SXSW Tagebuch 2018: Auf geht’s zum Rodeo!
South by Southwest in Austin: Das sind ganz viele Termine, Gespräche, Pitches und Vorträge für unsere Startups. Viel Raum für Freizeit bleibt da nicht, doch ein Erlebnis wollte sich keiner entgehen lassen: ein echtes texanisches Rodeo! Was da so alles los ist, erzählen wir in der letzten Folge unseres SXSW Tagebuchs.
SXSW ist eine riesige bunte Blase, in der sich Tech- und Kreativ-Enthusiasten aus aller Welt bewegen und arbeiten. Das meiste Geschehen spielt sich im Stadtzentrum innerhalb weniger Blocks ab. Was sich sonst in Austin ereignet, dringt da kaum durch. Deshalb waren wahrscheinlich aufmerksame Leser in Deutschland besser über die Paketbombenattentate in der Stadt informiert als manche der Konferenzteilnehmer, die sich ganz auf ihre Geschäfte konzentriert haben.
Raus der Blase, rein ins urtexanische Leben
Typisch texanisch ist Downtown Austin ohnehin nicht, schon gar nicht zur Festivalzeit. Wer Texas in Reinkultur erleben will, sollte daher ein Rodeo besuchen. Genau das hat unsere große Hamburger Delegation nach einer Reihe arbeitsreicher Tage getan. Im Stil einer Klassenreise ging es in einem alten Schulbus raus aus der Stadt von einem Großereignis zum nächsten: Rodeo Austin! Vom 10. bis 24. März wird da jeden Tag ein volles Programm für die ganze Familie geboten.
Für Kinder gibt es einen Streichelzoo und einen Jahrmarkt mit Riesenrad, Geisterbahn, Zuckerwatte und allem, was sonst so dazugehört. Besonders beliebt sind die Schweinerennen, deren Protagonisten Namen wie „Kevin Bacon“ und „Brad Pig“ tragen. Fressbuden locken mit monströsen Burgern und Kartoffelchips, die tatsächlich wie Chips aussehen. Longhorns und Mustangs sind zu sehen, Cowboyhüte und -stiefel zu kaufen, und irgendeine Band spielt gerantiert immer Countrymusik.
Beim Rodeo geht alles blitzschnell
Das alles ist aber nur das Vorprogramm zur eigentlichen Show. Zu deren Auftakt spricht der Ansager ein Gebet für Teilnehmer und Zuschauer, eine Sängerin schmettert die amerikanische Nationalhymne, und dann geht es los! In rascher Folge preschen Tiere mit oder ohne Menschen auf ihren Rücken aus Gattern hervor. Oft geht alles so schnell, dass Mensch oder Tier oder beide am Boden liegen, bevor man als gemeiner Norddeutscher verstanden hat, was da eigentlich los war.
Grundsätzlich gibt es zwei Wettbewerbskategorien: „Timed Events“ und „Rough Stock Events“. Bei den einen kommt es auf die Zeit an, bei den den anderen gibt es Haltungsnoten. Wer es acht Sekunden auf einem bockigen Stier oder Pferd (mit oder ohne Sattel) aushält und dabei noch eine halbwegs gute Figur macht, bekommt die besten Noten.
Die Cowgirls reiten am schnellsten
Tempo ist gefragt beim Einfangen von Stieren und Kälbern, allein oder zu zweit, mit oder ohne Lasso. Das geht entweder in weniger als zwanzig Sekunden oder gar nicht, denn manchmal sind auch die Rindviecher schlauer und können den Cowboys ausbüxen. Rodeo ist ein Männersport, mit einer einzigen Ausnahme: Beim Ritt um drei in der Arena aufgestellte Blechtonnen treten ausschließlich Frauen an und legen dabei ein atemberaubendes Tempo vor.
Zwischendurch reiten noch Kinder auf Schafen und macht ein Rodeoclown Späße, die genauso rustikal sind wie die ganze Veranstaltung. Für zartbesaitete Tierfreunde ist das Spektakel nur bedingt zu empfehlen, obwohl die Auftritte der tierischen Akteure manchmal ziemlich professionell wirken. Sobald die Action vorbei ist, verlassen sie ohne Umschweife den dafür vorgesehenen Ausgang, als hätten sie gerade einen Job erledigt. Was auch nicht unerwähnt bleiben darf: Die gesamte Veranstaltung ist nicht profitorientiert, mit den Gewinnen werden Stipendien für sozial benachteiligte Jugendliche finanziert.
Ein echter Texaner trägt Hut
Nachdem alle dafür vorgesehenen Menschen und Tiere durch die Halle gefegt sind und die Sieger längst noch nicht feststehen – schließlich geht die Veranstaltungsreihe bis zum 24. – betritt Cody Johnson die flugs in der Mitte der Arena aufgebaute Bühne. Cody ist in Texas weltberühmt und macht natürlich Countrymusik, mit Rockelementen. Zum Abschluss lädt noch eine traditioneller aufspielende Band zum Tanz. Der Cowboyhut ist dort zwar nicht Pflicht, aber wie beim gesamten Rodeo weit verbreitet, und inzwischen haben sich auch einige Herren aus Hamburg so ein Prachtstück zugelegt.
Das war in der Tat ein Ausflug in eine etwas andere Welt, aber für einen eingefleischten Hamburger eigentlich auch nicht exotischer als Karneval in Köln oder das Oktoberfest. Texas ist sicherlich nicht nur Rodeo, aber eben auch nicht nur SXSW. Genau diese Vielfalt macht eine Reise nach Austin über das Konferenzgeschehen hinaus so attraktiv.
Hamburg bei SXSW – gestern und heute
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und begleitet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Startups bei ihrem SXSW-Abenteuer.
Unvergessen aus Hamburger Sicht ist der Sieg von Tinnitracks beim SXSW Accelerator 2015, der ein einzigartiges Medienecho zur Folge hatte. Auch in diesem Jahr ist dank unserer Partner Deutsche Bank, Hamburg Invest, Sutor Bank und Vast Forward wieder eine schlagkräftige Hamburger Delegation am Start. Dabei sind Qualitize, Nordantech und der Gewinner des Startups@Reeperbahn Pitches, Insprient aus Berlin. Bei diesem Wettbewerb holte Sceenic aus London den zweiten Platz, in Austin strebt das Startup mit starken Verbindungen nach Hamburg den Sieg im Accelerator an. Hamburg Startups wird vor Ort berichten, und Hamburg News hat dem Festival eine eigene Unterseite gewidmet. Außerdem bringt unsere Partnerseite StartupSpot zusätzliche Berichte aus Texas.