spottster wird zum Ende des Monats eingestellt
Schlechte Nachrichten aus der Hamburger Startup-Szene: spottster, die Plattform für Pricetracking und Schnäppchen beim Onlineshopping, wird es sehr bald nicht mehr geben. Wir haben Gründerin Freya Oehle gefragt, wie es dazu kam und wie es mit ihr und dem Team weitergeht.
Hallo Freya, vielen Dank, dass Du uns für ein Interview zu Verfügung stehtst. Kannst Du uns kurz schildern, wie der Stand der Dinge bei spottster aussieht?
spottster wird zum Ende des Monats Mai hin im Einvernehmen von uns Gründern mit den Gesellschaftern eingestellt. Wir als Gründerteam kümmern uns um alle weiteren Schritte.
Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, diese Entscheidung zu treffen?
Bei der Entscheidung handelt es sich um eine reine Vernunftsentscheidung. Zwar haben wir die Nutzerzahl sowie die B2C-Umsätze sehr schnell und nachhaltig steigern können. Allerdings war es uns nicht möglich, individuelle Rabatte für die jeweiligen Produktinteressen mit einer technischen Lösung bei unseren Partnern durchzusetzen. Das heißt im Klartext, dass die Aussicht auf die geplanten B2B-Umsätze in der Praxis nicht absehbar waren, weshalb wir schlussendlich als Gründer unseren Gesellschaftern die Einstellung des Dienstes und die Liquidation gegenüber einem weiteren Invest empfohlen haben.
Gibt es einen Punkt, wo Du im Nachhinein sagst, da hätten wir anders vorgehen können oder müssen?
Abgesehen von den ganzen Kleinigkeiten, wo man immer wieder das hätte, würde, könnte durchspielt, haben wir uns im Nachhinein öfter die Frage gestellt, ob es eventuell sinnvoller gewesen wäre, das B2B Geschäft direkt mit aufzubauen. Wir sind schrittweise vorgegangen, da zunächst auf B2C Seite eine große Nutzerzahl notwendig war, um dahingehend überhaupt einen Mehrwert zu bieten. Wie aber die langen Lead Times bei einigen Partnern zeigte, wäre ein paralleler Start zeitlich vermutlich optimaler gewesen, auch wenn dafür mehr Budget notwendig gewesen wäre. Das Team, unsere Art zu arbeiten und zu wirtschaften und unsere Zusammenarbeit mit unseren Gesellschaftern allerdings würden wir unverändert jederzeit wiederholen.
Was rätst Du anderen Gründerinnen und Gründern, die vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken oder die Befürchtung haben, dass es auch längerfristig nicht so laufen könne wie erhofft?
Ganz offen mit dem Team und den Gesellschaftern darüber zu sprechen. Man hadert oft, wenn evtl. negative und unangenehme Entscheidungen anstehen. Unsere Gesellschafter jedoch haben ohne Ausnahme großartig und hoch professionell reagiert und uns bemerkenswert unterstützt. Von daher würden wir jedem Gründer und jeder Gründerin nur raten, Bedenken umgehend zu äußern, externen Rat einzuholen und anzunehmen, alle Optionen anzutesten und – so schwer es scheint – bei allen weiteren Entscheidungen ausschließlich rational und transparent zu sein.
Wird spottster oder die Idee dahinter in der einen oder anderen Form weiterbestehen?
Bisher ist es in dieser Form nicht geplant.
Wie wird es mit Dir, Deinem Mitgründer Tobias und dem restlichen spottster-Team jetzt weitergehen?
Wie gesagt soll das Team, je nach Möglichkeit, weiter zusammengehalten werden, da wir im Zusammenspiel großartig funktioniert und gute Arbeit abgeliefert haben. Was genau wir als nächstes treiben, haben wir noch nicht entschieden, da wir über Plan B erst nachdenken, wenn wir Plan A sauber zu Ende gebracht haben. So viel kann man aber sagen: Dem Unternehmentum und der Startup-Szene werden wir aber sehr vermutlich treu bleiben.
Vielen Dank für das Interview, und alles Gute für die Zukunft!
Über spottster
spottster ist ein digitaler Merkzettel, mit man Produkte aus über 5.000 Onlineshops per Knopfdruck speichern und sich über jeden Preisfall, Gutschein oder Sale bequem per Mail oder Push informieren lassen kann. Das Startup wurde 2013 in Hamburg von Freya Oehle und Tobias Kempkensteffen gegründet und konnte früh einen ersten Investor gewinnen. Im April 2014 war der offizielle Launch der Webseite, Ende des Jahres folgte die App. Richtig turbulent wurde es 2015: Im Frühjahr gab es ein hohes sechstelliges Investment, im September folgte der Auftritt in „Die Höhle der Löwen“, der für bundesweite Bekanntheit und einigen Wirbel sorgte, und im November wurde der Einstieg des Löwen Jochen Schweizer bei spottster verkündet.
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