Antelope rockt den Startups@Reeperbahn Pitch
Das war der Startups@Reeperbahn Pitch 2015: Zur Eröffnung des Reeperbahn Festivals feierten über 300 hochkarätige Gäste aus Deutschlands Digital- und Medienbranche fünf besonders kreative und innovative Startups und vor allem den Sieger Antelope. Der Hersteller smarter Sportbekleidung räumte den Hauptpreis ab, ein Mediabudget in Höhe von 100.000 Euro bei SPIEGEL ONLINE.
Startups@Reeperbahn hat für die Geschichte von Hamburg Startups eine ganz besondere Bedeutung, schließlich ist die Plattform für die Hamburger Startup-Szene im Anschluss an den ersten Pitch im September 2013 entstanden. Damals gewann übrigens Tinnitracks, dessen Geschäftsführer Jörg Land gestern die darauf folgende beispiellose Erfolgsstory erzählt hat.
Für Tinnitracks begann der Erfolg bei Startups@Reeperbahn
Dazu gehören unter anderem ein erster Platz beim legendären SXSW in Austin, dem Vorbild des Reeperbahn Festivals. Und ganz aktuell der Coup, die erste App zu sein, die von der Krankenkasse bezahlt wird, als erwiesenermaßen große Hilfe bei der Behandlung von Tinnitus. All das wäre ohne den Erfolg von damals und die unermüdliche Unterstützung durch Hamburg Startups nicht möglich gewesen, sagte Land.
Jetzt war es also wieder so weit, und das an einem ganz besonderen Ort. Vor wenigen Tagen noch war die Location eine einizige Baustelle und ließ befürchten, dass sie niemals rechtzeitig fertig werden könnte – aber hey, das ist nicht die Elbphilharmonie, das ist das Klubhaus St. Pauli mit dem Bahnhof Pauli, und da ist man pünktlich. Zwar fuhr hier keine Bahn, auch wenn die Einrichtung an eine Haltestelle erinnert, dafür ging ordentlich die Post ab.
Keynote von einer Legende
Bevor die Pitches starteten, stand mit Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h.c. mult. Karlheinz Brandenburg ein Stück Zeitgeschichte auf der Bühne. Oder nennen wir ihn etwas übersichtlicher Mr. mp3, denn er war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des Dateiformats, das die gesamte Musikindustrie auf den Kopf stellen sollte.
Gemacht wurde die Erfindung am Erlanger Fraunhofer-Institut, eigentlich ein Anti-Startup, doch brachte der Wissenschaftler fundamentale Erfahrungen mit, die auch für Gründer gelten: Schlüssel zum Erfolg sind eine Vision, Überstunden und Hartnäckigkeit. Bloß nicht zu früh aufgeben!
Und dann rief die ebenso charmante wie kompetente Moderatorin Alyssa Jade McDonald-Bärtl, selbst Socialpreneurin, den ersten Pitch auf. Die fünf Kandidaten hatte vor ein paar Wochen ein hochkarätiges Kuratorium sorgfältig ausgewählt und dabei auch MedLango für finalwürdig erachtet.
MedLango als Dolmetscher zwischen Arzt und Patient
Das Berliner Startup hilft dabei, die Verständigung zwischen Ärzten und Patienten zu ermöglichen, die keine gemeinsame Sprache sprechen. Das kann Leben retten; der Gründer Artur Steffen sprach von 34.000 Fällen im vergangenen Jahr allein in Deutschland, bei denen die Sprachbarriere zu Fehlern geführt habe.
Zum Einsatz kommen dabei echte Dolmetscher, die Urlaubern ebenso helfen können wie, ganz aktuell, Flüchtlingen. Steffen plädierte leidenschaftlich dafür, auch zukünftig immer besser werdenden Übersetzungsprogrammen wie dem von Google nicht zu vertrauen. Nur die Kommunikation von Mensch zu Mensch kann bei entscheidenden Fragen die nötige Sicherheit bieten.
Skybus als Dolmetscher zwischen Internet und Roboter
Um Kommunikation geht es auch bei Skybus, allerdings hilft dieses Hamburger Startup Maschinen, sich miteinander zu verständigen, beziehungsweise Roboter mit dem Internet „sprechen“zu lassen. Gründer Pierre Manière schlug bei seiner Präsentation den Bogen von den Seilmachern der Reeperbahn zu der hochkomplexen Fabrik von heute.
Ein faszinierendes Thema, das aber nicht so ganz einfach zu verstehen ist, wie auch einige Mitglieder der prominent bestzten Jury zugeben mussten. Daher freute sich Skybus ganz besonders über den später vergebenen Publikumspreis: Die Agentur Fork darf für das Unternehmen eine Digitalkampagne konzipieren, um die Geschäftsidee anschaulich zu erklären.
Fitnessübungen mit Antelope
An Anschaulichkeit mangelte es nicht beim Pitch von Antelope. Die Frankfurter haben eine Sportkleidung erfunden, die per Elektrostimulation bestimmte Muskelbereiche aktiviert und somit einen zusätzlichen Trainingserfolg ermöglicht. Das ist nicht nur für Leistungssportler interessant, sogar Menschen mit Behinderungen können davon profitieren.
Während CEO Philipp G. Schwarz die Marktchancen von Antelope erörterte, führte sein Kollege Kay Rathschlag einige Übungen vor, über die gesamte Dauer des Pitches. Mancher scherzte, da wollte halt mal jemand auf St. Pauli in enger Kleidung auf der Bühne stehen, aber amüsant war es allemal. Und überzeugend, wie sich bald herausstellte.
figo macht sich für Fintechs bezahlt
Vielen Kunden überzeugt hat bereits figo, ein Dienstleister für die boomende Fintech-Branche. Heiko Rahlfs, der für das Hamburger Startup sprach, hatte beeindruckende Zahlen parat, etwa die neun Zugriffe pro Sekunde auf die API, die Programmierschnittstelle von figo.
Das Unternehmen bringt die alte und die neue Finanzwelt zusammen, eine verbindende Funktion, die bei aller Unterschiedlichkeit die meisten Kandidaten des Abends eint. In Deutschland schon beinahe flächendeckend, so dass es nahe liegt, den Service auf Österreich und die Schweiz auszudehnen, und 2016 auf viele weitere europäische Länder.
Finnlands Funzi bringt Entrepreneurship in alle Welt
Vornehmlich außerhalb Europas ist die Zielgruppe von Funzi zu Hause. Der Gast aus dem Festival-Partnerland Finnland, mitreißend vertreten durch Gründer Aape Pohjavirta, will Menschen aus Entwicklungsländern Entrepreneurship näherbringen. Mittel zum Zweck ist dabei eine App, denn während das Smartphone einen weltweiten Siegeszug hinter sich hat, ist im Bildungsbereich in den letzten zehn Jahren herzlich wenig passiert.
Ganz aktuell hat Funzi eine App im Programm, die Flüchtlingen in Finnland helfen soll, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Aape Pohjavirta möchte das Projekt schnellstmöglich auch in Deutschland launchen, und dann in ganz Europa.
Somit hatten sich alle Kandidaten vorgestellt, und die Jury zog sich zur Beratung zurück. Die dauerte auch gar nicht lange,und wenn man sich auch nicht völlig einig war, so sah doch die Mehrheit das größte Potenzial in den High-Tech-Klamotten von Antelope. Noch einmal die Gelegenheit für die Gründer, ihre trainierten Körper zu präsentieren.
Im Lovemobil wurden Startups und Investoren verkuppelt
Während bei gewöhnlichen Pitches für die Teilnehmer der Spaß jetzt zu Ende wäre, ging bei Startups@Reeperbahn die die Rundum-Betreuung munter weiter. Alle lobten den tollen Service, zum dem auch ein vorbereitendes Pitch-Training gehört hatte.
Jetzt wurden die Finalisten zu fünf in einer Seitenstraße geparkten Wohnwagen eskortiert. Die „Lovemobiles“ waren liebevoll eingerichtet und mit pikant-amüsanten Details wie plüschigen Handschellen und alten Erotikromanen ausgestattet. Reeperbahn-Flair pur. Dabei dienten sie einem durchaus seriösem Zweck.
Hier hatten die Startup-Vertreter nämlich die Möglichkeit, sich ungestört mit potenziellen Investoren zu unterhalten. Ob es dabei tatsächlich zu Geschäfstanbahnungen gekommen ist, lässt sich noch nicht abschätzen, aber die Vehikel eigneten sich auch hervorragend für Spontanfeten im kleinen Kreis.
Eine Party, die noch oft stattfinden sollte
Spontanfeten innerhalb der großen Party im Bahnhof Pauli gab es auch in der von Fork zur Verfügung gestellten Box, die nicht nur schnöde Fotos machen konnte, sondern amtliche Gifs. Viele Gäste ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, vor laufender Kamera die Sau raus zu lassen. Ein großer Spaß, von dem man hier einen Eindruck bekommen kann.
Am Ende waren sich alle einig: Startups@Reeperbahn, kräftig unterstützt von Partnern wie EY, Xing und vielen anderen ist eine tolle Veranstaltung, herausragend organisiert von Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn von Hamburg Startups und vielen Helferinnen und Helfern. Nächstes Jahr bitte wieder, unbedingt!
Vielen Dank an unsere Partner und Sponsoren!
Alle Fotos von Robin Hinsch
Weitere spannende Links zum Pitch
Daniel Hüfner hat den Pitch für das t3n Magazin zusammengefasst: http://t3n.de/news/reeperbahn-festival-642786/?utm_content=buffer0f8b2&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
http://www.onetoone.de/Wenig-Training-kaum-Bewegung-und-trotzdem-fit-26812.html
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article146728934/Fuenf-Geschaeftsideen-fuer-die-Zukunft.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/start-up-preis-fuer-antelope-fitnessanzuege-a-1054797.html
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!