So sollen Milliardenbeträge an Startups fließen
Startups brauchen mehr Geld, und zwar sehr viel mehr Geld – da sind sich Bundesregierung und der Bundesverband Deutsche Startups grundsätzlich einig. Beide legen mit der WIN-Initiative beziehungsweise der Innovationsagenda 2030 Dokumente vor, die ehrgeizige Ziele für die Zeit bis 2030 definieren. Wir fassen zusammen, was kommen wird und was kommen sollte.
Ist mit Startups Staat zu machen? Zumindest hat die Bundesregierung im Sommer 2022 eine Startup-Strategie beschlossen und nach eigenen Angaben bereits 81 Prozent der damit verbundenen Maßnahmen umgesetzt. Eine davon war der erste Startup Germany Summit, der am 17. September in Berlin stattgefunden hat. Im Mittelpunkt stand dabei die Verkündung der WIN-Initiative, die Startups und Scaleups bis 2030 zusätzliches Venture Capital in Höhe von 12 Milliarden Euro einbringen soll. WIN steht für Wachstum und Innovation, und die Absichtserklärung der Initiative haben neben der Bundesregierung und der Förderbank KfW Vertreter von führenden Banken, Versicherungen, Versorgungskassen, Assetmanagern und Börsen sowie Verbänden unterzeichnet. Sie beinhaltet unter anderem ein zehn Punkte umfassendes Maßnahmenpaket.
Der 10-Punkte-Maßnahmenplan der WIN-Initiative
- Ausbau der Kooperationen zwischen Hochschulen, Investoren & Unternehmen. Dazu gehört unter anderem der EXIST-Leuchtturmwettbewerb Startup Factories, bei dem auch Hamburg noch im Rennen ist.
- Etablierung von Wachstums- und Innovationskapital als Anlageklasse für vermögende und
andere geeignete Privatpersonen. - Stärkung von Dachfondsstrukturen. Vorbild ist hier der Wachstumsfonds Deutschland der KfW, der als Venture Capital-Dachfonds institutionelle Anleger angesprochen hat.
- Finanzierungslösungen für CleanTech-Startups und -Scaleups. Diese Branche ist unter anderem durch den Aufbau von Produktionsanlagen sehr kostenintensiv und soll besonders gefördert werden.
- Heranführen von Investoren an Wachstums- und Innovationskapital durch Know-how-Transfer. Damit soll quasi der Fachkräftemangel in Sachen Startup-Förderung behoben werden.
- Steigerung der WIN-Investitionen durch öffentliche Kapitalsammelstellen. Wie das funktionieren kann, soll eine für das Frühjahr 2025 angekündigte Studie darlegen.
- Verbesserung IPO-/Exit-Rahmenbedingungen. Dahinter verbirgt sich ein Bündel an Maßnahmen, die den Börsengang erleichtern und beschleunigen sollen.
- Stärkung des Sekundärmarktes für Venture Capital-Fonds-Anteile.
- Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in Wachstums- und Innovationskapital. Die damit verbunden Maßnahmen werden noch eruiert und geprüft.
- Modifikation der Anlageverordnung. Sie soll vor allem kleineren Versicherern und Pensionskassen mehr Flexibilität bei der Anlage auch von Venture Capital ermöglichen.
Die Top 10 der Innovationsagenda 2030
Ein 10-Punkte-Katalog steht auch im Zentrum der Innovationsagenda 2030, die der Bundesverband Deutsche Startups vor einigen Tagen veröffentlicht hat. Der Verband möchte damit konkrete Wege aufzeigen, wie Deutschland seine Innovationskraft ausbauen kann. Dabei diagnostiziert er momentan eine Finanzierungslücke von jährlich 30 Milliarden Euro. Das sind die zehn wichtigsten Vorschläge und Forderungen:
- Hindernisse bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte abbauen. Zu den Vorschlägen zählen eine befristete Reduzierung der Einkommenssteuer, ein vollständig digitalisiertes Visa-Verfahren und eine Erleichterung bei der Anerkennung von Abschlüssen.
- Kompetenzen für die Einwanderung von Fachkräften bündeln. Ermöglichen soll das ein Bundesministerium für Migration; auch Englisch als zweite Amtssprache könnte helfen.
- Verdreifachung der jährlichen Venture Capital-Investitionen. Dafür soll unter anderem mehr Kapital von institutionellen Investoren wie Versicherungen mobilisiert werden. Die WIN-Initiative kann bei diesem Punkt ihren Beitrag leisten.
- Funktionierende Exit-Kanäle etablieren. Auch hier gibt es Gemeinsamkeiten mit der WIN-Initiative.
- Der Staat als Taktgeber für Innovationen. Hier lautet der Wunsch, bis 2030 möge der Staat 5 % seiner Aufträge an Startups vergeben.
- Ein Chief Digital Officer (CDO) für das Bundeskanzleramt. Wo liegt eigentlich die zentrale Kompetenz für Digitalisierungsvorhaben? Wenn es nach dem Startup-Verband geht, demnächst bei diesem CDO.
- 30 DepTech-Unicorns bis 2030. Um den Transfer von Forschungsleistungen in die Wirtschaft zu erleichtern, bedarf es spezieller Förderprogramme und Finanzierungsinstrumente. Das Ergebnis wären dann im Idealfall DepTech-Startups mit Milliardenbewertungen.
- Anreizsysteme für Hochschulausgründungen. In eine ähnliche Richtung geht dieser Punkt: Der Gedanke, wissenschaftliches Know-how für eine Ausgründung zu nutzen, soll an Hochschulen und Forschungseinrichtungen stärker etabliert und auch finanziell gefördert werden.
- Mehr ClimaTech-Unicorns. Eine weitere Branche, die mehr milliardenschwere Startups hervorbringen sollte. Impulse aus der Klimapolitik, zum Beispiel zum Thema CO2-Einsparung, können hier hilfreich sein.
- Mehr Frauen als Gründerinnen. Mutterschutz für Selbständige, ein den Realitäten angepasstes Elterngeld, steuerlich absetzbare Kinderbetreuungskosten und mehr Kapital für Gründerinnen – das sind einige der Vorschläge, die zu einem Gründerinnenanteil von 30 % führen sollen.