentliche Einrichtungen, wo die Entscheidungswege ziemlich lang und verschlungen sein können. Das ist nichts für die Investorenriege, die das schnelle Geschäft mit Endverbrauchern sucht.
Pattarina hat den Schnittmusterbogen raus
Wer sich nicht für Nähen interessiert, für den sieht es auf einem Schnittmusterbogen aus wie im Kopf eines Verschwörungstheoretikers. Lauter scheinbar wirr auf dem Blatt verteilte Linien, die immerhin dann einen Sinn ergeben, wenn man sich mit ihnen eingehend beschäftigt. Es kostet allerdings selbst geübten Hobbynähern viel Zeit und Geduld, die Schnittmuster auf Stoffe zu übertragen und dann zurechtzuschneiden. Diese Arbeit soll in Zukunft die App Pattarina von Nora Baum und Markus Uhlig übernehmen. Pattarina projiziert die Schnittlinien über das Smartphone quasi auf den Stoff, wo sie dann nur noch nachgezeichnet werden müssen.
Als Zielgruppe hat das Startup Verlage ausgemacht, die mit Schnittmusterbögen in Zeitschrifen Geld verdienen. Auf dieses „tote Pferd“ will Frank Thelen nicht setzen, er glaubt an modernere Vertriebswege, zum Beispiel über Influencer. Unter diesen Bedingungen und für 25 % bei einem Investment von 100.000 Euro wäre er dabei. Carsten Maschmeyer hat ebenfalls Interesse und verlangt nur 20 %. Das Gründerpaar zieht sich zurück und überlegt und diskutiert und überlegt weiter… Endlich kommen die beiden zurück und handeln Frank Thelen noch auf 22 % runter. Aus dem daraufhin verabredeten Deal wird aber im Endeffekt nichts.
Bei Rock the Billy hats nicht „Zumba“ gemacht
Echte Fans von „Die Höhle der Löwen“ erinnern sich sicherlich noch an twerXout aus der vergangenen Staffel. twerXout war ein Fitnesskonzept, das sich an „Twerking“ orientierte, dem vor allem in Hip-Hop-Videos weit verbreiteten Pogewackle. Die Gründerinnen wollten damit dem Milliardenerfolg Zumba Konkurrenz machen und stießen bei den Löwen auf Desinteresse. Es spricht also wenig dafür, dass Rock the Billy mehr Eindruck hinterlassen könnte. Statt Twerking bilden schon etwas angestaubte, aber unverwüstliche Tanzstile wie Rock ’n‘ Roll und Boogie-Woogie die Grundlage für die Übungen.
Zumindest bringt René Taumberger, einer der Gründer, als vielfacher österreichischer Rock ’n‘ Roll-Meister eine Menge Fachkompetenz mit. Ralf Dümmel und Niels Glagau lassen sich ein paar Schritte zeigen, Frank Thelen ist sich zu „99 Prozent sicher, dass das kompletter Schwachsinn ist.“ Gemeint ist der Plan, ähnlich groß wie Zumba zu werden. Mit 300 auf Rock the Billy geschulten Tanzlehrerinnen und -lehrern ist man davon in der Tat noch weit entfernt. Zu weit für einen Deal. Mal sehen, ob sich in der nächsten Staffel ein weiterer Fitnesstanz aufs Pakett wagt.
Noveltea hat einen im Tee
Lukas Passia und Vincent Efferoth haben eine Schwäche für alles Englische. Während ihrer Studienzeit in Newcastle haben sie sich im Fußballstadion von United kennengelernt und sich mit den Feinheiten der landestypischen Tea Time beschäftigt. Dort könnt sich der kultivierte Brite nicht nur einen feinen Tee, sondern gern auch mal einen feinen Schnapps dazu. Warum also nicht beide Getränke zusammenschütten und als innovativen Drink verkaufen? NOVELTEA heißt die Kreation, mit der die Gründer sich schon in die UK-Version von „Die Höhle der Löwen“ gewagt hatten, in „Dragon’s Den“. Dort waren auch drei Drachen bereit zu investieren, wollten aber 30 % Unternehmensanteile, woran es dann scheiterte.
Jetzt soll es unbedingt klappen, aber das Wunschangebot von 450.000 Euro für 10 % schmeckt den Löwen weniger gut als die angebotenen Drinks (Tee mit Rum, Gin oder Whisky). Der Verkaufspreis von umgerechnet 30 Euro für die große Buddel erscheint auch viel zu hoch. Dafür bekommt man die verwendeten Spirituosen schon pur in guter Qualität. Carsten Maschmeyer zweifelt zudem den Innovationsgrad an, Grog gibt es schließlich schon lange. Bleibt am Ende Dagmar Wöhrl übrig, die einen ziemlich cleveren Deal eintütet. Sie bekommt 15 % und erhält für jede der ersten 450.000 verkauften Flaschen einen Euro aufs Familienkonto. Judith Williams durchschaut das zuerst: Wenn das klappt, bekommt Wöhrl das komplette Investment zurück. Na, dann prost!
Beitragsbild: TVNOW / Frank W. Hempel