Soundvest macht wertvolle Instrumente erschwinglich
Wer sich eine Violine des legendären italienischen Geigenbauers Stradivari zulegen möchte, muss heutzutage in der Regel mehrere Millionen hinblättern. Aber auch zeitgenössische Profi-Instrumente kosten schnell einen fünfstelligen Betrag, zu viel für junge Musikerinnen und Musiker am Anfang ihrer Karriere. Für sie ermöglicht das Startup Soundvest eine bezahlbare Mietvariante. Und auch als Geldanlage bietet es die Instrumente an.
Ein Musik-Startup mit musikalischem Gründer
Philipp Klotz spiel Cello, seit er fünf Jahre alt ist. Bis heute ist Musik seine Leidenschaft, beruflich schlug er zunächst aber einen anderen Weg ein. Nach dem Studium der Politik- und Wirtschaftswissenschaft arbeitete er unter anderem für die UNESCO und bei der Talenthouse AG, wo er am Aufbau eines Startups beteiligt war. Daneben spielte er weiterhin fleißig Cello, weshalb sein Instrument irgendwann reparaturbedürftig war. Also suchte er einen Geigenbauer in seiner Geburtsstadt Lübeck auf. Der machte Philipp ein Kaufangebot, das zu seiner Überraschung doppelt so hoch war wie der ursprüngliche Preis.
Da wurde ihm klar, was eigentlich keine neue Erfahrung ist. Während viele Gebrauchsgegenstände mit der Zeit an Wert verlieren, oft sogar drastisch, ist es bei hochwertigen Instrumenten genau umgekehrt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Geigen, Cellos oder Gitarren, die nicht aus der Serienproduktion stammen, sind kleine Meisterwerke der Handwerkskunst und begehrte Unikate, bei denen die Nachfrage größer ist als das Angebot. Zudem steigt mit den Jahren ihre Qualität. Eine Geige, die schon viele Jahre verwendet wird, klingt einfach schöner als eine fabrikneue Violine, die noch nicht eingespielt ist.
Profis brauchen eigene Instrumente
Kein Wunder, dass solche Instrumente viele Tausend Euro kosten können, fünfstellige Beträge sind da eher die Regel als die Ausnahme. Auch frisch gefertigte Meisterstücke bewegen sich schnell in diesen Regionen. Wer aber eine professionelle Karriere in der klassischen Musik anstrebt, kommt um so eine Anschaffung nicht herum. Man könnte vermuten, dass große Orchester ihrem Ensemble Instrumente zur Verfügung stellen, aber dem ist in der Regel nicht so. Wer sich also beispielsweise bei der Staatsoper Hamburg bewerben möchte, sollte also sein eigenes Profi-Instrument mitbringen. Aber frisch von der Musikschule können sich viele das nicht leisten.
Für sie bietet Soundvest eine erschwingliche Alternative: mieten statt kaufen. Das Startup verfügt selbst über kein Reservoir an Instrumenten, hat aber ein großes Netzwerk zu Händlern aufgebaut, die fast jeden Wunsch erfüllen können. Die monatlichen Gebühren liegen zwischen 40 und 150 Euro. Der Service schließt dabei nicht nur eine umfassende Versicherung ein, sondern auch Unterstützung bei der Auftrittsvermittlung und Coaching.
Soundvest: gegründet in Berlin, gewachsen in Hamburg
Gegründet wurde Soundvest zunächst in Berlin, wo Philipp einen Platz im Accelerator der BERLIN STARTUP SCHOOL ergattern konnte. Auf der Suche nach einem anschließenden Förderprogramm wurde er in Hamburg fündig. Bei Music WorX gehörte Soundvest zum Jahrgang 2023 und konnte beim abschließenden Pitch sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis gewinnen. Damals gehörte noch Diego Maldonado Rosas zum Team. Der Finanzexperte ist inzwischen in seine Heimat Chile zurückgekehrt, dem Startup aber immer noch verbunden. Für Philipp sollte Hamburg keine Episode bleiben. Er zog mit Frau und Kind in die Hansestadt und verlegte auch den Unternehmenssitz hierher. Belohnt wurde das mit einer Förderung durch das InnoFinTech-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH.
Die hat Soundvest seinem zweiten Standbein zu verdanken. Wie erwähnt, erfreuen sich hochwertige Instrumente einer permanenten Wertsteigerung. Da diese unabhängig ist von wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, anders als etwa bei Aktien oder Rohstoffen, bilden sie eine relativ risikoarme Anlageklasse. Auf die ermöglich Soundvest Zugriff und verspricht eine jährliche Rendite von bis zu 4 %. Ein zusätzlicher Anreiz ist die persönliche Komponente, da die Investition in ein Instrument mit der Unterstützung einer Musikerin oder eines Musikers einhergeht, also auch ein Art Mäzenatentum darstellt. Bisher hat Soundvest mit dieser Idee primär Einzelpersonen angesprochen, zukünftig soll der Fokus mehr auf institutionellen Anlegern liegen.
Die meiste Zeit war Soundvest ein Ein-Mann-Projekt, der durch das IFB-Geld erweiterte finanzielle Spielraum ermöglicht Philipp jetzt den Aufbau eines kleinen schlagkräftigen Teams. Gefragt sind unter anderem Fachkräfte aus den Bereichen Finanzen und Marketing, damit das Startup noch für viele Wohlklänge in der Hamburger Startup-Szene sorgen kann.