Startups@Reeperbahn: 16 bemerkenswerte Pitches auf der Startupstage
Cargonexx heißt der Hauptgewinner beim Startups@Reeperbahn Pitch 2018. Das Hamburger Logistik-Startup konnte sich gegen vier weitere Finalisten durchsetzen und steht damit zu Recht im Rampenlicht. Vor dem großen Finale gaben sich allerdings noch weitere 16 Jungunternehmen auf der Startupstage die Ehre. Auch ihnen gebührt selbstverständlich unsere Aufmerksamkeit, weshalb wir sie hier noch einmal gebührend würdigen.
Der 19. September war mit hoher Wahrscheinlichkeit der letzte wirklich heiße Tag des an heißen Tagen wahrlich nicht armen Sommers 2018. Letzte Gelegenheit also, an Elbe und Alster die Sonne zu genießen. Oder sich ins eher dunkle Gruenspan zu setzen. Für Startup-Fans keine Frage: Die zweite Alternative war klar die bessere. So war der Saal um 13 Uhr bereits gut gefüllt, als die Moderatorin Jennifer Schäfer die Startupstage eröffnete, und er blieb es durchgehend für die kommenden vier Stunden.
Jeweils vier Startups aus vier verschiedenen Branchen stellten sieben Minuten lang ihre Geschäftsideen dem Publikum und einer jeweils dreiköpfigen Expertenjury vor, die ebenso kritische wie hilfreiche Fragen stellte. Zum Auftakt stand das Thema „Media“ auf der Tagesordnung. Präsentiert wurde dieser Themenblock vom Next Media Accelerator, der auch sämtliche Kandidaten stellte. Geballte Frauenpower war da zu sehen, was schon bei der Zusammensetzung der Jury begann. Die bestand nämlich aus Nora-Vanessa Wohlert (CEO & Founder Edition F), Edith Stier-Thompson, (Managing Director bei news aktuell) und Dalia Das (Founder & CEO neuefische GmbH).
Medien-Startups eröffneten die Startupstage
Marina Ekroos aus Finnland hatte den allerersten Startplatz auf der Startupstage erwischt. Ihr Unternehmen Frameright sorgt dafür, dass Fotos im Internet immer mit dem richtigen Bildausschnitt erscheinen. Exponenta aus Minsk optimiert dagegen Texte. Die Gründerin Daria Minsky erklärte, wie sie mit künstlicher Intelligenz ermittelt, welche Inhalte die beste Chance haben tatsächlich gelesen zu werden. Charlotte Richter-Kiewing wiederum kümmert sich um bewegte Bilder und baut mit The Distriqt gerade einen Streamingdienst für moderne Frauen auf. Volles Programm liefert bereits The Shotcaller. Das Onlinemagazin für E-Sport, vorgestellt von Darius Matuschak, ist bereits führend in Europa und peilt jetzt den asiatischen und amerikanischen Markt an.
Künstliche Intelligenz (KI) begegnete uns an diesem Nachmittag auf der Startupstage bei Teilnehmern aus vielen Branchen. Der Themenblock „Artificial Intelligence“, präsentiert von T-Systems, setzte sogar komplett auf diese bahnbrechende Technologie. Frauke Mispagel (Investmentexpertin), Alois Kritl (Executive Director IKS Hamburg) und Bernd T. Peters (Innovation Management, T-Systems) schenkten unter anderem Nordantech ihre volle Aufmerksamkeit als Jurymitglieder.
Künstliche Intelligenz gewinnt in fast allen Bereichen an Bedeutung
Gründer Jonas Steeger zeigte, wie das von Nordantech entwickelte Programm Falcon Prozesse im Projektmanagement verbessert. Optimierung war überhaupt ein wesentliches Stichwort bei allen KI-Pitches. Gesa Schöning und Ralf Winkler von Qualifiction helfen Verlagen dabei, kommende Bestseller zu erkennen und den nächsten Harry Potter nicht zu verpassen. collectAI, vertreten durch Ulf Graubohm, weiß, wann und wie Kunden am besten zur Bezahlung ihrer Rechnung zu bringen sind. Und DailyDress bringt per App Ordnung in den Kleiderschrank. Moderatorin Jennifer konnte sich hier selber ansagen, denn sie ist zugleich Gründerin von DailiyDress.
Jetzt fix zum nächsten Programmschwerpunkt, nämlich „Mobility“. Hier stand MLOVE Pate, eine Initiative, die schon immer die Mobilität der Zukunft zu einem Hauptthema gemacht hat. Bei diesem Begriff denken viele wahrscheinlich zuerst an autonomes Fahren. Kopernikus Automotive aus Berlin bietet dafür ein Paket aus Hard- und Software, mit dem sich normale Pkws zu selbstfahrenden Autos aufrüsten lassen. Managing Director Tim von Toerne präsentierte das vielversprechende Konzept den Jurymitgliedern Shelley Louise Burke (Deutsche Bank, Startup Koordinatorin Region Nord), Heidrun Twesten (Geschäftsführerin Impacct GmbH) und Gunnar Froh (Gründer & CEO Wunder Mobility).
Mobilität ist ein weiteres Megathema für Startups
Mobilität hat viele Facetten, auch der Versand von Paketen gehört dazu. CiDO hat eine Methode entwickelt, wie die Pakete besser beim Kunden ankommen. Der Barcode dient dabei als Türöffner, erklärte Gründe Julian Wulf. Schließlich sind Empfänger von Bestellung nicht immer zu Hause. Vielleicht sind sie gerade auf Dienstreise, gebucht über den Chatservice von Voya. Gründer Florian Stege konnte berichten, dass sein Unternehmen bereits 40 Mitarbeiter beschäftigt und weiter wächst. Um kurze Strecken, nämlich um die viel zitierte letzte Meile, geht es bei Floatility. Jannick Hofrichter brachte einen von dem Startup produzierten e-floater, einen Elektroroller, mit auf die Startupstage. In Singapur sind die Fahrzeuge bereits unterwegs.
Der Übergang von der Mobilität zum nächsten Thema „Health“ verlief fließend, denn das erste Startup dieser Kategorie, jetlite, sorgt dafür, dass Vielflieger weniger unter Jetlag leiden müssen. Dabei wird unter anderem Licht so verwendet, dass es je nach Bedarf müder oder munterer macht. Gründer Achim Leder berichtete, wie sich die Technologie beispielsweise auch in Krankenhäusern einsetzen lässt. Um junge Patienten kümmert sich Birds an Trees. Angefangen hat das Startup mit einer App, die Kindern bei der Therapie von Mukoviszidose hilft. Matthias Kempke stellte letzten Mittwoch eine neue App für die Behandlung von Asthma vor.
Gesund werden mit modernster Technologie
Die von Marc Griefahn (Managing Director WEINMANN Emergency), Jörg Land (CEO und Co-Founder Tinnitracks) und Ralf Uhlich (Vice President Marketing Drägerwerk) gebildete Jury bekam außerdem einen Einblick in die Arbeit von FUSE-AI. Gründer Maximilian Waschka und sein Team analysieren mit künstlicher Intelligenz medizinische Bilddaten. Neben KI ist Virtual Reality (VR) eine der am heißesten gehandelten Technologien. Im letzten Pitch auf der Startupstage, gehalten von den beiden Sympatient-Mitgründern Christian und Julian Angern, ging es darum, wie VR bei der Bekämpfung von Ängsten helfen kann.
Und das war sie dann, die Premiere der Startupstage. Das Fazit: 16 interessante Startups, von denen einige durchaus auch im großen Wettbewerb eine gute Figur gemacht hätten, kompetente Jurys, die engagiert nachgefragt haben, und durchgehend gute Publikumsresonanz. Das machte Lust auf mehr. Wenn alles klappt, geht es 2019 in die nächste Runde!