Volles Lob und halbe Deals bei den Löwen
Wenig Überraschendes in Folge 9 der fünften Staffel von „Die Höhle der Löwen“: Lob über Lob für alle Gründerinnen und Gründer, auch bei bei wenig hoffnungsvollen Produkten. So erfreulich für die Teilnehmer die Urteile der Löwen auch sein mögen, bei den Zuschauern würde zwischendurch etwas weniger Harmonie für mehr Spannung sorgen. Immerhin bleiben am Ende noch die Fragen, wer die Deals macht und ob sie halten. Die Antworten wie immer in unserer Zusammenfassung.
waterdrop hat sein Geschäft nah am Wasser gebaut
Wie eine Luxusvariante des guten, alten Brausepulvers kommt waterdrop daher. Während der Klassiker von Ahoj allerdings nie den Anspruch erhoben hat, geschmacklich besonders edel oder gar gesund zu sein, sieht das bei dem neuen Produkt aus Österreich ganz anders aus. Die Wasserveredelungswürfel von waterdrop bestehen aus Frucht- und Pflanzenextrakten, enthalten keinen Zucker und sind in sechs Geschmacksrichtungen erhältlich. Die tragen Namen wie „Relax“, „Defence“ oder „Boost“ und sollen zu mehr Wasserkonsum animieren. Drei Jahre lang haben die Gründer an ihrem Ergänzungsmittel getüftelt und in der Zeit auf eigenes Einkommen verzichtet, 2017 allerdings schon 750.000 Euro Umsatz gemacht.
Insgesamt elf Gesellschafter sind bereits an dem Unternehmen beteiligt, darunter der Rohstofflieferant mit 27 %. Das schreckt manche Löwen ab. Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl sind trotzdem bereit zu investieren. Sie bieten eine Million Euro und wollen dafür 20 %. Nach zwei Nachverhandlungsrunden einigt man sich auf 12,5 % und eine über drei Jahre laufende Umsatzbeteiligung mit jährlich fallenden Prozentwerten. Davon wird bisher aber nur die Hälfte umgesetzt, das Dümmel-Investment liegt auf Eis, da die ganz große Expansion in Deutschland noch nicht auf dem Plan steht.
Boneguard ist zu gut für einen Deal
„Die Höhle der Löwen“ ist in dieser Staffel ganz schön auf den Hund gekommen. Eine Reihe von Produkten zielt auf die Vierbeiner und ihre Besitzer, so auch der Boneguard. Das ist eine Halterung für Kauknochen, die Hunde so sehr lieben, dass sie sie gern mal verschlucken. Keine gute Idee, denn dann droht Erstickungsgefahr. Der Boneguard verhindert das. Es gibt ihn in vier Größen, dazu hat die Gründerin Sonja Labitzke gleich noch zwölf passende Kausnacks im Angebot. Auf so ein Produkt muss man erstmal kommen, aber bei Sonja ist das kein Zufall. Sie ist seit Jahren Hundeexpertin und hat dazu alle möglichen Fächer studiert, die ihr als Unternehmerin weiterhelfen.
Die Löwen sind von soviel Kompetenz und Engagement begeistert. Als die Gründerin dann noch von ihren bemerkenswerten ersten Umsätzen und dem Lizenzvertrag mit Trixie, dem europäischen Marktführer für Heimtierbedarf erzählt, steht fest: Hier gibt es keinen Deal. Den habe Boneguard nicht nötig. Schade eigentlich, denn Sonja hätte den Ralf Dümmel schon gern dabeigehabt.
RoadAds bringt auch ohne Löwen Werbung auf die Straße
Zu den Dingen, auf welche die meisten Menschen wahrscheinlich gerne verzichten würden, gehören Lastwagen, die auf der Autobahn vor einem herfahren, und omnipräsente Werbung. Trotzdem sieht Andreas Widmann in einer Kombination aus beidem seine große Chance. Er bestückt die Rückseiten von LKWs mit ePaper-Displays, über die sich je nach Ort, Zeit, Wetter und anderen Kriterien geeignete Werbebotschaften anzeigen lassen. Vier Fahrzeuge haben schon eine viermonatige Testphase hinter sich und dabei mit acht Kunden 100.000 Euro Umsatz ermöglicht.
Andreas will allerdings in ganz andere Dimensionen verstoßen und bis 2020 bis zu 2.500 Laster mit der Technologie ausstatten. Das würde dann mal schlappe 25 Millionen Euro kosten. Kein Problem, bei einer überschaubaren Anschubfinanzierung würde sich das durch die zu erwartenden Umsätze und den Cashflow rechnen lassen. Die Löwen sind da allerdings skeptisch. Georg Kofler will das Geschäft trotzden wagen und holt den eigentlich schon ausgestiegenen Carsten Maschmeyer zurück ins Boot. Nach einigem Hin und Her und Anrufen beim Vater, der an dem Unternehmen RoadAds beteiligt ist, einigt man sich auf 750.000 Euro für 25 %. Jedenfalls vorerst, denn hinterher platzt der Deal. Inzwischen ist aber ein neuer Investor eingestiegen.
FitSeat strampelt sich vergeblich ab
Wenn Gründer vielleicht zu viel riskieren, Teil 1: FitSeat. Nach seiner Zeit als Leistungssportler hat Dr. Jan Gumprecht wie Millionen andere auch einen Bürojob gehabt und dabei die meiste Zeit im Sitzen verbracht. „Sitzen ist das neue Rauchen“, zitiert er jetzt, maßlos übertreibend, aber auf jeden Fall irgendwie ungesund. Also hat er mit dem FitSeat einen ergonomisch geformten Stuhl entwickelt, der zudem noch über Pedale wie bei einem Fahrrad-Hometrainer verfügt. Viel Zeit und Geld stecken in der Erfindung, er selbst behauptet, momentan von höchstens 600 Euro im Monat zu leben – wie immer das in seiner Heimat München gehen soll.
Seinen FitSeat könnte er sich könnte er sich jedenfalls nicht leisten, der soll mindestens 1.700 kosten. Ohne höhenverstellbaren Schreibtisch ist er zudem nutzlos. Ein recht teurer Spaß also, weshalb 2017 auch nur 13 Stück verkauft wurden. Der Gründer träumt allerdings von bis zu 700.000 Exemplaren in den Büros des Landes, was ihn glatt zum Umsatzmilliardär machen würde. Daran oder auch nur an einen deutlich bescheideneren Erfolg wollen die Löwen nicht glauben.
Die Babymilchmaschine milquino ist keine Geldmaschine
Wenn Gründer vielleicht zu viel riskieren, Teil 2: milquino. Mehr als 500.000 Euro haben Corinna und Jochen Riedinger bereits in ihre Erfindung gesteckt und dabei einige Schulden angehäuft. Im eigenen Keller schrauben sie ihr Gerät zusammen, das sich als eine Art Kaffeemaschine für Babymilch beschreiben lässt. Auf Knopfdruck oder auch per App sorgt es für die richtige Mischung aus Milchpulver und Wasser, servierfertig für das durstige Baby. Ganz praktisch, für mindestens 239 Euro aber auch kein Schnäppchen.
Zumal der Problemlösungsfaktor nicht besonders hoch ist. Judith Williams erzählt, wie sie immer Babymilch auf Vorrat zubereitet und in der Thermoskanne warmgehalten hat und so jederzeit auf Heißhungerattacken des Nachwuchses vorbereitet war. Die bisherigen Umsätze lassen vermuten, dass die meisten Eltern mit dieser Lösung klarkommen. Auf zwei Messen für Babybedarf konnte das Paar an sechs Tagen nur 80 Geräte verkaufen. Das reicht den Löwen nicht, um zu investieren.
Fugentorpedo zielt mit Dümmel auf den ganz großen Markt
So, die Sendung ist fast rum, es fehlt noch der klassische Dümmel-Deal. Der typische Kandidat hierfür ist ein nicht mehr ganz junger Handwerker, der sich ein Produkt ausgedacht hat, das nun wirklich in jeden Haushalt gehört. Bernd Müller ist 56 und gelernter Fliesenleger, schmutzige Kachelfugen gibt es zweifellos in jeder Küche und in jedem Bad. Wenn jetzt das Produkt noch etwas taugt, ist die Sache eigentlich schon gelaufen. Der Fugentorpedo, den Müller mit seinen Geschäftspartnern Matthias Herrnbröck und Frank Eckert vorstellt, wirkt in drei Arbeitsschritten.
Zunächst fräsen Industriediamanten den ärgsten Dreck weg. Dann sorgt eine Bürste für die Tiefenreinigung. Schließlich lassen sich die frisch gereinigten Fugen mit einem zusätzlich zu erwerbenden Stift noch versiegeln. Der Text im Studio zeigt: Es funktioniert. Alles klar, Ralf Dümmel ist mit 100.000 Euro für 20 % dabei. Fast schon zum Ritual gehört auch, dass Dagmar Wöhrl ebenfalls ein Angebot macht und mit 15 % sogar die besseren Konditionen bietet, aber letztlich gegen den Herrn der Regale keine Chance hat. So wird es vermutlich auch bei den Deals in den letzten drei Folgen sein, die noch auf uns zukommen.
Beitragsbild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer