Starke Auftritte aus Hamburg beim Music WorX Pitch 2018
Zum sechsten Mal traten am Dienstag Startups aus der Musikbranche zum Music WorX Pitch an. Das Teilnehmerfeld war international, sowohl eine Jury als auch das Publikum vergaben Preise. Durchsetzen konnten sich junge Unternehmen aus Hamburg und Estland. Wer das war und womit sie Erfolg hatten, verraten wir in unserer Zusammenfassung des Abends.
Die Musikbranche gehörte zu den ersten, die sich mit den enormen Veränderungen, welche die Digitalisierung mit sich bringt, auseinandersetzen musste. Die Art, wie wir Musik konsumieren, hat sich radikal geändert. Tonträger spielen eine immer kleinere Rolle, Streamingdienste sind das wichtigste Medium. Hier scheint die Entwicklung abgeschlossen, doch für Startups gibt es noch jede Menge andere Betätigungsfelder in der Branche.
Der aus Kalifornien eingeflogene Paul Resnikoff von Digital Music News gab eine Übersicht über die Probleme, die auf ihre Lösung warten. Viele „langweilige Unternehmen“, wie er sie nannte, beschäftigen sich schon damit und erzielen oft Millionenumsätze. Da geht es um die Erhebung von Daten, die Ermittlung, wann und wo welche Musik gespielt wird, um die Rechte und Entlohnung von Musikern und eine Reihe ähnlicher Themen.
bandnova hat das Publikum auf seiner Seite
Bevor Musiker überhaupt Geld verdienen können, müssen sie erstmal üben. Damit sind wir auch schon mitten im Wettbewerb, den bandnova aus Hamburg eröffnete. Das Airbnb für Proberäume und Studios möchte das Startup werden. Gerade Platz für logischerweise mit hohem Geräuschpegel verbundenn Proben ist oft schwer zu finden, die Plattform bietet da Abhilfe. Erste Erfolge gibt es bereits: bandnova hat zurzeit 235 registrierte Nutzer, rund 400 Buchungen wurden abgeschlossen. Den Lokalmatadoren gehörte die Sympathie der Zuschauer, sie erhielten den Publikumspreis, ein Mediapaket der Fachzeitschrift MusikWoche.
Nächster Kandidat war Epiqur aus Istanbul und Deutschland. Epiqur ist eine Live Streaming Plattform, die sich auf Konzertübertragungen spezialisiert hat. Geld verdienen möchte das Unternehmen unter anderen durch Ticketverkäufe, Werbung und Merchandise. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist ein Gerät namens „Epiqur Gear“. Diese Hardware soll gewährleisten, dass beim Streaming die Musik in bestmöglicher Tonqualität beim Kunden ankommt.
Weiter ging es mit dem norwegischen Startup Requestify. „Music made social“ ist hier das Motto. Das Angebot besteht aus einer App, die als interaktive digitale Jukebox fungiert. Konkret können Nutzer über Requestify die Playlists bei Veranstaltungen bestimmen, sei es bei einer privaten Hochzeitsfeier oder bei einem öffentlichen DJ-Set. Da sind die Musikwünsche natürlich nicht umsonst, woraus sich ein wesentliches Geschäftsmodell für Requestify ergibt. Das Höchstgebot für einen Song lag schon mal bei 90 US-Dollar.
laleby macht Streaming für Kinder erlebbar
Streamingdienste bieten für jeden Geschmack etwas, auch für Kinder, die vor allem Hörspiele lieben. Für sie entwickelt laleby aus Hamburg ein Abspielgerät, welches sich der kindlichen Entwicklung anpasst. Möglich wird das auch durch die austauschbare Benutzeroberfläche. Für die ganz Kleinen gibt es einfache Tasten, für die etwas größeren Nutzer einen Touchscreen. Der Player funktioniert ohne den zusätzlichen Einsatz eines Handys und sogar ohne WLAN. Eine technische Partnerschaft mit Spotify befindet sich gerade in der Endabstimmung, nächstes Jahr kann das Gerät vielleicht schon unter den Weihnachtsbäumen liegen. Von der neunköpfigen Jury gab es jetzt schon einen Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro.
Digitalisierung hin oder her, auch in der Musikbranche fällt immer noch jede Menge Papierkram an. Rund um ein Konzert gibt es viel zu organisieren und Personal zu koordinieren. Das geschieht bisher meist in unübersichtlichen und fehleranfälligen Listen. Das estnische Startup Ridline bietet nun eine Software-Lösung für dieses Problem an. Band, Crew und Veranstalter haben so eine gemeinsame Grundlage für die Zusammenarbeit und den Ablauf eines Konzerts. Der Bedarf ist riesig, gerade hat Ridline einen Auftrag von einem großen russischen Festival bekommen.
Fanvesory holt ersten Platz beim Music WorX Pitch
Eigentlich war Fanvestory schon als drittes Startup beim Music WorX Pitch dran, doch wir wollten es ein bisschen spannend machen und den Sieger des Abends zum Schluss vorstellen. 5.000 Euro erhielt das Team aus Estland, das Crowdfunding auf eine neue Ebene bringt. Bei Fanvestory können Fans nämlich ähnlich wie Aktionäre Anteile an den Musikstücken von Künstlern erwerben. Wird ein Lied dann zum Hit, klingelt die Kasse auch bei den Anteilseignern. Die erste Kampagne für einen deutschen Künstler ist gerade gestartet, der Singer-Songwriter Octavian hat vier Songs im Angebot.
Auffällig: Alle drei Gewinnerteams hatten zuvor das dreimonatige Förderprogramm von Music WorX durchlaufen, die anderen Kandidaten waren als Gäste bei dem Pitch, welcher bei der Warner Music Group Germany in der Speicherstadt stattfand. Mit dem Accelerator unterstützt die Behörde für Kultur und Medien gemeinsam mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft innovative Geschäftsmodelle aus der Musikwirtschaft. Das ist weltweit ziemlich einmalig und wird auch im nächsten Jahr weitergehen. Die Bewerbungsphase startet voraussichtlich im Frühjahr. Wir werden rechtzeitig darüber informieren.