The Closest Loop macht aus Gurken Küchenschwämme
In einem ordentlichen Haushalt findet sich in der Küche immer auch ein Putzschwamm. Leider ist der meist aus Kunststoff und damit Teil des Plastikmüllproblems. Dabei gibt es nachhaltigere Alternativen, zum Beispiel aus der Luffa-Gurke. Das Startup The Closest Loop hat kürzlich eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um diesem Naturschwamm hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen.
Die Luffa-Gurke gehört zu den Kürbisgewächsen und ist auch unter dem Namen Schwammkürbis bekannt. Wie dieser Name andeutet, ist die Frucht zwar auch zum Verzehr geeignet, in geschälter, entkernter und getrockneter Form aber vor allem als Schwamm. Auf diese Verwendung stießen Leonie Eißele und Niklas Heinzerling, als sie ihren Haushalt auf möglichst nachhaltige Produkte umstellen wollten.
Für Leonie schon deshalb eine Selbstverständlichkeit, weil sie einen Master in Nachhaltigkeitsmanagement hat, ebenso wie einen Bachelor in Kommunikationswissenschaften. Zurzeit arbeitet sie für den Next Commerce Accelerator, während Niklas als freier Filmemacher sein Geld mit Werbevideos verdient.
The Closest Loop bietet der Luffa-Gurke auch in Deutschland eine Heimat
Aber zurück zum Schwamm. Die Variante aus der Luffa-Gurke hat natürlich den Vorteil, dass sie als reines Naturprodukt kompostierbar ist und daher nicht wie ihr konventioneller Verwandter zum Plastikmüllproblem beiträgt. Einen Haken gibt es allerdings: Der Schwammkürbis wird bisher fast ausschließlich in außereuropäischen Ländern angebaut, entsprechend lang sind die Transportwege.
Kann die Nutzpflanze vielleicht auch in Deutschland wachsen? Um das herauszufinden, gründeten Leonie und Niklas ihr Startup The Closest Loop und initiierten Anfang 2020 eine Crowdfunding-Kampagne. Mit doppelten Erfolg, denn es kam genug Geld zusammen und die Gurken gediehen wunderbar in Süddeutschland im Gewächshaus bei diesem ersten Pilotprojekt.
Grund genug, um im August 2021 eine neue Kampagne auf den Weg zu bringen, dieses Mal ein paar Nummern größer. So geht es bei diesem Projekt darum, den Schwammkürbis auch in Deutschland unter freiem Himmel anzubauen. Als Partnerunternehmen konnte The Closest Loop diverse Winzerbetriebe gewinnen. Angenehmer Nebeneffekt: Leonie und Niklas haben sich aus den Gastgeschenken mittlerweile einen ordentlichen Weinvorrat anlegen können.
Alte Bettwäsche wird zu „Der Lappen“
Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, wird ein Teil der Produktion nach Spanien verlagert, unter den ökologisch bestmöglichen Bedingungen natürlich. Mittelfristig möchte sich The Closest Loop als Marke für nachhaltige Haushaltswaren positionieren, deshalb gibt es bei der neuen Kampagne noch einen weiteren Artikel. „Der Lappen“ lautet sein selbsterklärender Name, denn es handelt sich dabei um einen Putzlappen aus recycelter Bettwäsche.
Der Schwamm heißt übrigens „Le Gurque“. Wer jetzt an seinen Französischkenntnissen zweifelt: Es handelt sich um einen Fantasiebegriff. Ebenso real wie reell ist dagegen das Produkt, das in trockenem Zustand entfernt an asiatische Instantnudeln erinnert. Einmal mit Wasser in Berührung gekommen, ist der Schwamm weich genug, um keine Kratzer zu hinterlassen, auch nicht bei beschichteten Töpfen und Pfannen, aber auch robust genug, um für Sauberkeit zu sorgen und lange zu halten.
Ein riesiges Potenzial von über 41 Millionen Haushalten
Da Müllvermeidung eines der wichtigsten Anliegen von The Closest Loop ist, kommt Le Gurque beim Versand mit einem Minimum an Verpackung aus. Eine Umverpackung gibt es nicht, bei der Verarbeitung durch eine Werkstatt für Menschen mit einer Behinderung wird wird lediglich ein kleiner Anhänger angebracht. Folgerichtig werden die ersten Vertriebspartner neben dem Onlineshop Unverpacktläden sein.
Ziel für 2021 ist es, möglichst 60.000 Schwämme in die deutschen Küchen zu bringen. Das ist durchaus ambitioniert, aber angesichts von über 41 Millionen Haushalten hierzulande auch durchaus machbar. Die Luffa-Gurke scheint sich auf Weinbergen in der Pfalz auch durchaus wohlzufühlen. Jetzt muss noch die Crowdfunding-Kampagne ihr Ziel von 15.000 Euro erreichen – ebenfalls ambitioniert, aber machbar. Dann heißt es für Leonie und Niklas bei The Closest Loop nicht „Schwamm drüber“, sondern „Sauber abgeliefert“.
Fotos: The Closest Loop