vilisto gewinnt den Gründergeist-Wettbewerb 2018
Der Gründergeist, der jährliche Businessplan-Wettbewerb der Wirtschaftsjunioren bei der Handelskammer Hamburg, dürfte einer der ältesten Startup-Wettbewerbe Deutschlands sein. Bereits die zwölfte Ausgabe fand jetzt ihr großes Finale, doch dank der tollen Geschäftsideen der Teilnehmer ist er so frisch wie eh und je. Wir waren Medienpartner und fassen zusammen, wer es unter die Top 5 geschafft hat und sich die Siegertrophäen sichern konnte!
Rund 30 Projekte verfolgen die Hamburger Wirtschaftsjunioren. Allein diese alle auch nur ansatzweise vorzustellen wäre also mehr als abendfüllend gewesen. Am 5. Februar stand im Renaissance Hamburg Hotel allerdings ausschließlich der Gründergeist-Wettbewerb im Mittelpunkt. Um die 40 Startups hatten sich im Vorfeld beworben, die fünf vielversprechendsten waren dann zu einem Pitchtraining eingeladen worden und hatten sich vergangenen Samstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit einer Jury präsentiert.
Am Montagabend hatten sie nun die Gelegenheit, sich einem größeren Publikum vorzustellen, und das geschah, wie eigentlich alles bei dieser Veranstaltung: kurz und knackig. Das galt also auch für die einführenden Reden, etwa von Dr. Reiner Brüggestrat, Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, dem Hauptsponsor des Wettbewerbs. Brüggestrat stellte zwei Aspekte modernen Unternehmertums heraus: den Netzwerkgedanken und gesellschaftliche Verantwortung. Gründer von heute sind keine einsamen Genies, sondern Teamplayer, die Menschen für die digitale Transformation begeistern können.
Sofas, Helme und Schilder hindern am Gründen
Solche Gründerpersönlichkeiten gibt es in Deutschland leider noch immer nicht genug. Nikolaus Förster, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins impulse, hat dafür seine ganz eigene Erklärung. Drei Dinge halten demnach den gemeinen Deutschen vom Gründen ab: das Sofa, der Helm und das Verbotsschild. Das Sofa steht dabei für Bequemlichkeit und die Tendenz, lieber vom Zuschauerplatz aus zu kommentieren als selber zu machen. Der Helm symbolisiert übertriebenes Sicherheitsdenken. Förster zeigte dazu ein Bild mit Kindern bei einem Karnevalsumzug, die alle Helme trugen, um von umherfliegenden Bonbons nicht verletzt zu werden. Und das Schild ist ein Zeichen für den deutschen Hang zur Überregulierung. Das Gegenmittel ist das Motto von impulse: Mach es!
Alle 5 Finalisten lösen wichtige Probleme
Und mach es am besten wie die fünf Startups, denen nun die volle Aufmerksamkeit gehörte. Den Reigen eröffnete „Hamburgs größtes Unternehmen für alpine Sicherheitstechnik“, wie Gründer Konstantin Kollar Bluebird Mountain leicht selbstironisch bezeichnete. Mit seiner patentierten Drohnentechnologie kann das Unternehmen Leben von Lawinenopfern retten, und PowderBuddy, so heißt die Drohne, lässt sich auch in anderen Krisen- und Katastrophensituationen hilfreich einsetzen.
Beim Pitch am Wochenende hatte Bluebird Mountain noch ein Video gezeigt, das einen visuell in die Lage einer von einer Lawine verschütteten Person versetzte. Eine äußerst beängstigende Situation und damit gar nicht so weit weg von dem, womit sich Sympatient beschäftigt. Dieses junge Startup hat sich nämlich der Bekämpfung von Angststörungen verschrieben. Dabei setzt es modernste Technologien ein. Wer sich bisher gefragt hat, ob man Virtual Reality und 360 Grad-Videos wirklich braucht, bekommt von Sympatient die passende Antwort.
Ganz auf der Höhe der Zeit ist auch vilisto. Hier geht es Energiesparen, und zwar im großen Stil, denn das Startup spricht mit seinen selbstlernenden Thermostaten vor allem Unternehmen an. Das Geschäft läuft schon so gut, das an diesem Abend nur Gründer Christoph Berger anwesend war; der Rest des Teams musste arbeiten, wie er augenzwinkernd anmerkte. Was vilisto macht, fällt in die Kategorie „Smart Home“ oder „Smart Office“ und hat auch viel mit „Big Data“ zu tun. Großes Ziel ist es, das Facilitymanagement insgesamt zu digitalisieren.
Was nützt allerdings ein optimal beheiztes Büro, wenn Luftqualität nicht stimmt. Die hat nämlich entscheidenden Einfluss auf die Arbeitsleistung, wie Robert Heinecke, einer der Gründer von Breeze, erklärte. Breeze bietet Sensoren und Software für die Analyse von Luftdaten, in Räumen genauso wie außerhalb. Damit widmet sich das Startup einem Problem, das weltweit jährlich Billionen kosten, und zudem vielen Menschen das Leben.
Ein nicht ganz so ernstes Problem, das aber auch so ziemlich jeden beschäftigt, versucht CiDO zu lösen. Paketboten stehen oft vor verschlossenen Türen, was dazu führt, dass Kunden ihre Onlinebestellungen irgendwo abholen müssen und damit der Vorteil der Lieferung nach Hause entfällt. CiDO macht nun den Barcode auf den Paketen zum Türöffner und spart damit viel Zeit und Geld. Julian Wulf, einer der Gründer, besitzt übrigens nicht nur einen, sondern sogar vier Helme, was ihn aber nicht vom Gründen abgehalten hat.
vilisto, Sympatient und CiDO heißen die Hauptgewinner
Und dann ging es auch schon zur Preisverleihung. Den dritten Platz holte sich CiDO, verbunden mit 1.500 Euro und einer Beratung von der Wirtschaftprüfungsgesellschaft Clostermann & Jasper. Silber ging an Sympatient, gleichbedeutend mit 2.500 Euro Preisgeld und Beratung durch die Kanzlei BRL. Für den Hauptpreis in Höhe von 6.000 Euro, gestiftet von der Hamburger Volksbank, hatte die Jury vilisto auserkoren. Herzlichen Glückwunsch an alle Sieger und Finalisten, die wieder einmal bewiesen: In Sachen Gründergeist hat Hamburg eine Menge zu bieten!