Startup-Finanzierungen steigen 2018 auf Rekordniveau – auch in Hamburg
Deutsche Startups erhielten im Jahr 2018 so viel Geld wie nie zuvor. Das ist das Resultat der Studie „Start-up Barometer Deutschland“, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY jetzt veröffentlicht hat. Demnach wurden insgesamt knapp 4,6 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr in deutsche Jungunternehmen investiert – 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Berlin liegt weiter vorn, aber Hamburg hat eine besonders positive Entwicklung gemacht. Woran das liegt, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung der Ergebnisse.
Als Quellen für sein Start-up Barometer Deutschland gibt EY Pressemitteilungen der Startups oder Investoren, Presseberichterstattung und CB Insights an. Daher ist zu vermuten, dass nicht sämtliche Finanzierungsrunden tatsächlich erfasst wurde. Aussagekräftig sind die Zahl aber auf jeden Fall, so auch bei der Zahl der Investitionen. Die erreichte mit 615 ebenfalls einen neuen Höchststand; 2017 waren es nur 507. Den ersten Platz unter den Bundesländern hat mal wieder Berlin geholt. 2018 schlossen die Startups aus der Hauptstadt 247 Finanzierungsrunden in Höhe von insgesamt 2,64 Milliarden Euro ab.
Hamburg liegt mit 42 Investments in 40 Startups auf Platz vier, bei einem Volumen von 548 Millionen Euro sogar auf dem dritten Rang hinter Bayern. Im Vergleich zu 2017 (230 Millionen Euro) ist das eine Steigerung um 138 Prozent! Natürlich bekommen nicht alle Startups ein gleich großes Stück vom Kuchen; einige wenige sichern sich in der Regel den Löwenanteil. Das verdeutlicht ein Blick auf die bundesweiten Top 5. Hier ist Berlin viermal vertreten, mit Auto1 (460 Millionen Euro) als Spitzenreiter. Auf Platz 2 liegt dann schon der Online-Modehändler About You aus Hamburg 264 Millionen Euro. Fast 50 Prozent des Finanzierungsvolumens für die Hansestadt geht also auf das Konto eines einzigen Unternehmens.
4 Unternehmen sichern sich in Hamburg den Löwenanteil
Keine Überraschung daher, dass E-Commerce mit insgesamt 322 Millionen Euro die ertragreichste Branche in Hamburg ist, was bundesweit sogar für die Silbermedaille reicht. Das gilt auch für den Bereich Fintech. Die dort erzielten 88 Millionen Euro sind fast komplett bei Deposit Solutions gelandet. Die dritte Hamburger Erfolgsbranche ist Mobility mit ebenfalls 88 Millionen Euro und den beiden Dickschiffen Dreamlines (45 Millionen) und Wunder (26 Millionen).
Für die restlichen Branchen bleibt da nicht mehr viel übrig. Der technologisch relevanteste Sektor „Software & Analytics“ mit Themen wie Blockchain, Virual Reality und Artificial Intellegence bekommt insgesamt 640 Millionen Euro. Nur 11 Millionen davon gehen an Elbe und Alster. Ähnlich bescheiden die Bilanz bei „Health“. Hier konnten Hamburger Startups lediglich 9 Millionen einsammeln. Allerdings hat die Branche insgesamt einen Rückschlag erlebt und ist von 522 auf 316 Millionen Euro im Vergleich 2017-2018 gefallen.
ICOs 2018 erstmals relevant – aber nur im 1. Halbjahr
Noch zwei Anmerkungen zum Gesamtergebnis: Erstmals sind 2018 ICOs (Initial Coin Offerings), also die Ausgabe von Kryptowährungen, in nenenswertem Umfang als neue Finanzierungsform in Erscheinung getreten. Insgesamt nahmen deutsche Startups im vergangenen Jahr bei 22 ICOs 255 Millionen Euro ein. Der Hype scheint aber schon wieder abzuebben. Nach 13 ICOs im ersten Halbjahr, die 205 Millionen Euro einbrachten, wurden in der zweiten Jahreshälfte nur noch neun Transaktionen im Volumen von lediglich 49 Millionen Euro registriert. Im Jahr 2018 schafften darüber hinaus drei Startups den Sprung an die Börse und nahmen dort insgesamt 331 Millionen Euro ein. 2017 gab es vier Startup-Börsengänge mit einem Ergebnis vonn 794 Millionen Euro.
Ein kurzes Fazit aus Hamburger Sicht: Etablierte Unternehmen wie About You und Deposit Solutions, die kaum noch als Startups zu bezeichnen sind, schaffen es immer wieder, große Summen zu akquirieren. Neuere Startups gerade aus den innovativsten Bereichen tun sich dagegen nach wie vor schwer, Investoren für sich zu gewinnen. Da ist 2019 definitiv noch Luft nach oben.
Grafiken: Start-up Barometer Deutschland 2018, EY