Start & Found: ein Wochenende voller Startup-Spirit
Wer die Entstehung eines Startups im Superzeitraffer miterleben wollte, war am Wochenende bei Start & Found im Mindspace genau richtig: Ideen, die neu entstehen und verworfen werden. Teams, die sich finden und wieder auseinanderfallen. Änderungen des Namens und des Geschäftsmodells. Und am Ende strahlende Gewinner.
Bewährter Ablauf für frische Ideen
Die meisten Leserinnen und Leser werden den Ablauf eines Hackathons, und in diese Kategorie fällt letztlich auch Start & Found, wahrscheinlich schon kennen. Deshalb hier nur kurz die wichtigsten Stationen zusammengefasst: Der Faciliator genannte Moderator erklärt die Regeln. Das übernahm zum zweiten Mal in Folge Daniel Johnsen aus Louisville, Kentucky.
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Daniel Johnsen moderierte die Veranstaltung
Zur Auflockerung bildeten sich aus dem Teilnehmerfeld elf nach den Geburtstmonaten zusammengewürfelte Gruppen, die spontan Fantasieunternehmen mit kuriosen Namen pitchten. Danach ging es los mit dem eigentlichen Programm: Jeder, der eine Idee für ein Startup hatte, konnte sie innerhalb von 60 Sekunden seinen Mitstreitern vorstellen. 23 Ideengeber wagten sich insgesamt auf die Bühne, drei davon Frauen. Nun konnten alle Teilnehmer insgesamt drei Punkte beliebig auf die Projekte verteilen. Die Initiatoren der 14 beliebtesten durften noch einmal Werbung für ihre Sache machen und ihre Teams zusammensuchen, die die nächsten zwei Tage praktisch rund um die Uhr die Ideen umsetzen sollten.
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Freitagabend: Präsenation der Ideen
Von Null auf Startup in weniger als 48 Stunden
Was da zwischen Freitag, 23 Uhr, und Sonntag, 17:30 Uhr alles passiert ist, lässt sich nur erahnen. Nicht alle Teilnehmer konnten diesen Startup-Marathon durchhalten, ins Ziel geschafft haben es letztlich elf Teams, die zum Teil mehrfach ihren Namen, ihr Geschäftsmodell und ihr Personal geändert haben. Wie gesagt, alles wie im richtigen Leben, nur in extrem kurzer Zeit. Dabei ist immer wieder verblüfend, was innerhalb von zwei Tagen alles möglich ist. Besonders bemerkenswert in diesem Jahr, wie ausgefeilt viele Präsentationenwaren und welche Liebe zum Detail da oft drinsteckte.
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Die Jury: Michael Behrens (Jung von Matt), Edeltraut Leibrock (Union Investment), JuanaM. Sacristan (AUDEAMUS CAPITAL) und Holger Jürgens (20Scoops)
Als erste stellte sich das Team von Sparks der sechsköpfigen Jury. Dessen Konzept: Apps und Trainingspläne für Hobbysportler gibt es viele, was fehlt, ist ein Programm, das für die nötige Motivation sorgt. Sparks will Menschen miteinander verbinden, die sich gegenseitig anspornen. Anspornend klingt auch der Name des nächsten Kandidaten: CheerUp. Zielgruppe sind hier eher ältere Leute, die Ärger mit ihrem Computer haben und unkomplizierte Hilfe suchen. Die soll per Telefon erfolgen, von Studenten, die je nach Fachwissen und Verfügbarkeit zum Einsatz kommen.
Bei vielen Projekten ging es um Motivation und Netzwerke
Bei der Startnummer drei stehen ebenfalls Unterstützung und Motivation im Vordergrund. Fokus! ist eine Community für Entrepreneure, die Workshops, hilfreiche Videos und jede Menge Kontakte für einen Jahresbeitrag von 300 Euro bieten soll. Noch kurz vor dem Pitch hieß das Projekt übrigens Do it Space. PayMyTip nannte sich am Freitag noch eTip und ist eine App, die in Zeiten bargeldlosen Bezahlen dafür sorgt, dass Restaurantpersonal trotzdem das verdiente Trinkgeld bekommt. Die Präsentation dafür war besonders ausgefeilt, allerdings etwas zu lang, denn jedes Team hatte nur drei Minuten Zeit für die Präsentation, plus drei Minuten Fragen von der Jury.
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Für alle Pitches gab es zur Aufmunterung Standing Ovations vom Publikum
Social Network, Teil zwei. Bei Marvolio sind nicht Jungunternehmer die Zielgruppe, sondern Modedesigner. Die müssen sich speziellen Herausforderungen stellen, etwa bei der Beschaffung von Stoffen und anderen Materialien, die sich in der Gemeinschaft am besten bewältigen lassen. Mit diversen Herausforderungen hat auch eine richtig große Zielgruppe zu kämpfen, nämlich Mieter, die eine Reparatur in ihrer Wohnung benötigen. Denen hilft vielleicht bald myhomie, die smarte Hausmeister-App. Die erspart lästige Anrufe, bei denen man sowieso nur abgewimmelt wird, wie in einer Szene am Pitchanfang nachgespielt wurde.
Ein beliebtes Thema auch bei Start & Found: Food
Food ist zurzeit ein Trendthema, das zeigte sich auch bei Start & Found. Dabei haben viele keine Ahnung, wo ihr Essen überhaupt herkommt und wie es entsteht. Gerade bei Kindern gibt es oft erschreckende Wissenslücken. Experience Green will das ändern und hat dafür eine Growth Box mit Begleitbuch und -app entwickelt, die Kids zu kleinen Farmern macht. Das war beim Pitch tatsächlich alles zu sehen, ebenso wie die schönen Verpackungen und Teebeutel von Teavolution (Ex-movieTEA, aber auch der neue Name wird aus rechtlichen Gründen nicht bleiben). Bei dieser Präsentation ging es zu wie im amerikanischen Wahlkampf: „Yes, tea can“, hieß es, und „Make tea great again!“, denn „Amtssprache“ bei Start & Found ist Englisch.
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Der Preis für den besten Pitch ging an das Team von The Wonderlab
Soviel zu den Teams, die zwar eine tolle Leistung abgeliefert haben, aber keinen der drei Hauptpreise abräumen konnten. Den ersten davon sicherte sich The Wonderlab, und zwar in der Kategorie „Best Pitch“. The Wonderlab hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder zu unterstützen und zu ermutigen, eigenständig Lösungen für die Probleme der Zukunft zu finden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das Team rund um Ideengeberin Larissa Greth auch über das Wochenende hinaus am Ball bleibt. Eine Anschlussveranstaltung im Mindspace ist jedenfalls schon für den 7. Mai angekündigt.
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Das beste Design kam vom Team Just Qook
Wie schon erwähnt, waren die Pitches bei Start & Found vor allen gestalterisch besonders gelungen. Der Preis für „Best Design“ ging schließlich an JustQook. Den Ausschlag dafür gegeben haben dürfte unter anderem die Darstellung von Moderator Daniel und der Juroren als Comicfiguren im Stil von South Park. JustQook ist ein Lieferservice für Köche, die Rezepte von Bloggern in die Tat umsetzen möchten und online mit einem Klick alle Zutaten bestellen können. Teamchefin Nives Haag ist selber Foodbloggerin, verfolgt die Idee schon über eine längere Zeit und wird sicher auf die eine oder andere Weise dranbleiben. Fun Fact am Rande: Teammitglied Caroline Bauer, Designerin, konnte bei ihrer fünften Teilnahme an einem solchen Event bereits zum vierten Mal einen Preis gewinnen.
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Den Hauptgewinn sicherten sich Boris Juhl, Maximilian Antosch, Philippa Haamann, Marc Maibach und Tobias Federico Nolte von BIKE OR BUS
Gewonnen hat eine Entscheidungshilfe für alle Lebenslagen
Und jetzt ein kleiner Trommelwirbel für den Hauptgewinner des Abends: BIKE OR BUS! Vor dieser annähernd existenziellen Frage stehen jeden Morgen viele Menschen, wenn sie sich auf den Weg zur Arbeit machen. Eine App, die die relevanten Wetterdaten kennt, soll bei der Entscheidung helfen. Klingt ziemlich simpel, doch die Jury überzeugte eine Reihe von Punkten: die souveräne Präsentation inklusive einfahrendem Radler; eine tatsächlich schon funktionierende App; ein erfahrendes, heterogenes Team; und die Möglichkeit, die Idee auf viele andere Lebensbereiche auszuweiten. Auf dem letzten Chart hieß es nämlich auch „Dance or Dine“, „Couch or Crowd“, „Spend or Save“ und ganz allgemein „Do or Don’t“.
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Damian Qipo, Serhat Kaya und Alexander Xavier Fichtl waren federführend für die Organisation zuständig. Zu harten Kern gehörte außerdem noch Daniel Matteo Matera.
Noch eine Fun Fact am Rande: Philippa Haamann, die Präsentatorin von BIKE OR BUS, hat zeitweilig die selbe Uni in Kentucky besucht wie Faciliator Daniel. Die Welt ist manchmal wirklich klein. Bemerkenswert auch der Erfolg der Frauen bei Start & Found. Zahlenmäßig waren sie zwar leider unterrepräsentiert, bei den Gewinnerteams spielten sie aber dominierende Rollen. Wenn das keine Motivation für kommende Events ist, sich als Frau zu bewerben. Am besten in der Kategorie „Developer“, denn die werden immer händeringend gesucht.
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Juroren, Orgateam, Mentoren und wer sonst noch zum Gelingen von Start & Found beigetragen hat auf einem Bild.
Ein nächtes Mal wird es auf jeden Fall geben, und wenn alles klappt, gleich ein paar Nummern größer. Cheforganisator Serhat Kaya kündigte nämlich an, dass Start & Found Geschwister bekommen soll. Demnach wird nicht nur ein Hackathon für alle möglichen Themen stattfinden, es wird spezialisierte Ableger etwa zu Virtual Reality oder Food geben. Details dazu stehen noch in den Sternen. Weiter fortgeschritten ist dagegen die Planung für HackX, das im Oktober über die Bühne gehen wird. Und wenn das alles so gut wird wie Start & Found in diesem Frühjahr, dann wird das alles richtig gut!
Und wer sich jetzt den Startup-Virus eingefangen hat, der ist auf dieser Seite schonmal ganz richtig. Hier findet Ihr jeden Tag Geschichten, Interviews und News aus der Hamburger Startup-Szene. Unbedingt lesenswert sind auch unsere Rubriken wie Startup-Partner, Who’s who und natürlich der Hamburg Startups Monitor – die ultimative Datenbank für junge, innovative Unternehmen aus der Hansestadt!
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