Startup-Evangelisten: ein Interview mit Michael Haufler
Das Startup Ökosystem lebt auch in Baden-Württemberg von ehrenamtlichen Supportern. Michael Haufler ist so einer. Als erfolgreicher Unternehmer und Vorsitzender des Startup Stuttgart e.V. setzt er sich gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen dafür ein, Startups in und um Stuttgart zu unterstützen. Sie sind eine Art Pendant zu Hamburg Startups und wurden somit unser erster Partner für den Rollout des Monitors. Heute betreibt Startup Stuttgart den ersten StartupSpot in Baden-Württemberg und hilft Startups im Ländle dabei, sichtbarer für Investoren, Kooperationen und Mitarbeiter zu werden. Wir haben mit Michael etwas über das Startup-Ökosystem in Baden-Württemberg geplaudert.
Michael, wer bist du, was machst du, wenn du nicht gerade für Startups aus Baden-Württemberg einsetzt?
Dann kümmere ich mich um meine Unternehmen scireum GmbH, MEMOIO GmbH und die H2 Ventures GmbH. Nach oder manchmal auch zwischen der Arbeit spielen natürlich auch meine anderthalbjährige Tochter und meine Frau eine wichtige Rolle in meinem Leben, auch wenn hier und da die Zeit wirklich zu kurz ist und eine Seite von Familie, Arbeit, Verein dann immer auch mal zu kurz kommt. Trotzdem gebe ich mir Mühe hier ein ausgewogenes Verhältnis zu finden.
Dein Unternehmen scrieum, das du mit deinem Bruder gegründet hast ist sehr erfolgreich und eure Arbeit bereits preisgekrönt, was habt ihr in den letzten Jahren aufgebaut?
Die scireum GmbH ist ein Softwareunternehmen im Bereich Handelsinformationssysteme und eCommerce Lösungen. Neben komplexen B2B eBusiness Plattformen für den technischen Großhandel, bauen wir die SaaS Plattform OXOMI. Eine Lösung die, die Distribution von Produkt und Marketinginformationen zwischen Industrie und Fachhandel unterstützt. Besonders stark sind wir in den Branchen Sanitär, Heizung und Klima (SHK), dem Elektrogroßhandel, sowie dem Produktionsverbindungshandel (PVH).
Fühlt ihr euch mit Produkten wie MEMOIO, einem Messenger für B2B-Kommunikation, die ihr neue auf den Markt bringt, immer noch als Startup?
Ganz genau genommen wird MEMOIO von der scireum GmbH nur vertrieben und von der MEMOIO GmbH entwickelt. Die MEMOIO GmbH ist noch kein Jahr alt uns somit fällt Sie auch recht deutlich in die Kategorie Startup, da wir hier durchaus ambitionierte Ziele haben. Ich muss sagen, daß es wirklich nochmals eine tolle Erfahrung ist, wieder etwas neues zu starten und kann es wirklich nur jedem empfehlen einen solchen Schritt zu gehen.
Du bist angesehener Unternehmer in Stuttgart, ebenso wie deine Vorstandskollegen. Hilft euch dieses Ansehen bei euren Projekten, die ihr für den Verein umsetzt, wie z.B. den Startup-Messestand auf der IT&Business?
Ich selbst würde mich nicht als angesehenen Unternehmer bezeichnen. Ich bin Geschäftsführer eines zwanzig Mann Ladens, das ist im mittleren Neckarraum jetzt nichts wirklich besonderes. Da gibt es hier zum Glück noch ganz andere Kaliber. Natürlich hilft es uns, dass so langsam die etablierten Firmen das Thema Startups auf der Agenda haben. Das öffnet die ein oder andere Türe.
Gerade auch die Landesmesse hat hier die Zeichen der Zeit erkannt und uns wirklich toll unterstützt. Aber es ist bei Leibe nicht einfach und wir haben noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber das schöne ist – es tut sich was – wenn auch nur langsam.
Was macht das Startup-Ökosystem in Baden-Württemberg besonders?
Der mittlere Neckarraum ist eines der dichtbesiedelsten Industrieregionen in Europa. Ganz Baden-Württemberg hat einen beispiellos starken Mittelstand mit zahlreichen hidden champions und Weltmarktführern. In Verbindung mit vitalen Startup Ökosystemen, kann hier im Ländle etwas großes entstehen, wenn wir es schaffen die Startups mit etablierten Unternehmen auf Augenhöhe zusammenzubringen.
Baden-Württemberg ist ein großes Bundesland und hat zahlreiche autarke Startup Hubs, die alle wertvolle Arbeit an den Startups leisten, welche sind für dich die erfolgreichsten Projekte?
Da ich lediglich für die Region Stuttgart spreche möchte ich mir hier kein Urteil erlauben. Aber es gibt in der Tat eine Menge Initiativen. Hier in Stuttgart beispielsweise CODE_n, Startup Autobahn, ACTIVATR, Accelerate Stuttgart und Arena42
Welche Rolle spielen die Universitäten in Baden-Württemberg bei der Startup-Förderung?
Eine wichtige, aber meiner Meinung nach, noch nicht optimale Rolle. Größte Herausforderung ist die fragmentierte Förderlandschaft alleine hier in Stuttgart, von Baden-Württemberg ganz zu schweigen. Jede Hochschule macht ihr eigenes Ding. Das ist bei freien und unabhängigen Hochschulen natürlich auch nichts Verwerfliches, trotzdem verlieren wir dadurch natürlich Sichtbarkeit insgesamt als Standort.
Das gemeinsame Projekt “Spinnovation” der HdM, der HS Reutlingen und Aalen ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Ich fände es wirklich sehr begrüßenswert wenn die Hochschulen in der Region Stuttgart noch enger beim Thema Gründung zusammenrücken.
Bei uns in Hamburg haben wir gerade mal drei Professuren für Entrepreneurship, wie hoch ist das Thema Entrepreneurship an den Unis in Baden-Württemberg angesiedelt?
So langsam kommt das Thema auch hier durch. Das Projekt Spinnovation habe ich schon angesprochen. Die Uni Stuttgart ist an der Arena 2036 beteiligt und darüber auch an Startup Autobahn. Die Uni Hohenheim hat dieses Jahr auch das Projekt HOMA! Hohenheim macht! vom Land für drei Jahre gefördert bekommen. Man kann also sagen, es geht in die Richtige Richtung.
Für wie wichtig hältst du die Nähe von den Unis zu den Startup-Ökosystemen?
Für absolut entscheidend. Die Universitäten sind ein entscheidender Teil eines guten Startup Ökosystems, da viele spannende Gründungen aus der Hochschule heraus entstehen und hier natürlich auch qualifizierte Arbeitskräfte ausgebildet werden. Daher freue ich mich auch über unsere Vereinsmitglieder Prof. Högsdal und Prof. Kuckertz die hier den direkten Draht an die HdM und Uni Hohenheim bieten. Es wäre natürlich klasse, wenn wir auch noch Mitglieder aus den anderen Hochschulen der Region finden.
Wenn auch nicht repräsentativ, sind laut StartupSpotBW derzeit 30% der gegründeten Startups der Tech-Branche zugeordnet, in Hamburg sind es gerade mal 8%, ist das bezeichnet für das Startup-Ökosystem in Baden-Württemberg? Entstehen bei euch die Techniken der Zukunft?
Baden-Württemberg ist das Land der Tüftler. Das ist nach wie vor so. Wir haben im ganzen Land tolle Universitäten und im vergleich zu anderen Regionen auch viele potentielle Kunden für Hightech Startups direkt vor der Haustüre. Mich wundert die Zahl nicht wirklich. Auch der deutliche Fokus auf B2B Kunden ist bezeichnet für die Region.
Wir arbeiten nun bereits seit einigen Monaten zusammen und formen eine Nord-Süd-Achse für Startups, wenn man so will. Was gefällt dir eigentlich am Hamburger Startup Ökosystem?
Hamburg ist von außen betrachtet schon etwas weiter als die Region Stuttgart was das Ökosystem angeht. So wie ich das sehe, habt ihr starke Food Startups. Mir als leidenschaftlicher Griller fällt da natürlich Ankerkraut ein. Aber auch Commerce, Fintech und Games haben mit bspw. Jimdo, Figo und Goodgame Studios prominente Vertreter.
Was ich wirklich sehr beeindruckend fand war euer “Pitch im Wohnwagen” Event auf der Reeperbahn. Da können wir uns sicher noch was bei euch abschauen.
Als Betreiber des StartupSpot Baden-Württemberg seid ihr als Verein nun auch im Sinne der besseren Sichtbarkeit für Startups auf Werbetour, wie du beim innovationspolitischen Frühstück mit der Wirtschaftsministerin gesagt hast, wie kommt das Projekt in der baden-württembergische Politk an?
Wir sind sehr positiv überrascht wie gut das Projekt aufgenommen wurde. Wir erfahren von allen Seite Zustimmung und auch Unterstützung. Sowohl auf Landesebene aus dem Wirtschaftsministerium (ifex), als auch von der Stadt Stuttgart und auch schon anderen Kommunen und Städten im Ländle.
Hast du Lieblings-Startups?
Nein, ich finde jedes Startup ist auf seine Weise besonders.
Du hast drei Wünsche frei! Was würdest du dir für den Spot wünschen?
Eigentlich habe ich nur einen: Ich möchte, dass der StartupSpot BW die zentrale Plattform für Startups in ganz Baden-Württemberg wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
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