Süßer die Löwen nie dealten
Zum dritten Mal wurde „Die Höhle der Löwen“ zum Weihnachtsmarkt mit Startups, die kurz vor dem Fest noch ihre Produkte als Geschenke anpreisen können. Dabei stellten sich einige drängende Fragen, die wichtigste davon: Wie ist es cuci cuci, DOUBLEDECK, memperience, Kezzel und Planty Fuel dealmäßig ergangen?
cuci cuci sorgt für Freudentänze und Frust
Eine weniger wichtige Frage: Warum trägt Tillman Schulz einen Smoking, aber keine Socken? Vielleicht, weil die Folge gar nicht zur Weihnachtszeit aufgezeichnet wurde, sondern an einem besonders warmen Tag mitten im Jahr? Egal, jedenfalls ist er einer der Hauptdarsteller beim ersten Pitch. Genau wie die Gründerin Tina Califani, ihre 13-jährige Social Media-Beauftragte Sarah und das Alpaka Finn, das seinen Auftritt im Studio stoisch absolviert. Sie repräsentieren cuci cuci und Sets zum Selbermachen von Kuscheltieren mit der Nähmaschine. Die Idee ist inspiriert von der Montessoripädagogik, die Kinder animiert, kreativ zu arbeiten. Schulz schickt seinen Nachwuchs in einen Montessori-Kindergarten und bekommt ganz feuchte Hände bei dem Gedanken, den Deal mit 60.000 Euro für 20 % zu machen. Allerdings ist da auch noch Ralf Dümmel, von dem Tina schon lange Fan ist und der den Vorzug erhält. Während Dümmel Freudentänze aufführt, verlässt Schulz erstmal frustriert das Studio.
DOUBLEDECK gibt sich die Deal-Kante
Im alpinen Ski-Sport hat der Carving-Ski in den 1990-er Jahren für eine Revolution gesorgt, weil er die Gefahr des Verkantens und damit Stürze reduziert hat. Eine ähnliche Umwälzung erhofft sich Andreas Kramer von seinem Snowboard DOUBLEDECK. Über eine Million Euro und sechs Jahre Entwicklungszeit stecken da drin, drei patentierte Technologien ebenso. Drei Investoren konnte Andreas bereits überzeugen, ihnen gehören 30 % des Unternehmens. Für dessen Erfolgschancen sprechen 100.000 Euro Umsatz in zwei Monaten bei einem Kaufpreis von 959 Euro, aber wird das Board wirklich zu einem internationalen Verkaufsschlager? Die meisten Löwen können das nicht beurteilen und steigen aus. Übrig bleibt Nils Glagau, der allerdings mit dem Ausgangsangebot von 500.000 Eurofür 5 % hadert. Man einigt sich schließlich auf 10 % sofort und weiteren 2,5 % bei Erreichung bestimmter Ziele, im Startup-Deutsch „Milestones“.
memperience bleibt den Löwen ohne großen Erinnerungswert
Erinnerungsbilder auf dem Handy oder der Festplatte sind schön und gut, doch so richtig zur Geltung kommen sie doch erst in einem Fotoalbum. Die klassische Version hat aber naturgemäß keinen Platz für Videos, die heute so selbstverständlich sind wie Fotos. Da muss eine Lösung her, dachen sich die Brüder Manuel, Julian und Cedric Mandel und entwickelten das erste Videobook mit Platz für Fotos und Filmclips, davon allerdings nur drei. Ihr Startup nannten sie memperience. Auch hier sind schon Investoren an Bord, was die Bewertung in Höhen treibt, die den Löwen bei einem Umsatz von bisher nur 50.000 Euro nicht angemessen erscheinen. So recht sehen sie den Bedarf für das Produkt nicht und sind raus.
Vor dem nächsten Pitch liest ein Weihnachtsmann den Löwen die Leviten, aber nur ein bisschen, denn meistens waren sie ja brav und fleißig und bekommen daher alle ein Lebkuchenherz. Ziemlich unlustig das alles, weshalb sich die nächste Frage aufdrängt: Warum?
Kezzel lässt es, nun ja, kesseln
Diese Frage stellt sich beim nächsten Deal nicht, da die Antwort klar ist: Weil sich das Produkt ins Regal stellen lässt. Damit ist eigentlich schon alles Wesentliche verraten, hier nun noch die Details. Kezzel ist ein Wasserkocher für den Induktionsherd, in dem Weltraumtechnologie verbaut sein soll. Das sagt sich immer so schön, aber bisher sieben erteilte Patente und 1,2 Millionen eigenes Investment sprechen für einen hohen Innovationsgrad. Neben dem Gründungstrio Alexandros Zachos, Thomas Ifland und Sabine Schröder ist noch ein weiterer Gesellschafter mit 30 % beteiligt, eine Konstellation, die den Löwen in der Regel nicht so schmeckt. Aber, keine Überraschung mehr, Ralf Dümmel lässt sich trotzdem zu einem Deal über 250.000 Euro für 15 % überreden.
Planty Fuel ohne Deal, aber mit strategischem Partner
Seit acht Jahren ist Anna Lessing Veganerin. Auf Käsegenuss wollte sie trotzdem nicht verzichten, konnte sich aber mit den pflanzlichen Alternativen nicht so recht anfreunden. Also entwickelte sie selbst welche und gründete das Startup VEEZE. Unter dem Dach dieser Marke bringt sie außerdem unter dem Namen Planty Fuel noch vegane Liköre heraus, für die normalerweise Sahne oder Eier verwendet werden. Die stellt sie den Löwen vor, wobei im Laufe des Pitches dann auch die Käsealternativen Thema werden. Das ist etwas verwirrend, aber die Löwen sind auf jeden Fall begeistert von der Gründerin, die alles allein macht und sich alles selbst beigebracht hat. Judith Williams steigt mit 80.000 Euro für 25 % ein, zustande kommt der Deal allerdings nicht.
Anna Lessing über die nächsten Schritte:
„Die geplante Zusammenarbeit zwischen VEEZE und Judith Williams hat nach langen Gesprächen und einem intensiven, mehrwöchigen Austausch aufgrund unterschiedlicher Visionen letztlich leider nicht stattgefunden. Wir sind jedoch im besten Einvernehmen auseinandergegangen und ich als Gründerin bin sehr dankbar für die Ratschläge und Erfahrungen, die ich in den gemeinsamen Gesprächen mitnehmen konnte.
Für uns geht es nächstes Jahr dann aber trotzdem in eine spannende neue Ausrichtung, denn wir haben einen strategischen Partner gefunden, der unsere Manufaktur mit uns gemeinsam auf größere Beine stellen kann – wir hoffen so, unsere guten, veganen Produkte (seien es Käsealternativen oder Cremeliköre) einen noch größeren Publikum zur Verfügung stellen zu können, da wir momentan immer vor der Herausforderung stehen, nicht genug Kapazität in unseren 200 qm Räumlichkeiten für die riesige Nachfrage zu haben. Aber auch in den Prozess mit dem neuen Partner werde ich meine Community auf Social Media aktiv mitnehmen – wer die Reise mit verfolgen will, kann da gerne vorbeischauen.
Und ab Januar veröffentlichen wir ein neues Format namens Cheesy Moments, bei dem wir mit bekannten Persönlichkeiten Interviews zum Veganismus führen und gleichzeitig Käse produzieren.“
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer