In unserer Reihe von Interviews mit Mitgliedern des Hamburg Startups Clubs geht es heute um aidhere. Dieses Healthcare-Startup hat dem krankhaften Übergewicht den Kampf angesagt und hat eine App für die erste Adipositas-Therapie entwickelt, die die Krankenkassen bezahlen. Unsere Fragen hat Henrik Emmert beantwortet, einer der Gründer.
Das Hamburger Digital-Health-Startup aidhere GmbH stellt im Juni 2020 mit der Smartphone-App zanadio die erste als Medizinprodukt zugelassene Behandlung für Patienten mit Adipositas zur Verfügung. Mit der App schließt das Unternehmen eine Lücke im Markt: Bisher gibt es keine Adipositas-Therapie, deren Kosten Krankenkassen unmittelbar übernehmen. Zukünftig will aidhere auch weitere Digital-Health-Anwendungen anbieten.
Mindestens 20 % der Menschen in Deutschland leiden an Adipositas. Sie gelten mit einem Body-Mass-Index von über 30 als krankhaft übergewichtig. Bereits 2011 bezeichneten Experten in der Ärztezeitung die weltweite Entwicklung der Erkrankung als Pandemie. Trotz zahlreicher Folgeerkrankungen gibt es bis heute keine medizinische Therapie für Patienten mit Adipositas, deren Kosten die Krankenkassen in der Regelversorgung übernehmen.
Diesen Lücke hat das Hamburger Startup aidhere erkannt und einen digitalen Behandlungsansatz entwickelt. Mit der App zanadio erhalten Patienten mit Adipositas eine einfache und digitale Möglichkeit, ihre Situation langfristig zu verbessern. Die App bietet ein dreiteiliges Programm aus Ernährung, Bewegung und individuellem Coaching, das die Nutzer im Alltag begleitet und unterstützt.
zanadio wird wissenschaftlich überprüft und soll auf Rezept erhältlich sein
Das Programm fußt auf Erkenntnissen verhaltenstherapeutischer Forschung sowie wissenschaftlichen Standards der Bewegungs- und Ernährungslehre. Die Wirksamkeit der App wird aktuell in mehreren Studien, unter anderem in Kooperation mit Prof. Dr. Annette Horstmann von der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, überprüft. Der Behandlungsfortschritt wird innerhalb der App dokumentiert und das Programm fortlaufend an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst.
zanadio soll künftig als “App auf Rezept” fungieren: Die entsprechenden Richtlinien wurden von Beginn an in die Produktentwicklung einbezogen. Ab voraussichtlich Ende Mai 2020 kann eine Registrierung beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte beantragt werden, die Zulassung wird im Herbst erwartet.
Neben zanadio will aidhere künftig weitere Apps auf Rezept auf den Markt bringen. Der Fokus soll auf der Behavioral Medicine liegen, also Ansätzen,die auf der Veränderung von Verhalten basieren, zum Beispiel zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mehr über aidhere erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Henrik Emmert, Mitgründer von aidhere und Managing Director Business Operations, schätzt die aktuelle Marktsituation positiv ein: „Wir nehmen einen starken Zuwachs des Interesses an Digital Health-Lösungen aus dem Markt und auch aus angrenzenden Branchen wahr. Das spiegelt sich unter anderem auch darin wider, dass wir seitens potenzieller Investoren großes Interesse erfahren. Die deutlich gesteigerte Aufmerksamkeit, die Digital Health seit Ausbruch der Corona-Pandemie erfährt, sehen wir als große Chance, die Bedeutung digitaler Lösungen, wie Apps, im Gesundheitssektor nachhaltig zu stärken.”
zanadio steht ab 8. Juni 2020 kostenfrei in den gängigen App-Stores (iOS App Store und Android PlayStore) zum Download zur Verfügung. Zur Einrichtung des kostenpflichtigen Behandlungsprogramms ist eine persönliche Anmeldung erforderlich.
Beitragsbild:Das Team von aidhere: Dr. Tobias Lorenz, Dr. Nora Mehl und Henrik Emmert.Screenshots: aidhere.
Um den Kampf gegen Adipositas, also erhebliches Übergewicht, zu gewinnen, reicht es nicht, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Entscheidend ist eine grundlegende Veränderung des Verhaltens. Das gerade gegründete Startup aidhere will mit einem digitalen Therapieprogramm helfen, dauerhaft Pfunde zu verlieren. Ein neues Gesetz kommt da gerade recht.
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