So schneidet Hamburg beim Deutschen Startup Monitor 2022 ab
Zum zehnten Mal hat der Bundesverband Deutsche Startups e. V. in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung PwC Gründerinnen und Gründer von Startups in Deutschland zu ihrer aktuellen Lage befragt. Die Gesamtergebnisse wurden im vergangenen September veröffentlicht, jetzt liegt die Regionalauswertung vom Deutschen Startup Monitor für Hamburg vor. Wie schon in den vergangenen Jahren verdeutlicht er die Vorteile, aber auch die Defizite unseres Standortes.
Am Deutschen Startup Monitor 2022 teilgenommen haben insgesamt 1.976 Startups, 139 von ihnen stammen aus Hamburg. Dahinter stehen 303 Gründerinnen und Gründer und 1.354 Mitarbeitende. Wie immer ist zu erwähnen, dass die Untersuchung streng genommen nicht als repräsentativ gewertet werden kann, aufgrund langjähriger Erfahrung aber auf jeden Fall aussagekräftige Ergebnisse liefert.
Schwacher Wert für das Ökosystem insgesamt
Die Mehrzahl der an der Befragung beteiligten Hamburger Startups, nämlich 55 %, lässt sich der „Startup Stage“ zuordnen, das heißt, sie machen bereits ein marktreifes Angebot und erste Umsätze damit. Diese Kategorie liegt bei uns über dem Bundesdurchschnitt (47 %). Deutlich unterdurchschnittlich fällt dagegen die Bewertung des Startup-Ökosystems aus. Nur 53 % geben in Hamburg ein positives Urteil ab, 68 % sind es in Deutschland insgesamt. Zwar steigt der Wert in den letzten Jahren – 2020 waren es nur 39 % – , aber offensichtlich gibt es noch viel Verbesserungspotenzial.
Was sind nun die Ursachen für die vergleichsweise gedämpfte Stimmung in Hamburg? Zumindest an der kulturellen Attraktivität kann es nicht liegen, die wird mit 84 % fast durchgehend geschätzt. Das führt auch zur erhöhten Anziehungskraft für Talente von außerhalb. Hamburg liegt hier mit 52 % über dem Gesamtergebnis von 43 %. Andere für den Geschäftserfolg wichtige Kriterien, erhalten da zu Teil signifikant niedrigere Zustimmungswerte als im Bundesdurchschnitt. Das gilt für die Nähe zu Universitäten (53 % zu 74 %), den Zugang zu Kapital und Investitionen (25 % zu 37 %) und vor allem für die Verfügbarkeit von bezahlbarem Büroraum (17 % zu 41 %).
Hamburg bietet viele Kooperationsmöglichkeiten für Startups
Auch das Startup-Netzwerk wird nur zu 60 % positiv bewertet, bundesweit sind es 70 %. Das steht allerdings etwas im Widerspruch zu zwei für Hamburg erfreulichen Resultaten. 64 % der Startups von Elbe und Alster gehen Kooperationen mit anderen Startups ein, sogar 74 % mit etablierten Unternehmen. Beide Werte liegen sowohl deutlich über dem Vorjahreszahlen als auch über dem Gesamtergebnis. Das ändert allerdings kaum etwas an der Einschätzung der wesentlichen Herausforderungen: Hier stehen Vertrieb und Kundengewinnung, Produktentwicklung sowie Personalplanung und -rekrutierung in Hamburg und im gesamten Befragungsgebiet relativ gleich stark um Fokus.
Licht und Schatten bei der Kapitalbeschaffung
Am deutlichsten ist der Unterschied bei der Kapitalbeschaffung. Insgesamt ist das für 39 % ein herausragendes Thema, in Hamburg sind es 48 %. Dabei sieht es auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Nur 30 % der Startups haben noch gar kein externes Kapital erhalten (gesamt: 43 %), für 26 % gab es zwischer einer und zehn Millionen Euro (gesamt: 15 %). Wenn es um die ganz großen Tickets geht, lohnt allerdings ein Blick nach Berlin. 12 % der Startups dort haben schon über zehn Millionen Euro eingesammelt, in Hamburg sind es nur 3 %. Die Startups aus der Hansestadt profitieren überdurchschnittlich oft von Business Angels (44 % zu 31 %) und strategischen Investoren (32 % zu 16 %). Erfreulich auch die Zahl der Business Angels, die aus Startup-Reihen kommen: 21 % der Gründerinnen und Gründer übernehmen diese Rolle, bundesweit sind es 14 %. Fazit: Einiges läuft in Hamburg besser, als es die Stimmung vermuten lässt, nur bei den großen Runden hapert es.
Mehr Hochschulbeteiligungen erwünscht, Zuwachs bei den Gründerinnen
Das lässt sich auch immer noch über die Rolle der Hochschulen für das Gründungsgeschehen sagen. Der Anteil der Hamburger Startups mit universitärer Unterstützung liegt bei 32 %; bundesweit sind es 53 %. Das liegt unter anderem daran, das einige Hochschulstandorte klar definierte Forschungsschwerpunkte haben, die sich auch für die Wirtschaft auszahlen. In Hamburg ist das nicht der Fall. Immerhin sorgt der Hafen dafür, dass der Bereich Logistik überdurchschnitllich stark vertreten ist; 8 % der Startups beschäftigen sich damit (gesamt: 2 %). Auch im Handelsbereich hat Hamburg traditionell noch einen gewissen Vorsprung.
Dementsprechend haben die Gründerinnen und Gründer überdurchschnittlich oft ein wirtschaftswissenschaftliches Studium abgeschlossen (43 % zu 38 %), Defizite gibt es dagegen bei Ingenieurswissenschaften (19 % zu 24 %) und bei Informatik und Mathematik (7 % zu 13 %). Zum Schluss noch eine erfreuliche Entwicklung: Der Anteil der Gründerinnen nimmt weiter zu, inzwischen liegt er in Hamburg bei 23 % (gesamt: 20 %). Und wenn ihr noch mehr über die Ergebnisse für Hamburg aus dem Deutschen Startup Monitor 2022 erfahren wollt, dann könnt ihr euch hier informieren.
Beitragsbild: Grafik von PwC