Korea – eine aufstrebende Startup-Nation stellt sich vor
China ist eine Großmacht, auch im Internet, das hat sich längst in aller Welt herumgesprochen. Aber Korea? Über dieses ostasiatische Land ist hierzulande wenig bekannt, von Smartphoneherstellern wie Samsung mal abgesehen. Eine Veranstaltung im Mindspace zur südkoreanischen Startup-Szene brachte da viele neue Erkenntnisse.
Südkorea ist das Land mit dem schnellsten Internet der Welt und einer Smartphonedichte, die ebenfalls ihresgleichen sucht. Aus dem Alltag der Koreaner ist das Web längst nicht mehr wegzudenken und spielt eine viel größere Rolle als etwa in Deutschland. Und Hersteller wie Samsung oder LG haben sich führende Positionen im Handymarkt erobert. Beste Voraussetzungen eigentlich für eine blühende Startup-Szene. Aber ganz so einfach ist das nicht.
Das wurde deutlich bei einer Veranstaltung, zu der die Korea Trade-Investment Promotion Agency (KOTRA) ins Mindspace eingeladen hatte. KOTRA ist eine Regierungsorganisation zur Förderung des koreanischen Außenhandels, die seit 1962 existiert und seit 1974 auch ein Büro in Hamburg hat. Consultant Jan Ziegler gab zuerst einen Überblick gab zuerst einen Blick über das Land und sein Startup-Ökosystem. Hier ein paar der wichtigsten Daten und Fakten:
In der koreanischen Startup-Welt dominiert der „Gangnam Style“
Südkorea hat über 51 Millionen Einwohner, von den rund 25 Millionen im Großraum Seoul leben. Dort gibt es geschätzt 3.500 Startups. Das Zentrum der Szene befindet sich im Stadtteil Gangnam, weltbekannt durch den Hit „Gangnam Style.“ Das traditionelle Sicherheitsdenken und der Wunsch der Eltern, ihre Kinder mögen einen Job bei einem großen Konzern bekommen, bremst das Wachsen einer Startup-Kultur. Daher sind die meisten Gründer bereits über 30 bei ihrem ersten Schritt in die Selbständigkeit, und zu 90 % männlich.
Die Finanzierung kommt vor allem von zahlreichen staatlichen Programmen, private Investoren halten sich dagegen sehr zurück. Die meisten koreanischen Startups sind fast ausschließlich am heimischen Markt aktiv und bieten dort Services an, die bei uns von den amerikanischen Internetriesen erbracht werden. So ist Naver dort die führende Suchmaschine, nicht Google, und der beliebteste Messaging-Dienst heißt KakaoTalk. Weitere Erfolgsgeschichten schreiben das E-Commerce-Unternehmen Coupang und das vielseitig aufgestellte Startup Yello Mobile, beide milliardenschwere Einhörner.
Im Ausland dagegen tun sie sich alle schwer oder versuchen es dort gar nicht erst. Das ändert sich jetzt langsam. Im Dezember waren erstmals 18 Startups aus Südkorea beim K-Startup Meetup Berlin in Deutschland zu Gast. Die ebenfalls von KOTRA initiierten Kooperationen mit den Telefongesellschaften Brighstar und Deutsche Telekom gaben bescherten koreanischen Startups zusätzliche internationale Aufmerksamkeit. Eventuell wagt sich das eine oder andere von ihnen bald auch mit einer Niederlassung nach Hamburg.
Wie sieht es aber umgekehrt aus: Welche Chancen haben beispielsweise deutsche Startups in dem ostasiatischen Land? Deutschland an sich hat einen guten Ruf, gilt dort als verlässliche Marke. Der Halbkoreaner Ludolf Ebner Chung hat auch durchaus gute Erfahrungen gemacht. Zuerst beim Aufbau einer Tochtergesellschaft von Delivery Hero, dann mit seinem eigenen Logistikunternehmen Naldo. Trotzdem macht er in seinem Vortrag nicht unbedingt Mut. Zu eigen sei die koreanische Kultur und zu kompliziert das Steuerrecht, komplizierter als das deutsche. Und Vorsicht bei Beamten, wenn sie einen schlechten Tag haben!
Was in Korea Erfolg haben könnte? Games – und Food!
Ein positives Beispiel liefert das Hamburger Computerspiele-Unternehmen Bigpoint, das seit 2016 in chinesischer Hand ist. Dessen Bestseller Drakensang wurde in überarbeiteter Form und unter dem Namen Dragon Rise auch in Südkorea ein Hit. Überhaupt haben Gameschmieden dort gute Karten, denn rund die Hälfte der Bevölkerung beschäftigt sich mit Videospielen, zum Teil exzessiv, weshalb es eine staatlich reglementierte monatliche Obergrenze für Ausgaben in diesem Bereich gibt.
Ein weiteres erfolgversprechendes Geschäftsfeld könnte Food sein, meint KOTRA-Consultant Hyeyun Kim. Die Systemgastronomie von Vapiano hat in Südkorea schon Fuß gefasst, und deutsche Backwaren haben sowieso weltweit einen legendären Ruf. Vielleicht wird es Zeit für ein Brot-Startup,warum nicht aus Hamburg? An gutem Essen herrscht sonst in Südkorea kein Mangel, wie das abschließende üppige Buffet auf köstliche Weise bewies. Und so gingen wir gut gesättigt nach Hause, und voller Informationen über ein Startup-Land, von dem bestimmt noch zu hören sein wird.
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