SXSW: über die Landwirtschaft und die Küche der Zukunft
Das SXSW-Festival in Austin, Texas ist Geschichte, aber die Themen, die dort behandelt wurden, bleiben natürlich weiter auf der Tagesordnung. Unsere Ernährung zum Beispiel, die auch im Mittelpunkt des von Hamburg Startups ausgerichteten Food Innovation Camps stehen wird. Heute bieten wir einige Ausblicke auf die Landwirtschaft und die Küche der Zukunft.
Im Jahr 2050 werden deutlich mehr als neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die genaue Zahl kann natürlich niemand genau vorhersagen, aber dass diese Schwelle überschritten wird, wahrscheinlich schon deutlich früher, ist unumstritten. Eine der drängendsten Fragen ist die ausreichende Ernährung dieser Menschen. Selbst bei gerechter Verteilung aller Nahrungsmittel, die in der Realität schon heute nicht gewährleistet ist, droht etwas, das George Cantor als „The 2050 Problem“ bezeichnet.
George Kantor ist Wissenschaftler an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh und beschäftigt sich mit künstlicher Intelligenz und Robotik. Seine Kenntnisse aus diesen Fachbereichen möchte er einsetzen, um zur Problemlösung beizutragen. Das Problem steckt in der Diskrepanz zwischen der Bevölkerungsentwicklung und der Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft. Die hält unter den momentanen Bedingungen nicht Schritt mit dem Wachstum der Bevölkerung, schon gar nicht in den Entwicklungsländern. Die Lücke lässt sich auch durch den Verbrauch von noch mehr Ressourcen, wie Wasser und Land, nicht schließen. Sie sind schlicht nicht vorhanden.
Künstliche Intelligenz (KI) könnte da Alternativen bieten, wobei Kantor bei seinem Vortrag während der SXSW-Konferenz in Austin, Texas gleich zu Beginn ein wenig die Luft aus dem Begriff KI lässt. Schließlich werden dabei nur Zahlen eingegeben und zu neuen Zahlen verarbeitet, nur mit wesentlich mehr Zahlen und Verknüpfungen als bei herkömmlichen Rechenprozessen. Mit echter Intelligenz habe das wenig zu tun, vielmehr nutze er die Möglichkeiten der KI wie einen Werkzeugkasten.
Sensoren erfassen das Erntegut und seinen Zustand
In dem befinden sich auch selbstfahrende Fahrzeuge und Drohnen, die regelmäßig Felder oder Weinberge scannen. Mit hochsensiblen Sensoren können sie beispielsweise jedes Blatt und jede Frucht erfassen. Nicht nur die Zahl wird dabei ermittelt, auch die Farbe und Größe von Früchten spielt eine Rolle. Aus dieser Masse an Daten lassen sich Vorhersagen über Ertrag und Zeitpunkt der Ernte treffen und Maßnahmen ergreifen, falls es zu Komplikationen kommt. Die Sensoren erkennen nämlich auch, wenn Pflanzen von Schädlingen oder Krankheiten befallen werden. Zudem lässt sich die optimale Bewässerung berechnen.
Das ideale Ergebnis längerfristiger Datenanalyse wären häufigere und ertragreichere Ernten bei gleichzeitig geringerem Ressourcenverbrauch. Nun ist nicht jeder Landwirt in der Lage, diese komplexe Technologie einzusetzen, schon gar nicht in armen Ländern, wo sie eigentlich am dringendsten benötigt würde. Allerdings lassen sich die Resultate in allgemeingültige Prozesse übertragen. Einen darauf basierenden Leitfaden können auch unter einfachen Verhältnissen arbeitende Farmer umsetzen.
Von nicht ganz so existenzieller Bedeutung ist die Frage, wie es in der Küche der Zukunft zugehen wird. Dafür ist den meisten der Kühlschrank sicherlich näher als der Kartoffelacker, also ist auch ihre Beantwortung von großem Interesse. Eines gleich vorweg: Der Massenmarkt für Roboter, die uns die Eier aufschlagen und das Gemüse kleinschneiden, wird noch eine Weile auf sich warten lassen. Da war sich die Gesprächsrunde einig, die in Austin unter der Überschrift „Meet the Kitchen of the Future: Trends in Food Tech“ zusammengefunden hatte.
Das könnte dann der nächste echte „Mikrowellen-Moment“ werden. Auf dem Podium wurde nämlich die These vertreten, die Mikrowelle sei die letzte wirkliche Revolution in der Küche gewesen. Dabei spielten elektromagnetische Wellen eine Rolle, und die kommen auch beim Dialoggaren zu Einsatz. Bei dieser neuen Kochmethode dringen die Wellen von Beginn an ins innere der zu garenden Lebensmittel ein – anders als bei der Mikrowelle – und beschleunigen so den Prozess.
Beim Dialoggaren „spricht“ der Herd mit dem Essen
Sensoren messen dabei ständig den Zustand der Speisen und regulieren dementsprechend die Garung – der Dialog findet also zwischen Kochgerät und zu kochendem Produkt statt. Es ist sogar möglich, unterschiedliche Lebensmittel mit unterschiedlichen Garzeiten gleichzeitig zuzubereiten. Die Energiezufuhr lässt sich punktgenau steuern. Das ist alles keine Zukunftsmusik, Miele will den Dialoggarer noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.
Auch in anderer Hinsicht soll Dialog in der Küche der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Küche weiß nämlich, was an Zutaten gerade vorhanden ist, und macht daraus Rezeptvorschläge. Die können gern mal etwas ungewöhnlicher ausfallen, denn multifunktionale Küchenmaschinen werden die Zubereitung komplizierterer Gerichte erleichtern. So jedenfalls in der Theorie, denn letztlich entscheidet der Verbraucher, und der hat sich beim Kauf smarter Kühlschränke und ähnlicher Erfindungen bisher doch sehr zurückgehalten.
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Am 2. Juli veranstaltet Hamburg Startups in Kooperation mit dem StartupSpot zum zweiten Mal das Food Innovation Camp in der Handelskammer Hamburg. Das erste Food Innovation Camp 2017 war bereits ein großer Erfolg: über 1100 Besucher, 78 Aussteller, über 500 Matchmaking-Gespräche zwischen Food-Startups und Entscheidern aus Handel und Gastronomie und auch Investoren, spannende Vorträge und die Preisverleihung des ersten Hamburger Food Awards belegen das. Und das erwartet die Besucher 2018:
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Beitragsbild: Roboterfahrzeug zur Ernteanalyse (Foto: Carnegie Mellon University)