traceless materials: „Wir haben hier unheimlich viel Starthilfe bekommen!“
Kaum ein Hamburger Startup hat in den letzten zwei Jahren so für Furore gesorgt wie traceless materials von Johanna Baare und Dr. Anne Lamp. Es war bundesweit das meistprämierte Startup 2021 und wurde kürzlich für den Deutschen Gründerpreis 2022 nominiert. Das alles für einen vollständig kompostier- und abbaubaren Biokunststoff, der Plastik ersetzen kann. In unserer Reihe von Interviews mit Mitgliedern des Hamburg Startups Clubs erfahrt ihr, wie traceless materials das hiesige Ökosystem beurteilt und was für die Zukunft geplant ist.
Welche Hoffnungen und Wünsche verbindet ihr mit der Mitgliedschaft im Hamburg Startups Club?
Generell freuen wir uns sehr darauf, endlich wieder etwas mehr in Austausch mit anderen Startups zu treten. Dazu hatten wir in den vergangenen rund zwei Jahren, also während der intensiven Gründungsphase, einfach kaum Zeit und Gelegenheit. Der Club bietet die Möglichkeit, sich nun recht einfach umzusehen, was da in Hamburg noch so passiert – und idealerweise natürlich in Kontakt zu treten, und sich in der realen Welt zu treffen. Unsere zweite Hoffnung: Talentakquise! Mit dem Team steht und fällt einfach alles, daher ist die Suche nach qualifizierten, motivierten Mitarbeitenden für uns wirklich ein wichtiges Anliegen. Und über lokale Netzwerke erreichen wir natürlich mehr, und vor allem die richtigen Menschen!
Was sind aus eurer Sicht die wichtigsten positiven Seiten des Hamburger Startup-Ökosystems?
Wir haben hier unheimlich viel Starthilfe bekommen: Förderung durch Call for transfer und InnoRampUp, Support vom Startup Dock und Hamburg Innovation, und natürlich von der TUHH – das war in der Anfangsphase entscheidend. Gerade für ein “hardware basiertes” Startup wie unseres, wo man nicht einfach mit ein paar Laptops loslegen kann. Außerdem haben wir den Eindruck – auch wenn wir keinen Vergleich zu anderen Städten haben – dass die Stimmung untereinander hier ziemlich entspannt ist. Zum Beispiel gibt es in Hamburg ja mehrere Teams, die wie wir an Lösungen für die Plastikverschmutzung arbeiten, und wir finden es toll dass wir uns gegenseitig nicht als Konkurrenz sehen, sondern uns austauschen, gegenseitig pushen und voneinander lernen.
Wo hat eurer Meinung nach das Hamburger Startup-Ökosystem noch Nachholbedarf?
Generell muss die Transformation von der Wissenschaft in die Unternehmensgründung noch mehr systematisch gefördert werden – und zwar in ganz Deutschland. Hamburg steht da möglicherweise im Vergleich noch ganz gut da, das können wir nicht abschließend beurteilen. In der kritischen Übergangsphase zwischen Universität und eigenständigem Startup bewegt man sich oft in einer rechtlichen und finanziellen Grauzone – sowohl Gründer:innen und erste Mitarbeitende, als auch die beteiligten Institute. Dank sehr viel Vertrauen, Engagement und persönlicher Unterstützung ist es für uns wirklich gut gelaufen, aber von all dem sollte der Erfolg einer zukunftsweisenden Gründungsidee natürlich nicht abhängen. Das können wir uns angesichts der großen Herausforderungen, die unserer Gesellschaft bevorstehen, einfach nicht leisten. Wir brauchen exzellente Ideen direkt aus der Forschung, nur damit schaffen wir die sozialen und ökologischen Transformationen, die nötig sind. Z.B. in den USA ist es viel selbstverständlicher, aus dem akademischen Kontext heraus zu gründen.
Wie sind die Pläne und Perspektiven für euer Startup für die nächsten 12 Monate?
Unser Team ist dieses Jahr auf stolze 21 Mitarbeitende angewachsen – unglaublich, dass wir erst im Herbst 2020 gegründet haben. Mittlerweile läuft unsere Pilotanlage, auf der wir unsere Biomaterialien produzieren. Auch die Produktentwicklung geht in großen Schritten voran. Dieses Jahr testen wir unsere Materialien in ersten Pilotanwendungen, z.B. zusammen mit dem Hamburger Onlinehändler OTTO. Und unsere Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten bereits an der nächsten Technologie-Skalierung, das heißt unserer nächstgrößeren Produktionsanlage.
Last but not least steht dieses Jahr auch unsere Series A-Investmentrunde an. Die To-Do-Liste wird also eher länger statt kürzer, und langsam aber sicher verlassen wir den “Welpenschutz” – mit der Anerkennung und den ersten Erfolgen steigt natürlich auch der Erwartungsdruck. Sicher werden wir auf Hindernisse stoßen, und es wird nicht alles immer glatt laufen – aber wir sind zum Glück mittlerweile ein wunderbares und eingespieltes Team, und haben ein tolles Kunden- und Partnernetzwerk. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir Lösungen finden werden! Eins ist sicher: Langeweile wird in den kommenden 12 Monaten nicht aufkommen.
traceless materials ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Hier könnt ihr erfahren, wie ihr euch für eine kostenlose Mitgliedschaft bewerben könnt!
Beitragsbild: die Gründerinnen Johanna Baare und Dr. Anne Lamp
Fotos: traceless materials