Tipps und Trends vom OMR Festival 2023
Mehr 70.000 Gäste, über 800 Speakerinnen und Speaker auf sieben Bühnen, mehr als 240 Masterclasses, eine Expo mit rund 1.000 Ausstellern und Partnern – das OMR Festival brach mal wieder alle Rekorde und bestätigte seinen Ruf als internationales Leuchtturm-Event für Hamburg. Unmöglich, da eine erschöpfende Zusammenfassung zu verfassen. Also versuchen wir es gar nicht erst und fokussieren uns auf eine Sammlung von Trends und Tipps, die auch für Startups hilfreich sein können.
Der Klassiker: State of the German Internet
Erstmals existierte beim OMR Festival in diesem Jahr nur eine Ticketkategorie, Kostenpunkt: 399 Euro. Ein stolzer Preis, dafür gab es aber für niemanden Zugangsbeschränkungen, es sei denn, die Halle war voll. So wie einem Programmklassiker, dem „State of the German Internet“. Der bietet eine Menge Tipps und Tricks, deren Anwendung das Eintrittsgeld mindestens wieder reinholen sollte, so das Versprechen von OMR-Macher Philipp Westermeyer. Natürlich hat er die Inhalte nicht allein zusammengestellt, dahinter steckt ein ganzes Team, für das stellvertretend Chefredakteur Roland Eisenbrand ebenfalls auf die Bühne durfte.
In den vergangenen Jahren gingen die Börsenkurse der großen Digitalunternehmen stets nach oben. 2022 gab es erstmals leichte Verluste, in Deutschland ebenso wie in China und den USA. Haben die Giganten wie Apple, Amazon und Co. ihren Zenit bereits überschritten? Sicher ist das nicht, aber es gibt einige Gründe, warum sie sich schwerer tun als bisher, unter anderem, weil sich ihre Geschäftsbereiche immer mehr überschneiden und sie sich gegenseitig Konkurrenz machen. Überhaupt wird die Konkurrenz immer größer, Onlinewerbung fokussiert sich längst nicht mehr nur auf Google und Facebook. Und mit TikTok gibt es einen neuen Platzhirsch, der die kulturellen Trends setzt. Dazu später mehr.
Die Gewinner und Verlierer aus der Digitalwelt
Zunächst einmal geht es um die Gewinner und Verlierer der letzten Monate, ausgewählt vom OMR-Team. Auf der Gewinnerseite stehen definitiv die Preise der Übertragungsrechte für Sportereignisse. Die liegen längst im Milliardenbereich und zwischen diversen Streaminganbietern ist ein regelrechter Bieterkrieg ausgebrochen. Wegen der Fragmentierung des Marktes zählen die Sportfans allerdings eher zu den Verlierern. Ganz im Gegensatz zu den Fans von YouTube. Dort werden die Videos immer hochwertiger, haben oft höhere Produktionskosten als herkömmliche TV-Sendungen und erreichen damit ein Millionenpublikum. Die Gewinnerbranche des Jahres ist „Climate Tech“, rund 25 % der VC-Gelder weltweit flossen in diesen Bereich. Und der neue Trendjob ist „Prompt Engineer“. Hier geht es darum, aus künstlicher Intelligenz (KI) das Optimum herauszuholen. Programmierkenntnisse sind dafür nicht erforderlich, eher kommt es auf Sprachgefühl an.
Während KI überall boomt, führt das Metaverse bisher noch ein Schattendasein. Groß angekündigte Veranstaltungen findet dort fast unter unfreiwilligem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein neues Medium wird also noch kaum angenommen, klassische soziale Medien sind dagegen auf dem Rückzug. Zumindest was das Soziale angeht, statt wie früher private Botschaften, überwiegen jetzt Postings mit werblichem Charakter. Vom gebremsten Aufstieg der Digitalgiganten war schon die Rede, das wirkt sich auch auf das Betriebsklima aus. Viele Annehmlichkeiten wurden gestrichen, oder gleich Tausende von Arbeitsplätzen, nicht nur bei Twitter. Schließlich gehören auch Markenlogos zu den Verlierern. Hatten sie früher unverwechselbare Schriftzüge, sind sie mittlerweile zum Verwechseln ähnlich.
So klappt das mit Kurzvideos
Zu den ganz großen Gewinnern zählt, wie schon erwähnt, TikTok, gerade in den jungen Zielgruppen das mit Abstand meistgenutzte Digitalmedium. Dementsprechend populär sind Kurzvideos, fast alle anderen relevanten Plattformen bieten sie inzwischen ebenfalls in der einen oder anderen Form an. Das Angebot steigt also rasant, während die Aufmerksamkeitsspanne sinkt. Um da nicht unterzugehen, sondern aufzufallen, sollte man folgende Vorschläge in Erwägung ziehen.
- UEC. Hinter dieser Abkürzung steckt der von OMR erfundene Begriff „Unhinged Entertainment Content“. Gemeint sind schräge, provokante Inhalte, die üblichen Erwartungshaltungen eher widersprechen und gerade deshalb funktionieren.
- Snipification. Wenn die durchschnittliche Sehdauer bei etwa fünf Sekunden liegt, hat ein typischer YouTube-Clip im Kurzvideo-Zeitalter eigentlich keine Chance, auch wenn er nur eine Minute dauert. Die Lösung: Zerlegt ihn in viele kleine Filmchen, bringt ihn als Serie und vervielfacht damit eure Reichweite.
- Spray and Pray. „50 Prozent der Werbung sind rausgeschmissenes Geld, man weiß nur nicht welche.“ „Viel bringt viel.“ Zwei Binsenweisheiten aus dem Marketing, die scheinbar im Wiederspruch zueinander stehen, aber beide ihre Berechtigung haben. Für Kurzvideos empfiehlt es sich, eine Vielzahl von Clips über mehrere Accounts zu streuen. Irgendwo wird irgendwas schon funktionieren.
3 Marketingtipps für die schnelle Umsetzung
Zum Abschluss gab es noch drei „Quick Wins“, die sich leicht und umsetzen lassen und schnellen Erfolg bringen können. Als da wären:
- Upper Funnel SEO. Suchbegriffe, die einen direkten Verkaufserfolg wahrscheinlich machen, sind begehrt, da wird es schwierig, auf der ersten Seite zu landen. Also lautet der Tipp, auf Begriffe zurückzugreifen, die früher ansetzen und eigentlich zunächst nur zur Informationsbeschaffung dienen.
- Bing – nicht gerade die meistgenutzte Suchmaschine, aber eine, die eine höhere Conversion Rate bietet als Marktführer Google. Und das zu deutlich niedrigeren Preisen, warum also nicht auch mal eine Kampagne auf Bing schalten.
- WhatsApp Newsletter. Ebenfalls gute Verkaufsergebnisse versprechen die Newsletter, die über den WhatsApp verschickt werden können. Der Erfolg ist oft signifikant höher als beim klassischen Newsletter per Mail.
Beitragsbild: Hannes Holtermann