Soummé macht Schluss mit Schweißausbrüchen
Es gibt Situationen, da gerät jeder in Schwitzen. Nicht schön, aber das geht vorüber. Manche Menschen leiden allerdings dauerhaft unter übermäßiger Schweißproduktion. Eine von ihnen war Sümmeyya Bach, die das irgendwann nicht mehr hinnehmen wollte und ein Gegenmittel entwickelt hat, das sie unter dem Markennamen Soummé inzwischen erfolgreich verkauft.
In den diesen Sommermonaten breiten sie sich wieder verstärkt aus, sie sind lästig und sorgen für unangenehme Momente. Nein, die Rede ist nicht etwa von Wespen, sondern von großen Schweißflecken unter den Achseln. Auch in Stresssituationen haben sie leider gelegentlich ihren unerwünschten Auftritt, ansonsten verschonen sie die große Mehrheit der Bevölkerung die meiste Zeit. Bei ein bis zwei Prozent der Menschen in Deutschland sieht das leider anders aus. Sie leiden unter Hyperhidrose, einer übermäßigen und unkontrollierbaren Schweißproduktion, die nicht abhängig ist von der Temperatur oder anderen äußeren Umständen. Sie tritt vor allem an Händen und Füßen, unter den Achseln und auf der Stirn auf.
Sümmeyya Bach hatte schon als Kind mit starken Schweißausbrüchen zu kämpfen und sich lange Zeit damit abgefunden. So zog sie oft mehrere Kleidungsschichten übereinander, doch selbst die waren schnell durchgeschwitzt. Mit 24 suchte die gebürtige Hamburgerin endlich einen Arzt auf, um sich über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren. Unter anderem hatte sie an eine Entfernung der Schweißdrüsen gedacht. Der Arzt verschrieb ihr zunächst eine speziell angemischte Tinktur. Die hatte zwar die gewünschte Wirkung und reduzierte spürbar das Schwitzen, führte allerdings auch zu unangenehmen Hautreizungen. Beinahe schon zu „Verätzungen“, wie Sümmeyya es schildert.
Auf der Suche nach der optimalen Formel gegen Hyperhidrose
Eine schwächer dosierte Version der Tinktur hatte nicht diese starken Nebenwirkungen, erfüllte aber ihren Zweck nicht mehr. Sümmeyya machte sich schlau, was der Markt an Spezialdeos sonst so hergab und stieß immer wieder auf das gleiche Problem. Entweder war die Wirkung zu schwach oder die Irritation der Haut zu stark. Also besorgte sie sich ein Lexikon der kosmetischen Rohstoffe und machte sich 2013 daran, die optimale Formel für ein Antitranspirant gegen Hyperhidrose zu finden.
Ein unverzichtbarer Bestandteil ist dabei Aluminiumchlorid, das die Schweißdrüsen verschließt. Diese chemische Verbindung ist nicht ganz unumstritten und soll gewisse Krankheitsrisiken erhöhen. Bewiesen ist das allerdings nicht, außerdem ist Aluminium auch in vielen Lebensmitteln enthalten. Ganz vermeiden lässt es sich also nicht, es kommt wie immer auf die Dosierung an. Bei dem protection genannten Deo, das Sümmeyya unter der von ihrem Vornamen abgeleiteten Marke Soummé verkauft, liegt das Geheimnis in der richtigen Mischung der Inhaltsstoffe. Aluminiumchlorid pur wäre zu aggressiv, deshalb kommen das ebenfalls schweißhemmende Salbei sowie Aloe Vera und Allantoin als pflegende Substanzen hinzu. Dagegen verzichtet sie unter anderem auf Alkohol und andere eventuell problematische Inhaltsstoffe.
Von Anfang an volle Konzentration auf das eigene Startup
Mehr als eineinhalb Jahre dauerte es, bis Sümmeyya zunächst im Alleingang und später in Zusammenarbeit mit Kosmetikunternehmen die optimale Formel gefunden hatte. Schließlich musste das Mittel nicht nur die gewünschte Wirkung erzielen, sondern die nötige Stabilität aufweisen, also nicht nach kurzer Zeit wieder in seine Bestandteile auseinanderfallen. Minimale Änderungen an der Zusammensetzung können da den Unterschied machen. Eine letzte Hürde war dann noch die Sicherheitsbewertung für kosmetische Produkte, die Ende 2014 positiv ausfiel.
Jetzt konnte es also losgehen mit der Produktion und dem Verkauf von protection. Zu Beginn hatte Sümmeyya eigentlich nur für den Eigenbedarf experimentiert und Jura studiert, doch inzwischen war sie so überzeugt von ihrem Antitranspirant, dass sie sich vollkommen auf ihr Unternehmen konzentrierte. Im Mai 2015 startete der Onlineshop von Soummé. Um das möglich zu machen, hatte die Gründerin ihr ganzes Geld in ihr Projekt hineingesteckt und noch einen fünfstelligen Kredit aufgenommen. Der Weg zum Erfolg war steinig; manchmal stand sie kurz vor der Insolvenz, einmal war bei einer großen Lieferung der Aufsatz des Deorollers beschädigt.
Soummé hat sich ganz ohne Werbung durchgesetzt
Andererseits war die Resonanz von Beginn an äußerst positiv. Bei Amazon liegen die meisten Bewertungen im 5-Sterne-Bereich. Ganz ohne Werbung und Marketing über die sozialen Medien sprach sich die Wirksamkeit herum, sorgte für Stammkunden und neue Nutzerinnen und Nutzer. Besonders motivierend sind die Dankschreiben beispielsweise von Eltern oder von Krebspatienten, die während der Chemotherapie zumindest nicht mehr so stark schwitzen müssen. Und in einem Beitrag der Brigitte Woman empfahl Dr. Christoph Schick, Leiter des Deutschen Hyperhidrosezentrums, vor allem die Tücher, die besonders geeignet sind für die Schweißbekämpfung auf der Stirn und an den Händen. Dort befinden sich weitaus mehr Schweißdrüsen als an anderen Körperstellen, weshalb das Tuch hier die beste Lösung ist.
Über 50.000 Stück hat Soummé inzwischen verkauft. Potenzial für wesentlich mehr ist auf jeden Fall vorhanden, den protection ist grundsätzlich für alle geeignet, nicht nur für Hyperhidrose-Betroffene. Das Antitranspirant ist nicht ganz billig (momentan 21,95 Euro zuzüglich Versandkosten im Onlineshop), aber sehr sparsam in der Anwendung. Selbst Summeyya benutzt es nur noch zweimal die Woche, ohne Schweißausbrüche befürchten zu müssen. Heute kann sie sich die Einschränkungen, mit denen sie sich lange arrangiert hatte, gar nicht mehr vorstellen.