travellair – klimafreundlich verreisen ohne Mehrkosten
Reisen erweitert den Horizont, heißt es, und gerade die Deutschen lieben es zu verreisen. Manchem kommt allerdings dabei in letzter Zeit das schlechte Umweltgewissen in Quere, zumindest, wenn es ums Fliegen geht. Der CO2-Ausstoß lässt zwar sich über eine Spende kompensieren, doch nur wenige tun das tatsächlich. Das Hamburger Startup travellair bietet nun die Möglichkeit, klimaneutrale Flugreisen zu buchen, ohne mehr zu bezahlen.
Seinen ersten Schritt in die Selbständigkeit wagte der gelernte Veranstaltungskaufmann Johnannes Kröger im Jahr 2011. Er organisierte Veranstaltungen und kümmerte sich um das Catering beispielsweise bei Filmproduktionen. Auf Dauer lohnte sich das aber finanziell nicht, also nahm er zwei Jahre später wieder einen festen Job an. Zugleich begann er ein BWL-Studium. Für seine Bachelorarbeit beschäftigte er sich mit dem Buch „Das grüne Paradoxon“ des Wirtschaftswissenschaftlers Hans-Werner Sinn. Die darin vertretene These fasst Sinn auf seiner Webseite so zusammen:
„Das grüne Paradoxon“ lieferte den ersten Denkanstoß
„Mit unserer Energiesparpolitik können wir das weltweite Angebot an Kohlenstoff nicht aushebeln. Wir mindern lediglich partiell die Nachfrage und verringern dadurch den Anstieg der Weltmarktpreise, mehr nicht. Damit verschlimmern wir das Problem vermutlich noch. Immerhin müssen die vorhandenen Ressourcen irgendwann aus der Erde herausgeholt werden, wenn man sie verwerten will. Bedrohen wir die Ressourcenbesitzer mit einer immer grüner werdenden Politik, die ihnen das zukünftige Geschäft kaputtmacht, kommen sie der Bedrohung zuvor und fördern ihre Bodenschätze nur noch schneller. Statt den Klimawandel zu bremsen, beschleunigen wir ihn. Das ist das grüne Paradoxon.“
Man kann dieser These zustimmen oder nicht, jedenfalls brachte sie Johannes dazu darüber nachzudenken, wie er sich mit einem umweltfreundlichen Geschäftsmodell selbstständig machen könnte, das wirklich funktioniert. Zunächst zog er eine Art klimaneutrales Kaufhaus in Betracht, dann konzentrierte er sich auf die Tourismusbranche. Flugreisen verursachen bekanntlich besonders viel CO2 und es gibt eine Reihe von Anbietern, die einen Ausgleich ermöglichen, indem man über sie Klimaschutzprojekte unterstützt. Einen Flug von Hamburg nach Mallorca und zurück berechnet beispielsweise atmosphair mit 11 bis 13 Euro.
Den entscheidenden Impuls setzte die Geburt der Tochter
Eigentlich kein Betrag, der ein spürbares Loch in die Urlaubskasse reißt, aber der gute Vorsatz scheitert oft schon an den kleinsten Hindernissen. Etwa daran, für die Kompensation eine zusätzliche Webseite aufsuchen und einen weiteren Bezahlvorgang durchführen zu müssen. Bei travellair, dem Startup von Johannes, genügt ein einziger Buchungsprozess. Den letzten Ausschlag, diese Idee in die Tat umzusetzen, gab die Geburt seiner inzwischen fünf Monate alten Tochter und die damit verbundene Verantwortung für ihr zukünftiges Leben. Zunächst machte er sich dran, eine einfache Seite mit WordPress zu bauen. Sie bildete die Basis für das, was heute noch zu sehen ist.
Natürlich ist travellair kein eigenes Reiseunternehmen. Nicht erst seit der Insolvenz von Thomas Cook ist bekannt, wie schwierig die Branche ist und dass es auch die etabliertesten Unternehmen treffen kann. travellair arbeitet mit travianet zusammen, einem führenden Anbieter für Reise-Partnerprogramme. Dank dieser Partnerschaft haben travellair-Kunden Zugriff auf über 120 Reiseveranstalter, die Plattform funktioniert wie andere Online-Reisebüros auch. Die Kunden suchen sich dort ihre Wunschreise aus. Die eigentliche Buchung und Abrechnung erfolgt dann über travianet und ist dort abgesichert.
50 % der Provision gibt travellair weiter
travellair erhält für jede gebuchte Reise eine Provision. Die steckt Johannes aber nicht vollständig in die Tasche seines Startups, sondern spendet die Hälfte an die Organisation Plant-for-the-Planet, die überall auf der Welt Bäume pflanzt. Diesen Spendenbetrag schlägt travellair also nicht auf den Reisepreis auf. Kunden zahlen keinen Cent mehr als bei den üblichen Plattformen und leisten trotzdem einen Beitrag zum Klimaschutz.
Offiziell nnline gegangen ist Johannes erst im September 2019. Bei dem Geschäftsmodell ist schneller Profit nicht zu erwarten und auch nicht das vordringliche Ziel. Deshalb behält er vorerst seinen Vollzeitjob und versucht, Schritt für Schritt die Bekanntheit von travellair zu steigern. Helfen könnte dabei eine geplante Crowdfunding-Kampagne. Bis Ende 2020 möchte er in der DACH-Region so präsent sein, dass sich das mit bescheidenem Eigenkapital auf die Beine gestellte Startup trägt. Wenn bis dahin dank travellair auch ein weiteres Stückchen Wald gewachsen ist, ist das dann weit mehr als ein angenehmer Nebeneffekt.