SXSW 2020 -Was war und was nun passiert
SXSW 2020 haben unser Team und unsere Redaktion mit ganzem Herzen die letzten Wochen begleitet: mit Vorfreude und zeitgleich als große Zitterpartie. Wird die Corona-Krise letztlich doch dazu führen, dass das beliebte Festival abgesagt wird? Was machen wir? Jeder Tag im Büro, jedes Telefonat begann mit der Frage: Und? Was glaubt ihr? Wird abgesagt?
Wir standen in enger Abstimmung mit dem Team vor Ort: Wir machen weiter, war die klare Devise! Die Stadt Austin und das Festival sind einen klaren Kurs gefahren – jeden Tag gab es neue Krisensitzungen.
Große Zitterpartie
Auch wir haben im Team, mit den Startups und unseren Partnern täglich gesprochen. Wie groß ist das Risiko? Machen wir weiter? Was bedeutet es, wenn wir absagen? Sollen wir weiter Kosten produzieren? Aufmerksam verfolgten wir jede News zu Corona. Twitter sagte als Erstes die Teilnahme ab und ein großes Unternehmen nach dem anderen folgte. Während Hillary Clinton als Keynote verkündet wurde, sprangen ganze Delegationen ab. Wir – und unsere Partner – haben von Tag zu Tag überlegt und beratschlagt, doch der Tenor war klar: Wir bleiben dabei, auch wenn wir täglich darauf warteten, dass doch eine Absage des gesamten Festivals erfolgen könnte.
Am Donnerstag, den 5.3 dann die letzte Deadline um die Werbemittel zu drucken. Sollen wir den Knopf drücken? Ja, komm wir fahren! Am Freitagabend dann eine letzte Krisensitzung. Um 19 Uhr gibt es News. Doch wir hörten nichts. Ist das jetzt was Gutes? Um 22:30 Uhr deutscher Zeit traten die Stadt Austin und das County vor die Presse mit einem halbstündigen Statement und der Nachricht, dass die Stadt Austin vorsorglich den Notstand ausruft und die SXSW somit absagt ist. Man kann erahnen, was für eine schwere Entscheidung das war. Parallel veröffentlichte die SXSW ihr Statement:
“ […] We are devastated to share this news with you. “The show must go on” is in our DNA, and this is the first time in 34 years that the March event will not take place. We are now working through the ramifications of this unprecedented situation. […]
We are exploring options to reschedule the event and are working to provide a virtual SXSW online experience as soon as possible for 2020 participants, starting with SXSW EDU. For our registrants, clients, and participants we will be in touch as soon as possible and will publish an FAQ.
We understand the gravity of the situation for all the creatives who utilize SXSW to accelerate their careers; for the global businesses; and for Austin and the hundreds of small businesses – venues, theatres, vendors, production companies, service industry staff, and other partners that rely so heavily on the increased business that SXSW attracts. […]”
Gebrochene Herzen
Ok. Jetzt ist es soweit! Die WhatsApp Gruppen überschlugen sich. Unsere Telefone standen nicht mehr still. Was machen wir denn jetzt? Was können wir noch stoppen? Morgens um 4 Uhr waren wir dann etwa in diesem Zustand:
Der Samstagmorgen fühlte sich an, als wäre einem ein Brett auf den Kopf gefallen – wie ein böser Kater. Und irgendwie fühlte es sich auch an wie Liebeskummer. Wie ein gebrochenes Herz. Trotzdem blieb uns nichts anderes übrig: Weitermachen! Wen müssen wir nun alles informieren? Wie geht es jetzt weiter? Was passiert mit den gekauften Tickets? Können wir überhaupt noch etwas stornieren? Die ersten sagen: Wir fahren trotzdem.
Ein großer Blumenstrauß mit Programm
Dieses Jahr sollte ein ganz besonderes werden. Mehr als 50 Delegationsteilnehmer aus Hamburg, Baden-Württemberg, Berlin und Köln haben wir engmaschig mit Informationen versorgt und gecoacht. Wir haben uns dem neu gegründeten german.innovation Netzwerk angeschlossen, das fünf Tage ein großartiges Programm in der HandleBar geplant hat. Für den ganzen Freitag hatten wir Events organisiert: Pitchcoaching mit dem Pitchdoktor Christoph Sollich, eine Session zum Fundraising in den USA mit Claire England, Dirk Lueth und und Mani Honigstein, ein Female Founders Lunch mit vielen internationalen Netzwerken und unter anderem Doro Bär auf der Bühne.
Beim German Accelerator Meetup hätten die Startups über die Sprung in die USA diskutiert, mit Bianca Praetorius hätten wir zum weltweit ersten „Acapella Elevator Pitchathon“ geladen, mit dem Austin Technology Incubator hätten wir etwas über das Ökosystem in Austin gelernt und den Abend hätten wir mit einem Internationalen Startup Mixer beendet. Am Samstag wollten wir mit dem Digital Hub Logistics zum Frühstück und zu Pitches mit Startups aus Deutschland, Skandinavien und Holland laden. Nachmittags wären HyConnect und Vast Forward Teil der Lufthansa FlyingLab Exchange Events gewesen. Den Abend hätten wir bei der legendären „Entrepreneurs Lounge“ im Fogo de Chao verbracht. Am Sonntag hätten wir mit Klitschko Ventures zum Frühstück mit einem Gespräch über Willenskraft geladen und Abend zusätzlich mit dem Lufthansa FlyingLab zum Dinner. Wir hätten, wir wollten…
Dickes Danke an alle!
Wir können uns an dieser Stelle nur ganz, ganz herzlich bei allen großartigen Speakern, Delegationsteilnehmern, Gästen, unserem großartigen Team und vor allem unseren Partnern bedanken, die überhaupt erst ermöglicht haben, dass wir dieses umfassende Programm in diesem Jahr so planen konnten. Wir sind uns sicher, dass es richtig großartig geworden wäre. Danke für euren Support, für das Stehen an unserer Seite! Danke, dass ihr uns aktuell dabei helft den Scherbenhaufen zusammenfegen. Wir geben nicht auf. Wir machen weiter. Und wir planen für 2021.
SXSW 2021 – wie geht es nun weiter?
Gibt es einen Ersatztermin? Das ist in Klärung. Ein Festival dieser Größenordnung mal eben so verschieben? Das ist kein leichtes Unterfangen und wir können nur erahnen unter welch großem Druck das ganze Team der SXSW aktuell steht. Man kann sich nur ansatzweise vorstellen, was eine (vor allem so kurzfristige) Absage der Veranstaltung im März für die Stadt, für das Team, die ganzen Partner, die großartige Community in Austin und alle Beteiligten bedeutet. Gegen Pandemien ist das Festival nicht versichert. Wer ist das schon? Erste Medien spekulieren, ob die SXSW das überlebt. Wir hoffen, dass mit dieser Aussage alle vorsichtig umgehen und die internationale SXSW-Community ihren Teil dazu beiträgt, dass es nicht dazu kommt. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die SXSW bei einem neuen Termin und auch in der Version 2021 zu unterstützen und wir werden definitiv dabei sein.
Fakt ist allerdings auch, dass die SXSW in erster Konsequenz ein Drittel des Personals entlassen musste. Das macht uns unendlich traurig. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Stadt Austin, die vielen kleinen lokalen Läden und Dienstleiter unendlich darunter leiden und es für den einen oder anderen das Ende bedeuten wird. Bis Anfang Mai sind Großveranstaltungen in Austin abgesagt. Es sind zahlreiche Initiativen entstanden, um dies zu verhindern, wie z.B. Stand up with Austin, I Lost My Gig und Austin Eater. Viele sind doch hingeflogen und es entstehen kleine Subkonferenzen und einzelne Events finden dennoch statt. Ob das hilft oder zu noch mehr Chaos führt? Da sind die Meinungen gespalten. Nichtsdestotrotz schauen wir nach vorne und fordern euch auf es uns gleichzutun. Die Daten für 2021 stehen fest. Zückt eure Kalender und tragt es euch ein: 12.-21 März 2021. Der Interactive Teil geht bis zum 16. März.
Disclaimer
Seit 2014 sorgen wir von Hamburg Startups dafür, dass Startups bei der SXSW in Austin, Texas zeigen können, was sie drauf haben. Vom 13. bis 22. März 2020 wird Austin wieder zum Nabel der Kreativ- und Digitalwelt. Traditionsgemäß gehört die deutsche Delegation zu den stärksten. Dank der Unterstützung unserer Partner von Hamburg Invest, Baden-Württemberg International, der Sutor Bank, Vast Forward, german.innovation und Klitschko Ventures erhielten Startups einen umfassenden Support. Wir berichteten vorab und planten es von vor Ort.
Neu in Austin wäre der erstmalige Auftritt german.innovation, einem offenes kollaboratives Netzwerk gewesen. Es wurde gegründet mit dem Ziel, innovative Kreative, Gründerinnen und Gründer, Unternehmen und Wissenschaftler zu stärken und zu vernetzen. Der Auftritt wurde ermöglicht durch das Engagement und die finanzielle Unterstützung der Städte Hamburg und München, der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie zahlreicher Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft.