So schneidet Hamburg beim Deutschen Startup Monitor 2024 ab
Gute Bedingungen für Startups in ihrer Anfangsphase, Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung für größere Finanzierungsrunden, überdurchschnittlich viele Gründerinnen, Nachholbedarf bei den MINT-Fächern und eine kritische Betrachtung des Ökosystems – der Deutsche Startup Monitor offenbart in seiner neuesten Sonderauswertung für Hamburg wieder die bekannten Stärken und Schwächen. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Hamburg liegt vorn bei den Gründerinnen
Als der Bundesverband Deutsche Startups im Herbst 2024 die zwölfte Ausgabe des Deutschen Startup Monitors veröffentlichte, war das meistdiskutierte Ergebnis der Rückgang bei den Gründerinnen. Sie machten nur 18,8 % der Personen aus, die an der Befragung teilgenommen haben. 2023 stand der Wert noch bei 20,7 %. Hamburg befand sich bei dieser Betrachtung schon länger über dem Durchschnitt, was auch die neueste Detailauswertung bestätigt, die in diesem Jahr vom Deutschen Startup-Verband in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Hamburg präsentiert wird. Demnach liegt in der Hansestadt der Gründerinnenanteil bei 23 %.
Zur Einordnung dieses und aller anderen Ergebnisse muss immer wieder betont werden, dass die Studie streng genommen keinen repräsentativen Charakter hat. Die Teilnahme am Monitor ist freiwillig und niemand kennt die genaue Anzahl der Startups in Deutschland. Die Sonderauswertung weist für Hamburg 1.594 solcher Unternehmen aus, basierend auf Auswertungen der Datenbank startupdetector. Das scheint ziemlich hochgegriffen. Mit 125 ist dagegen die Zahl der Teilnehmenden aus Hamburg an der Befragung relativ gering, sodass man bei der Einordnung der Ergebnisse immer eine gewisse Schwankungsbreite im Hinterkopf behalten sollte.
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Trotzdem hat der Startup Monitor in einigen Bereichen durchaus eine hohe Aussagekraft, weil sich gewisse Ausprägungen über die Jahre bestätigt haben. Bei den Hamburger Gründerinnen und Gründern fällt zum Beispiel der hohe Anteil an akademischen Abschlüssen in den Wirtschaftswissenschaften aus. Er liegt bei 49 %, bundesweit sind es 37 %. Dagegen beträgt der Wert bei den naturwissenschaftlich-mathematischen MINT-Fächern nur 30 % (Bundesdurchschnitt. 47 %). In Zeiten von künstlicher Intelligenz und Deep Tech gehört aber MINT die Zukunft, hier muss Hamburg aufholen.
Finanzierungen: stark zu Beginn, aber dann…
Mit seinen diversen Förderprogrammen, allen voran die der IFB Innovationsstarter GmbH, genießt Hamburg einen guten Ruf, was die Starthilfe frisch gegründeter Startups angeht. Die Ergebnisse des Monitors bestätigen das (in Klammern jeweils der gesamtdeutsche Wert). 56 % der befragten Startups haben staatliche Fördermittel erhalten (49 %) und 17 % haben einen Inkubator oder Accelerator durchlaufen (9 %). Auch die gerade in der Frühphase so wichtigen Business Angels sind in Hamburg besonders aktiv. Sie dienten bei 39 % der Befragten als Finanzierungsquelle (32 %).
Die Verhältnisse kehren sich um beim Venture Capital, das vor allem für höher dotierte Runden in der Wachstumsphase relevant ist. In dessen Genuss kamen nur 13 % (19 %). Kein Wunder also, dass in Hamburg die Kapitalbeschaffung als größeres Problem gesehen und die Stärkung der Spätphasenfinanzierung häufiger gewünscht wird als in Deutschland insgesamt. Besonders eklatant ist der Abstand zu Berlin und München, wo 31 % beziehungsweise 29 % Venture Capital erhalten haben.
Kritische Betrachtung des Ökosystems
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Eine weiteres Dauerthema in Hamburg ist die Unterstützung von Startups durch die Hochschulen. 47 % haben sie bei uns erhalten, bundesweit sind es 55 %. Die vergleichsweise geringere positive Einschätzung der Uni-Landschaft zieht sich auch durch andere Befragungsergebnisse. Überhaupt erweisen sich Hamburger Gründerinnen und Gründer als besonders kritisch bei der Beurteilung ihres Startup-Ökosystems. Nur 46 % geben hier eine positive Note ab, immerhin eine Steigerung um drei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Grund zur Freude ist das aber nicht, wie die Vergleichswerte zeigen: München 78 %, Berlin 70 % und Deutschland 61 %.
Natürlich ist längst nicht alles schlecht in Hamburg, und die Studie, die ihr hier herunterladen könnt, streicht auch die Chancen und Entwicklungspotenziale heraus. Manchmal scheint es aber so zu sein, dass Hamburg einerseits zu selbstkritisch und andererseits zu sehr mit seiner Eigendefinition als „schönste Stadt der Welt“ zufrieden ist, um diese wirklich zu nutzen. Vielleicht gelingt das ja in 2025 besser – der nächste Startup Monitor wird es zeigen.
Grafiken: Bundesverband Deutsche Startups / Hamburg Startup Monitor 2025