Tech Giants, Machine Learning, Blockchain: Höhepunkte der Konferenz FinForward
Im Mittelpunkt der letzte Woche über die Bühne gegangenen Fintech Week stand die Konferenz FinForward. Acht Zukunftsthemen, die nicht nur die Finanzwelt beschäftigen, waren Gegenstand von Vorträgen und Diskussionen. Bei „Tech Giants“, „Machine Learning“ und „Blockchain“ haben wir besonders aufmerksam zugehört und einige überraschende Erkenntnisse gewonnen.
Wie Fintechs mit den Tech Giants mithalten können
Tech Giants, das sind vor allem die großen Vier aus den USA (Google, Amazon, Facebook und Apple = GAFA) und die drei Marktbeherrscher aus China (Baidu, Alibaba und Tencent = BAT). Während sich die Chinesen bisher auf den heimischen Markt konzentrieren, sind die GAFAs in Europa in vielen Bereichen auf dem Vormarsch, die über ihre ursprünglichen Geschäftsmodelle hinausgehen. Dazu gehört auch der Finanzsektor. Hartmut Giesen von der Sutor Bank zeigte in seiner Keynote, welchen Einfluss die US-Giganten auf die Zukunft von Fintechs und traditionellen Banken haben könnten.
Die alle mit einer Banklizenz ausgestatteten GAFAs stellen eine reale Gefahr dar, weil sie das Kapital, die Daten und die Kunden haben, um eine weltweit relevante Großbank zu starten, die die Finanzwelt aufrollen könnte. Am ehesten ist dieser Schritt Amazon zuzutrauen, aber tendenziell werden die Unternehmen den Schwerpunkt auf Angebote setzen, die zu ihren Geschäftsfeldern passen. Zahlungslösungen stehen da ganz oben auf der Liste. Apple-Pay und Google-Pay sind da Beispiele, wobei die gerade geschlossene Partnerschaft von Google mit Paypal zeigt, dass auch die ganz Großen nicht nur auf Alleingänge setzen.
Klassische Banken werden ein Teil ihres Endkundengeschäfts abgeben müssen, und auch Fintechs werden es im B2C-Geschäft schwer haben. Die Chance für Startups liegt weniger in ihrer Mentalität und Flexibilität, die haben sich die GAFAs in ähnlicher Form weitgehend erhalten. Vielmehr besteht sie im Aufspüren von Marktnischen, die für die Giganten vermeintlich zu klein sind. Der Lohn können Kooperationen und Übernahmen sein. Auch der B2B-Sektor bietet Möglichkeiten, gegenüber den Tech Giants die Nase vorn zu haben. Nur schnell muss es gehen.
Machine Learning hilft beim demografischen Wandel
Wenn es etwas in der Finanzbranche schon immer in rauen Mengen gab, dann sind es Daten. Reichlich Futter also für künstliche Intelligenzen (KI) und Machine Learning. Schlaue Maschinen nehmen den Menschen immer mehr Arbeit ab und machen so manchen Job überflüssig. Zum Glück, sagt Jan Simon von der Hanseatic Bank. Aufgrund des demografischen Wandels wird es sowieso immer schwieriger geeignetes Personal zu finden. Die wenigen Talente, die noch bleiben, müssen sich nicht mit Routinetätigkeiten aufhalten, sondern können sich kreativeren und komplexeren Aufgaben widmen. KI kann ihnen dabei sogar noch helfen.
Das gilt zum Beispiel für das Fondsmanagement. Katharina Schüller von der DFG Deutsche Fondsgesellschaft SE Invest, bekannt durch ihr Anlageprodukt „Der Zukunftsfonds“, sieht dort aber auch Gefahrenpotenzial. Wenn nur noch digitale Fondsmanager gegeneinander Antreten, werden sich diese in absehbarer Zeit gegeneinander ausspielen und schließlich neutralisieren. Die Folge wäre ein Crash. Deshalb möchte Schüller auf menschliche Unvollkommenheit und das Bauchgefühl in der Finanzwelt auch in Zukunft nicht verzichten. Maschinen könnten die Basisarbeit leisten, Menschen die Antworten auf wichtige Fragen geben.
Jan Wichmann von BANKSapi hält die von Banken angehäuften Daten für einen noch ungehobenen Schatz. Sie seien viel umfassender und aufschlussreicher als alles, was Google oder Facebook ermitteln könnten. Aus den Kontodaten lassen sich unter anderem finanzieller Spielraum, Konsum- und Sparverhalten und Stand des Versicherungsschutzes erkennen. Wichmann nennt das „finanzielles Blutbild“. Bei entsprechender Auswertung könnten beispielsweise Finanzberater maßgeschneiderte Angebote erstellen. Wenn da mal die DSGVO mitspielt.
Blockchain bleibt ein Stück weit rätselhaft
Ein Thema, das heutzutage bei keiner Digitalkonferenz fehlen darf, ist Blockchain. Natürlich bildete es auch bei FinForward einen Schwerpunkt. Dabei ist die Technologie für die meisten nach wie vor mit vielen Fragezeichen behaftet, selbst für die Moderatorin Miriam Wohlfahrt, obwohl sie als Geschäftsfüherin des Fintechs RatePAY zweifellos vom Fach ist. Andree Huk von blended.io kann da auch keine eindeutige Antwort geben. Einerseits könne Blockchain zur größten Revolution des Bankwesens seit 600 Jahren führen, andererseits sei der Erwerb von Kryptowährungen momentan noch so umständlich, dass er nur die wenigsten infrage käme.
Jannis Holtusen von MANiLAB glaubt, dass Blockchain zumindest das klassische Transaktionsgeschäft von Banken übernehmen wird. Die könnten sich dann auf Beratung oder Kreditangebote konzentrieren. Ein ähnlicher Ansatz wie bei der Diskussion über Machine Learning: Algorithmen nehmen dem Menschen die Drecksarbeit ab und schaffen mehr Freiraum für kreativere Tätigkeiten. Wobei an anderer Stelle darüber spekuliert wurde, wie schöpferisch KI in Zukunft noch werden könne.
Solche fast schon philosophischen Fragen beschäftigen den Rechtsanwalt Florian Hensel weniger. Er betrachtet Blockchain durch die juristische Brille und kommt zu dem Urteil: Der Handel mit Kryptowährung lässt sich mit dem Kunstmarkt vergleichen, der auch nicht staatlich oder gesetzlich geregelt ist. Smart Contracts, die viele für die weitaus sinnvollere Blockchain-Anwendung halten, würden nur als Beweismittel taugen und seien ohne einen begleitenden „echten“ Vertrag nutzlos. Problematisch sei auch die Unveränderlichkeit der Blockchain, die in vielen Fällen geltendem Recht widerspricht, gerade im Bereich Datenschutz. Da gibt es noch viel zu klären. Prognosen sind halt schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Für Blockchain gilt das ganz besonders.