UrbView will mit KI Städte sicherer machen
Kann künstliche Intelligenz die Stadtplanung optimieren und dabei die Kriminalitätsrate senken? Das Hamburger Startup UrbView ist überzeugt davon und hat für seinen Ansatz, die Städte zu einem sichereren Ort für alle zu machen, schon viel Lob und Preise erhalten.
Künstliche Intelligenz kann bei der Stadtplanung helfen, Menschen, die wegen ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung verbal und körperlich angegriffen werden, besser zu schützen. Mit dieser Idee bewarb sich die Medizinwissenschaftlerin Elnaz Nouri Anfang 2022 bei dem Online-Hackathon CitizensHack 2022 und schaffte es ins Finale. Zum Sieg hat es zwar nicht ganz gereicht, dafür konnte viel Lob einsammeln und zwei weitere Mitstreiter für ihr Projekt gewinnen, das damals noch den Namen YourView trug: Gerard Jover Pujol und Adrià Molina, IT-Experten aus Barcelona.
Wenige Wochen später komplettierte die Kriminologin Franziska Vogg das Gründungsquartett des Startups, das sich jetzt UrbView nennt. Dessen Ziel ist es, einen neuen Blickwinkel bei der Planung von Städten zu ermöglichen. UrbView möchte dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft sicher genug fühlen und sich frei in ihrer Stadt bewegen können. Dazu können Faktoren beitragen, die jeder für sich vielleicht weniger bedeutend erscheinen, in der Summe aber einen großen Unterschied machen können.
Kleine Änderungen können einen großen Unterschied machen
Ein entscheidender Punkt ist die Übersichtlichkeit. Vereinfacht gesagt geht es darum, ob ein potenzieller Straftäter an einem Ort leicht gesehen werden kann oder Möglichkeiten hat sich zu verstecken. So spielt es eine Rolle, ob man eine Bushaltstelle an einer belebten Kreuzung einrichtet oder in einer Nebenstraße, in der vor allem in der Nacht kaum Verkehr herrscht. Auch die Platzierung und die Höhe von Büschen ist relevant oder der Abstand von Laternen für die Straßenbeleuchtung.
Selbstverständlich gibt es bereits heute eine Vielzahl von Regeln und Vorschriften, die bei der Stadtplanung beachtet werden müssen. Die Sicherheitsaspekte, die UrbView adressiert, sind dabei aber nur zum Teil oder indirekt berücksichtigt. Auch fehlt die Verifizierung durch valide Daten. Da das Bewusstsein für die Thematik wächst, stößt das Startup vielerorts auf positive Resonanz. Zwei Zielgruppen hat es im Visier. Da wären zum einen Städte und Gemeinden, die primär für die Stadtplanung zuständig sind. Zum anderen aber auch private Firmen, die an Ausschreibungen für öffentliche Aufträge teilnehmen und sich einen Vorteil davon versprechen, wenn sie ihre Planungskonzepte mit Auswertungen mithilfe künstlicher Intelligenz begründen können.
UrbView ist bereits mehrfach preisgekrönt und gefördert
Nicht nur lobende Worte, sondern konkrete Unterstützung hat UrbView fast von Beginn an erhalten. So half beyourpilot, die Gründungsplattform der Hamburger Hochschulen, dem Team dabei, die ersten Schritte als Startup professionell anzugehen. Im Oktober 2022 gewann UrbView den mit 3.000 Euro dotierten Social Impact Award. Wenige Tage später, genauer gesagt am 1. November, erfolgte die Auszeichnung mit dem Innovation in Digital Equality Award (IDEA) im Hamburger Rathaus. Den Förderpreis in Höhe von insgesamt maximal 25.000 Euro erhielt außerdem das Startup Saferspaces. Mit IDEA honoriert und fördert der Senat Innovation und Engagement im Bereich der Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit im digitalen Raum.
Und es gab noch ein weiteres Erfolgserlebnis für UrbView in diesem an Höhepunkten reichen Herbst 2022. Das Team konnte nämlich einen Platz in dem Accelerator AI.STARTUP.HUB ergattern und durchlief dort ein sechsmonatiges Förderprogramm. Gut vernetzt ist UrbView also mittlerweile, jetzt gilt es die Kontakte zu nutzen, um den Datenbestand weiter auszubauen. Bei jeder künstlichen Intelligenz besteht die größte Herausforderung darin, auf einen Datenpool zurückgreifen zu können, der sowohl quantitativ als auch qualitativ den Ansprüchen gerecht wird. In diesem Fall ist das Thema besonders komplex, da sowohl Informationen zu städtebaulichen Belangen einfließen müssen als auch solche, die mit kriminellen Handlungen zusammenhängen.
Daher intensiviert UrbView gerade die Suche nach Kooperationspartnern und hat dabei das Augenmerk besonders auf den öffentlichen Nahverkehr gerichtet. Hier ist das Sicherheitsbedürfnis besonders groß und erforderliche Maßnahmen wären relativ unkompliziert umzusetzen. Wenn das in Hamburg geschehen könnte – umso besser, denn das internationale Team setzt auf die Hansestadt als Pionier bei der Stadtplanung.
Beitragsbild: UrbView bei der IDEA-Preisverleihung (Foto: Catrin-Anja Eichinger)
Alle sonstigen Fotos: UrbView