Unternehmerwissen Konferenz: Der Mix macht’s
Erfolgreiche Konferenzen kann man monatelang vorausplanen und dann mit einem riesigen Team über die Bühne bringen. Oder aber zu dritt innerhalb weniger Wochen aus den Boden stampfen. Das auch letztgenannte Methode durchaus funktioniert, hat vergangenen Samstag die Unternehmerwissen Konferenz im Hamburger Mindspace bewiesen.
Das Trio, das dieses Kunstsück fertiggebracht hat, bilden Miriam Bundel, Rayk Hahne und Stefan Wurl, die alle schon Erfahrungen als Unternehmer gesammelt haben. Die dabei entstandenen Kontakte halfen ihnen, das Speakerfeld zusammenzustellen. Den Anfang machte allerdings Rayk selbst, der als Podcaster regelmäßig Tipps gibt und dem Publikum empfahl, sich feste Ziele setzten. Zum Beispiel, sieben Tage in Folge 30 Liegestütze zu machen oder den Tag damit zu beginnen, „einen Frosch zu essen“, also eine besonders unangenehme Aufgabe zu erledigen.
Überzeugender Themenmix, mehr Frauen gewünscht
Das dann folgende Programm überzeugte vor allem durch seine große Vielfalt. Da gab es Beiträge zu aktuellen Themen wie Kryptowährungen und der neuen Arbeitswelt ebenso wie zu Dauerbrennern wie Onlinemarketing. Persönliche Erfahrungsberichte wechselten sich mit reinen Fachvorträgen auf. Während es bei denen betont sachlich zuging, eskalierten bei Alexander Segmüller die Emotionen. Der CEO von EWheelMotion sprach mit großer Leidenschaft über Glück und den Sinn des Lebens, lieferte einen halben Striptease ab und brachte das Publikum zum Springen.
Es war also für jeden etwas dabei, mit einer Einschränkung: Frauen fanden auf der Bühne kaum statt. Einzige Speakerin war Vanessa Niemann vom Bundesvorstand Junge Unternehmer, die über die Möglichkeit informierte, die Nachfolge von mittelständischen Unternehmen zu übernehmen, statt selbst zu gründen. Dazu kamen noch die drei Ladies von Pausenkicker, die mit ihrem Gesundheitsentertainment das Rahmenprogramm bereicherten. Das war es auch schon.
Die Idee entstand vor wenigen Wochen, das nächste Event ist schon geplant
Das Problem haben viele Events dieser Art, und man muss bedenken, dass die Unternehmerwissen Konferenz ein absoluter Schnellschuss gewesen ist; die Idee entstand erst wenige Tage vor Weihnachten. Die Frauenquote bleibt trotzdem ein Thema, dessen Bedeutung den Machern durchaus bewusst ist. Vielleicht sieht sie bei der Folgeveranstaltung schon ganz anders aus, die für den 21. März im Vorfeld der Online Marketing Rockstars geplant ist.
Aber zurück zur Konferenz vom 28. Januar und dem nächsten Veranstaltungsteil. In zwei Sessions standen jeweils fünf Workshops zur Auswahl, in denen schon in den Vorträgen angesprochene Themen vertieft oder neue ausgiebig vorgestellt wurden. Dabei stand immer der praktische Nutzen für die teilnehmenden Unternehmerinnen und Unternehmer und solche, die es werden wollen, im Fordergrund. Wertvolle Erfahrungen vermittelten aus der Hamburger Startup-Szene Marco Langhoff von eatclever („Product-Market Fit“) und Felix Leonardt von purefood/Lycka („Unternehmen mit Sinn“).
Zum Schluss gab es dann noch zwei echte Höhepunkte. Kai Elmendorf ist Vizepräsident der Handelskammer Hamburg, aber das stand nicht im Mittelpunkt seines Auftritts. Viel interessanter ist auch seine Unternehmergeschichte. Kai stammt aus einer traditionsreichen Kornbrennerdynastie, doch Anfang des Jahrtausends endete eine Ära; er musste das Familienunternehmen, das zu besten Zeiten zweieinhalb Millionen Flaschen absetzen konnte, in kürzster Zeit komplett abwickeln. Der Korn ließ ihn allerdings nicht los, weshalb er jetzt unter seinem Namen einen Edelkorn für 28 Euro produziert, in einer Auflage von vorerst 2.500 Flaschen im Jahr.
Zum Schluss ein echter Headliner
Und dann kam der Headliner. Den Begriff kennt man sonst eher von Musikfestivals, aber bei Michael Kurth ist er absolut angebracht. Bekannt ist Michael nämlich in erster Linie unter seinem Künstlernamen Curse. Als Rapper hat er eine erfolgreiche Karriere hingelegt. Die machte ihn aber längst nicht so glücklich wie erhofft, weshalb er anfing sich mit Meditation und Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen. Inzwischen ist er Coach, frischgebackener Buchautor und auch wieder Musiker.
Einer wie Curse hat natürlich richtig viel zu erzählen, da reichte die Zeit kaum aus. Unter anderem gab er den Ratschlag im Privat- und Berufsleben nicht immer unterwegs zu sein, als sei man auf der Flucht. Bleibt man nämlich mal stehen und dreht sich um, wird man feststellen, das da gar keiner hinter einem her ist. Wichtig sei es auch, bei einem Startup-Team wie bei einer Band herauszufinden, ob man wirklich eine gemeinsame Vision hat. Erfolg zum Beispiel definiert jeder auf seine Weise.
Das war nur eine von vielen Erkenntnissen, die die Teilnehmer der Unternehmerwissen Konferenz mit nach Hause nehmen konnten. Ob sich der Besuch insgesamt gelohnt hat, muss natürlich jeder für sich entscheiden, aber gemessen an den Reaktionen noch am Tag selbst und später auf Facebook war die Veranstaltung ein Erfolg. Für ein Debüt, das zudem in kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurde, gab es erstaunlich wenige Kinderkrankheiten. Weitere Veranstaltungen sind wie gesagt geplant, auch über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus. Da darf man auf jeden Fall gespannt sein!
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