Auf Startup Safari im Hamburger E-Commerce-Ökosystem
Hamburg hat eine kaufmännische Tradition, die sich im Internetzeitalter fortsetzt. Fast ein Viertel der in unserem Startup Monitor registrierten Startups ordnet sich der Kategorie „Commerce“ zu. Auch viele Digitaldienstleister für diese Branche haben sich in der Hansestadt etabliert und zum Teil prächtig entwickelt. Wir haben einige von ihnen besucht.
Wie es sich in Deutschland gehört, gibt es für den E-Commerce eine eigene Dachorganisation. Das ist der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) mit Sitz in Berlin. Regelmäßig tagen Arbeitskreise zu bestimmten Themen, so vergangene Woche in Hamburg unter der Überschrift „Prozessmanagement“. Ein besonderer Tagesordnungspunkt war die „Startup Safari“. Die führte zu einigen jungen Unternehmen, welche als Dienstleister für Onlinehändler erfolgreich sind. Hamburg Startups durfte mit auf die Pirsch.
Shipcloud sorgt für den optimalen Versand
Das Basislager hatte die aus ganz Deutschland stammende Reisegruppe bei Akanoo im Mittelweg aufgeschlagen. Akanoo entwickelt Kampagnen für die wirksame Ansprache von Onlineshop-Besuchern und ist sicherlich einen längeren Abstecher wert. Bei unserer Safari, die übrigens Jan-Paul Lüdtke von Akanoo organisiert hat, ging es allerdings gleich weiter zu Shipcloud, die nur ein paar Schritte entfernt ebenfalls am Mittelweg ihre Büroräume haben, in die sie erst vor wenigen Wochen eingezogen sind.
Ein Zeichen für die positive Entwicklung, die die Gründer Stefan Hollmann und Claus Fahlbusch und ihr Unternehmen seit ihrem Start vor knapp vier Jahren gemacht haben. „Mit möglichst wenig Leuten möglichst viel schaffen“, lautet das Arbeitsprinzip von Stefan, und er erklärte dazu, dass sich die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten individuell und flexibel einteilen können. Das Startup ermöglicht Onlineshops über eine Cloudsoftware, ihren Kunden die jeweils optimale Versandlösung anzubieten. Was Shipcloud genau macht, steht in diesem Artikel.
Gpredictive weiß, was Kunden wollen werden
Die nächste Station wäre zu Fuß nicht so schnell zu erreichen gewesen, deshalb stieg die Reisegruppe jetzt in einen Bus. Begleitet von einem Reiseleiter und dessen Anekdoten ging es vorbei am Dammtorbahnhof, Planten un Blomen, Alster und Kunsthalle direkt in die Innenstadt zu Gpredictive in der Lilienstraße 11, und zwar in den fünften oder sechsten Stock. So genau lässt sich das bei der Bauweise des Kaufmannshauses nicht sagen. Wesentlich genauer sind da schon die Algorithmen von Gpredictive.
„Predictive Modeling“ nennt sich das Fachgebiet des Softwareunternehmens, das einst als Beratungsfirma angefangen hat. Einige Pivots, also Richtungswechsel beim Geschäftsmodell, und auch Veränderungen im Team hat es in den vergangenen fast zehn Jahren gegeben. Das heutige Produkt besteht so erst seit einem dreiviertel Jahr. Es ist, vereinfacht gesagt, ein Prognosetool, das heute berechnet, was die Kunden wahrscheinlich morgen kaufen wollen und werden.
Facelift organisiert Social Media Marketing
Zum Shoppen war auf der Safari keine Zeit, denn es ging wieder zu Fuß weiter über den Jungefernstieg direkt in die Gerhofstraße. Dort hat Facelift sein Hauptquartier, ein erst vor sechs Jahren gegründetes Unternehmen, das mittlerweile rund 200 Mitarbeiter beschäftigt. In der Anfangszeit habe Facelift noch mächtig zu kämpfen gehabt, erzählte Benjamin Schroeter, einer der Gründer. Damals sei vielen die Bedeutung von Social Media für Markenbildung und Verkaufserfolge noch nicht klar gewesen. Seit zwei Jahren steigt er Umsatz allerdings nahezu exponentiell, der sagenumwobene „Hockey Stick“ wurde hier Realität.
Im Mittelpunkt stand bisher die Optimierung von Facebook-Kampagnen. Herzstück ist die cloudbasierte Software Facelift Cloud. Die kann natürlich längst mehr als nur Facebook, auch für alle anderen relevanten sozialen Medien lassen sich damit Kampagnen steuern und auswerten. Und dabei soll es nicht bleiben. Der Weg führt vom reinen Social Media Management zu einer Marketingplattform, die zwar diesen Schwerpunkt behält, aber auch andere Disziplinen beherrscht. Der wesentliche Erfolgsfaktor wird dabei das Vertriebsteam von Facelift bleiben, denn „Distribution beats product“, fasste Benjamin zusammen.
Channel Pilot Solutions macht Onlineshops fit
Bei einer echten Safari beziehungsweise Stadtrundfahrt durch Hamburg dürfen natürlich Elbphilharmonie, Speicherstadt und Hafencity nicht fehlen. Folgerichtig ging es zum Abschluss in den siebten Stock der Überseealle 1. Dort hat man nicht nur eine besonders schöne Aussicht, sondern auch noch die Gelegenheit, bei Channel Pilot Solutions mehr über Multichannel-Online-Marketing zu erfahren. Klingt kompliziert, ist aber im Endeffekt ganz einfach: Channel Pilot sorgt dafür, dass Onlieshops immer die optimalen Vermarktungskanäle für ihre Produkte finden.
Das geschieht, wie könnte es anders sein, über eine ausgeklügelte Software. Im Unternehmen selbst geht es dagegen manchmal überraschend analog zu. So sorgt zum Beispiel eine einfache Zettelwand für Übersicht. Seitdem die im Einsatz ist, befinden sich kaum noch Kunden im Zustand „Escalation“ und die meisten in der Kategorie „Done“. Um die persönliche Ansprache der Kunden in fast 30 Ländern kümmern sich Mitarbeiter, die die Sprache jeweils perfekt beherrschen. Und ein Mailing von Channel Pilot kommt manchmal tatsächlich noch mit der Post. Das errege im Internetzeitalter eine höhere Aufmerksamkeit als die tägliche E-Mail-Schwemme, hat der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Priemer festgestellt.
Jede Menge Aufmerksamkeit erregen offensichtlich die E-Commerce-Dienstleister, die auf unserer kleinen Reise zu besichtigen waren. Alle befinden sich auf einem deutlichen Erfolgskurs, und das nicht erst seit gestern. Der Handelsstandort Hamburg lebt offensichtlich nicht nur von seiner hanseatischen Tradition, sondern ist auch für die digitale Zukunft bestens gerüstet. In diesem Sinne: Heia Safari!
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