Von Löwen, Bären, niedlichen Mädchen und japanischen Soldaten
Die neuste Folge von „Die Höhle der Löwen“ steckte voller Geschichten, leider nicht alle mit Happy End. So konnte das Hamburger Startup Der kleine Knick keinen Deal abschließen. Besser sah es aus für einen Rostschreck, eine nach einer Insel benannten Modemarke und den Frühstücksbrei der drei Bären.
Für Rost brechen jetzt schwere Zeiten an
Wer kennt das nicht: Rostflecken auf Messern und Töpfen, die doch eigentlich blitzeblank aus dem Geschirrspüler kommen sollten. Okay, Frank Thelen kennt das nicht, und auch Judith Williams und Dagmar Wöhrl ist das Problem noch nicht untergekommen. Oliver Rokitta, Erfinder von Rokitta’s Rostschreck, behauptet allerdings, dass bei 70 % der 54 Millionen in Deutschland vorhandenen Spülmaschinen Rostablagerungen zu erwarten sind. Das Zeug kommt beispielsweise aus Wasserrohren oder von angeschlagenen Besteckkörben.
Sein Rostschreck ist ein Magnet, der den Flugrost einsammelt und bis zu 600 Spülvorgänge übersteht. Rokitta, ein Produktberater für Kochgeschirr und Besteck, hat alle technischen und physikalischen Details drauf, sich aber mit einem Businessplan noch nicht beschäftigt. Carsten Maschmeyer ernennt ihn daraufhin zum Investorenschreck. Ralf Dümmel ist da weniger schreckhaft, schließlich war doch gerade von 54 Millionen die Rede. Riesenmarkt also, für 35 % wäre er mit 100.000 Euro dabei. Da muss Rokitta gar nicht überlegen und stimmt zu.
Tinder für Kunst wird weggewischt
Wer mit dem Facebook für Kaninchenzüchter oder dem Airbnb für Schlauchbote an die Öffentlichkeit treten würde, hätte wohl kaum Chancen auf Erfolg. Schon die Verwendung solcher Analogien schreckt eher ab. Das müssen auch Matthias Dörner und Timo Hahn feststellen, die mit wydr ein Tinder für Gemälde präsentieren. Auf ihrem Marktplatz können Künstler ihre Werke vorstellen, die Nutzer der App entscheiden per Wischer nach links oder rechts, ob sie ein Bild mögen oder nicht und es eventuell sogar kaufen möchten.
2016 haben sie damit 20.000 Euro Umsatz gemacht, wovon ihnen selbst nur 6.000 Euro blieben. Trotzdem gehen sie bei der Bewertung sehr optimistisch ran und erhoffen sich 249.999 Euro für 20 %. Judith Williams gefällt die Idee grundsätzlich, vermisst aber die gewisse „Artsiness“. Frank Thelen trifft die allgemeingültige Feststellung „Der App-Markt ist kein Kindergeburtstag“ und ist wie alle anderen raus. An härtsesten geht Carsten Maschmeyer mit wydr ins Gericht. Er nennt die Bewertung „anmaßend“ und den Auftritt eine „Frechheit“. So deutlich wurde lange kein Startup mehr von den Löwen abgefertigt; ein klarer Wischer nach links.
Es fehlte der letzte Knick
„Der kleine Nick“ ist eine zauberhafte Kinderbuchreihe von Asterix-Texter René Goscinny. Das darf hier ruhig mal erwähnt werden. auch wenn das mit „Die Höhle der Löwen“ nicht wirklich etwas zu tun hat. Da ging es nämlich um „Der kleine Knick„, ein Hamburger Startup für ganz besondere Schultüten. Diese Schultüten sehen aus wie Drachen, Dinos oder Einhörner, lassen sich aufstellen und taugen weit über den Tag der Einschulung hinaus als dekorative Spielkameraden.
Als die Pappkreationen von drei Mädchen ins Studio getragen werden, kommen Gründerin Johanna Kettner die Tränen, aber lassen sich die Löwen ebenfalls erweichen und geben ihr und ihrem Partner Tobias Otto die gewünschten 50.000 Euro für 20 %? So einfach ist das leider nicht, denn als es um die Zahlen geht, erklärt Johanna erst umständlich, dass sie 2016 zu spät auf den Markt gekommen sind, und räumt dann ein, nur 200 Stück verkauft zu haben. Schultüten sind eben ein schwieriges Saisongeschäft und kein „Life Changer“ (Maschmeyer), da lässt sich niemand auf den Deal ein.
Geschichten aus Morotai
Morotai ist eine indonesische Insel, die zur Provinz der Nordmolukken gehört. Ihr berühmtester Bewohner war ein Soldat der Kaiserlich Japanischen Armee, den es während des Zweiten Weltkriegs dorthin verschlagen hatte und der sich erst 1974 geschlagen gab. Eine leicht irre Heldengeschichte, die sich gut für die Vermarktung einer Sportbekleidungsmarke eignet. Meint zumindest der studierte Modedesigner Rafy Ahmed und hat sein Label daher MOROTAI genannt. Seine Lebensgeschichte wird in der Sendung als Musterbeispiel für Integration erzählt. Rafy kam als Zweijähriger mit seinen Eltern aus Pakistan und brachte es trotz schwerer Schulzeit bis zum Unternehmer.
Tolles Storytelling auf allen Ebenen also, und auch die puristisch-funktionellen Kleidungsstücke (unter anderem vorgeführt von einem kleinen Mädchen aus der Familie des Gründers) kommen bei den Löwen durchaus gut an. Sie vermissen allerdings das echte Alleinstellungsmerkmal, um sich von der riesigen Konkurrenz abzusetzen. Ralf Dümmel ist zumindest von Rafy und seinen drei Mitstreitern begeistert und bietet 75.000 Euro für 25,1 %. Den Deal macht er aber nicht, denn die Wunschlöwin Dagmar Wöhrl hat mit 100.000 Euro für 20 % nicht nur die besseren Konditionen, sondern mit ihrem Familienunternehmen auch die vermeintlich größere Erfahrung im Textileinzelhandel.
Kein Geldregen für Fairy Snow
Winter is coming bei „Die Höhle der Löwen“; zumindest fängt es dort plötzlich an zu schneien. Nicht in echt natürlich, sondern in künstlich. Der Kunstschnee kommt aus der Rieselmaschine von Fairy Snow, die auch trockenen Regen, Blüten und Konfetti ausschütten kann. Entwickelt hat das patentierte Gerät der Bühnenmeister Axel Stein, der aus gesundheitlichen Gründen leider verhindert und nur in einem Videoeinspieler zu sehen ist. Er wird von seinen Kindern Romy und Leon vertreten.
Die können schon von ersten Verkaufserfolgen berichten und von internationaler Nachfrage von Theatern und Veranstaltern. Die Herstellung dauert allerdings mehrere Wochen, und um den Prozess zu beschleunigen und sich ein Lager leisten zu können, benötigt Fairy Snow 150.000 Euro für 20 %. So richtig zuständig fühlt sich allerdings keiner der Löwen für den Markt für die Maschine. Ralf Dümmel hätte zwar Lust, mit ihr auf Disco-Tour zu gehen, aber keine Zeit. Außerdem sind alle der Meinung, dass ein langsames Wachstum ohne Investor für das Unternehmen der beste Weg wäre. Kein Deal.
Drei Bären überzeugen zwei Löwen
Es war einmal ein kleines Mädchen namens Goldilock, das durch den Wald spazierte und eine von drei Bären bewohnte Hütte entdeckte. Da die Bären gerade nicht zu Hause waren, nutze das Kind die Gelegenheit und naschte von dem Brei, den die Bewohner auf dem Küchentisch stehengelassen hatten. So etwa lautet die Kurzform der bekanntesten Version eines der beliebtesten englischen Märchens. Die 3 Bears sind die Namensgeber eines Startups, das passenderweise den bei den bei den Angelsachsen allseits beliebten Frühstücksbrei Porridge auch in Deutschland populär machen möchte.
Tim Nichols, einer der Gründer, stammt selbst aus England, seine Lebensgefährtin und Mitgründerin Caroline Steingruber hat ihn vor zehn Jahren in Manchester kennengelernt. Inzwischen leben sie in München und haben mit ihrem Porridge bisher in 11 Monaten 120.000 Euro Umsatz gemacht. Die entscheidende Frage zum Unternehmen stellt Frank Thelen: Warum haben die Bären im Firmenlogo keine Augen? Das gefällt ihm so nicht, trotzdem tut er sich mit Judith Williams zusammen. Gemeinsam wollen sie den hierzulande noch sehr kleinen Markt aufrollen und verlangen 30 % für 150.000 Euro. Tim und Carolin möchten noch auf 25 % runter. Das klappt nicht, der Deal schon. „Vom Brexit zum Breakfast“ kalauert der nie um ein Wortspiel verlegene Carsten Maschmeyer zu Abschluss. Die Bären haben übrigens immer noch keine Augen.
Beitragsbild: Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer
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