SXSW Tagebuch 2018: Schlange stehen für Musk und den Accelerator
Elon Musk beantwortet Fragen! Der neue Spielberg „Ready Player One“ feiert Weltpremiere! Am Sonntag nahm das sowieso schon enorm ereignisreiche South by Southwest Festival in Austin noch einmal mächtig Fahrt auf. Und dann war da noch der SXSW Accelerator mit Sceenic…
Während es am Donnerstag noch gar nicht soo schwierig war, einen Platz beim Talk mit Bernie Sanders zu ergattern, ist Schlange stehen mittlerweile der Standard. Überall reihen sich wartende Festivalbesucher aneinander, auch am hellichten Tag und auf offener Straße, und es ist oft gar nicht so klar, wofür sie eigentlich anstehen. Die Frage stellte sich am Sonntag bei einem Event garantiert nicht. Kurzfristig und überraschend hatte sich nämlich Elon Musk für eine Fragestunde angekündigt, und das Interesse an dem legendären Gründer war erwartungsgemäß riesig.
Elon Musk wird gefeiert wie ein Rockstar
Aus unserer Hamburger Delegation hat sich Jonas Steeger von Nordantech nicht beirren lassen und sich einfach mal in die Schlange aller Schlangen gestellt. Wie zu befürchten, reichte die Zahl der Tickets längst nicht für alle Interessierten aus. Jonas hatte Glück und konnte sich dann auch noch einen guten Platz im Moody Theater sichern, in der Mitte und ziemlich weit vorn. Als Elon endlich die Bühne betrat, wurde er frenetisch bejubelt. Von Tesla über SpaceX bis zu den Flammenwerfern seiner Boring Company standen so ziemlich alle Geschäftsbereiche Musks auf der Tagesordnung. Jonas hat der Auftritt schwer beeindruckt:
Unfassbar, Elon Musk einmal live zu erleben. Er wurde gefeiert wie ein Rockstar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Deutschland jemals ein Geschäftsmann solche Wellen der Begeisterung hervorruft. Es war wirklich spannend zu sehen und zu erfahren, wie Musk tickt!
Starke Frauen beim Matchmaking
Elon Musk war zwar nicht bei Hamburg TexConnect, dem Matchmaking von Reeperbahn Hamburgers, aber die Teilnehmer ließen sich trotzdem absolut sehen. Startupper konnten sich dort mit einflussreichen Investoren und Multiplikatoren austauschen, bei denen der Frauenanteil erfreulich hoch war. Stellvertretend sei hier nur Robyn Metcalfe genannt. Unter anderem bringt sie mit Food+City eine Zeitschrift heraus, die sich hauptsächlich mit der Lieferkette sowie technologischen und logistischen Lösungen für die Food-Branche beschäftigt. Wir werden Robyn später wieder begegnen; jetzt geht es erst einmal von Reeperbahn Hamburgers südlich des Austin Convention Centers ein paar Blocks weiter nördlich ins Hilton Austin.
Dort fanden am Samstag und am Sonntag die Pitches für den SXSW Accelerator statt. In zehn Kategorien stellen jeweils fünf Startups ihr Geschäftsmodell vor und wurden dazu sechs Minuten von einer dreiköpfigen Jury befragt. Aus Hamburger Sicht besonders spannend war die Kategorie „Entertainment und Content Technologies“. Hier hatte sich nämlich Sceenic aus London qualifiziert und das Dank Hamburg Startups. Wir durften nämlich – wie jedes Jahr – drei Finalisten unseres Startups@Reeperbahn Pitches nominieren. Das Startup ist eng mit Hamburg verbunden. (Hier gibt es ein ausführliches Interview mit dem Gründer Paul Bojarski).
Sceenic ermöglicht Menschen, die an den verschiedensten Orten der Welt leben, televisionäre Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder den European Song Contest trotzdem gemeinsam zu erleben. Dafür werden beispielsweise die Kameras von Smartphones genutzt und die Bewegtbilder am Rand des Fernsehbildes angefügt. Schon lässt sich mit Freunden und Verwandten in der Ferne chatten und kann sie dabei auch noch sehen. Eine starke Idee, aber auch die Mitbewerber hatten einiges zu bieten.
Die vier Mittbewerber von Sceenic
Antescofo aus Paris hat mit Metronaut eine App entwickelt, die es Musikern erlaubt, in ihrem Wohnzimmer mit einem ganzen Orchester zu spielen. FanFood aus Chicago versorgt Besucher von Konzerten und Sportveranstaltungen mit Essen und Fanartikeln. Instreamatic.ai aus San Francisco sieht die Zukunft der Werbung in Anzeigen, die durch Spracheingabe aktiviert werden. Vochlea aus London schließlich verwandelt den Klang der menschlichen Stimme in den Klang eines beliebigen Instruments.
Da möchte man natürlich sofort wissen, wer diesen Wettbewerb gewonnen hat, auch in den anderen neun Kategorien. So schnell geht das aber nicht. Für die große Preisverleihung werden im Saal AB, wo die Pitches stattfanden, Tische und Stühle neu aufgestellt, Zeit also, sich zwischendurch eine andere Veranstaltung anzuschauen. Allzu viel Zeit allerdings auch nicht, denn schon eine halbe Stunde vor offiziellem Beginn reicht die Schlange – und da sind wir wieder beim Eingangsthema – den ganzen Flur entlang. Und die Flure im Hilton sind lang. Die Schlange wird aber noch deutlich länger, unmöglich, dass alle, die der Preisverleihung entgegenfiebern, in den Saal passen. Auch der Verfasser dieser Zeilen hat es nur auf den letzten Drücker geschafft.
Auf der Bühne gibt es ein Wiedersehen mit Robyn Metcalfe. Sie bestreitet quasi ein Teil des Rahmenprogramms, zusammen mit ihren Mann Bob, der der Erfinder des Ethernet ist und übrigens 2015 Juror war, als Tinnitracks seinen großen Tag hatte. Die eigentlichen Stars des Abends sind aber die Startups, die 4.000 US-Dollar, eine schöne Plastiktrophäe, zwei Eintrittskarten („Badges“) für SXSW 2019 sowie diverse Geschenke der Sponsoren gewinnen können.
Vochlea siegt, für Sceenic hat sich die Reise nach Austin auch schon gelohnt
Erst zieht sich die Veranstaltung etwas hin, dann geht es plötzlich ganz schnell, und schon ist die Entertainment-Kategorie dran. „And the winner is…“ Leider nicht Sceenic, sondern Vochlea. Die Stimme als Instrument hat der Jury wohl am meisten Spaß gemacht. Ist aber nicht schlimm, Sceenic hat in Austin schon jede Menge erfolgversprechende Gespräche geführt und Kontakte geknüpft, und die Reise ist noch nicht zu Ende. Unsere Tagebuchserie natürlich auch nicht – morgen geht es weiter!
Hamburg bei SXSW – gestern und heute
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und begleitet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Startups bei ihrem SXSW-Abenteuer.
Unvergessen aus Hamburger Sicht ist der Sieg von Tinnitracks beim SXSW Accelerator 2015, der ein einzigartiges Medienecho zur Folge hatte. Auch in diesem Jahr ist dank unserer Partner Deutsche Bank, Hamburg Invest, Sutor Bank und Vast Forward wieder eine schlagkräftige Hamburger Delegation am Start. Dabei sind Qualitize, Nordantech und der Gewinner des Startups@Reeperbahn Pitches, Insprient aus Berlin. Bei diesem Wettbewerb holte Sceenic aus London den zweiten Platz, in Austin strebt das Startup mit starken Verbindungen nach Hamburg den Sieg im Accelerator an. Hamburg Startups wird vor Ort berichten, und Hamburg News hat dem Festival eine eigene Unterseite gewidmet. Außerdem bringt unsere Partnerseite StartupSpot zusätzliche Berichte aus Texas.