So lief es für JoyBräu aus Hamburg bei den Löwen
Endlich war mal wieder ein Startup aus Hamburg auf der Jagd nach einem Deal bei „Die Höhle der Löwen“! JoyBräu konnte tatsächlich Nils Glagau für sich gewinnen, doch wie ging es danach weiter? Das erfahrt ihr in unserem Nachbericht. Außerdem fassen wir die Pitches von NOVUS, Botanyia, independesk und glossy DREAMS zusammen.
NOVUS – mehr Design als Sein
Eine „moderne Skulptur auf Rädern“ nennen Marcus Weidig und René Renger ihr Elektromotorrad NOVUS. In der Tat ist ihr futuristisch designtes Gefährt ein Blickfang und auch für Technikbegeisterte eine echter Leckerbissen. So leicht, so schnell, so schön – Elon Musk wollte angeblich gleich das ganze Unternehmen aufkaufen, doch die Macher wollten es lieber selber machen. Oder eben jetzt mit einem Löwen, für schlanke 1,6 Millionen Euro für 10 %.
Die sitzen selbst bei einem Carsten Maschmeyer nicht so locker. Ihm ist das Ziel von 44 verkauften Maschinen im ersten Jahr bei einem Stückpreis von mindestens 30.000 Euro zu bescheiden und das ganze Konzept zu schwammig. Eigentlich würde Rennsportler Nico Rosberg auch viel besser passen. Der ist schonmal an einer NOVUS vorbeigelaufen bei seinem Greentech Festival, ohne sich daran erinnern zu können. Zu einem Deal mag er sich nicht durchringen, ist ihn zu riskant, sich ad hoc zu entscheiden. Wie ist er eigentlich Formel 1-Weltmeister geworden?
Botanyia hat bei Dümmel einen Stein im Beet
Mit Blumentöpfen ist durchaus mehr als ein Blumentopf zu gewinnen bei „Die Höhle der Löwen“. Zuletzt konnte sich POTBURRI mit einem kompostierbaren Topf einen Dümmel-Deal sichern. Ganz so umweltfreundlich geht es bei Botanyia nicht zu, denn dessen Übertopf im Steindesign ist aus Kunststoff, soll aber den Wasserbedarf von Pflanzen verringern, weil er vor Sonneneinstrahlung schützt. Allerdings verringert er auch die Luftzufuhr an den Wurzeln, was wiederum von Nachteil ist.
Aber darum geht es nicht bei der Diskussion nach der Produktvorstellung, die Löwen interessiert vielmehr der geplante Verkaufspreis. 59,95 Euro. Zu teuer, da müsse man noch ordentlich dran schrauben. Dass ihre Bewertung bei 100.000 Euro für 20 % zu hoch sei, wissen die Gründer auch, man brauche halt das Geld. Ralf Dümmel hat es, wittert mal wieder ein Massengeschäft und bekommt für 30 % ohne langes Überlegen den Zuschlag.
Eifriges Wettbieten um einen Platz bei independesk
Nanu? Erst ein stylisches Motorrad, jetzt eine digitale Plattform für Büroplätze? Das passt doch nicht zum Baumarkt und in überhaupt kein Regal! Aber vielleicht passt das gut in unsere Zeit mit dem Trend zum Homeoffice. Da möchte man aber auch nicht seine gesamte Arbeitszeit verbringen, meint Karsten Kossatz, Gründer von independesk, und vermittelt per App Plätze zum Arbeiten in Büros, Hotels oder auch im Berliner Fernsehturm. Berlin ist nämlich sein Startrevier, sein Ziel ist ein europaweiter Auftritt.
Für den Herrn der Regale ist das kein Geschäftsmodell, doch der Rest des Rudels startet ein fröhliches Wettbieten. Am einfachsten macht es sich Nils Glagau, er würde das Einstiegsangebot von 150.000 Euro für 15 % glatt annehmen. Bei den anderen geht es hin und her. Dagmar Wöhrl betont, dass zu ihrem Familienunternehmen auch junge Softwareprofis gehören und offeriert 200.000 Euro für 18 %. Den Zuschlag erhalten jedoch Carsten Maschmeyer und Georg Kofler, die nach mittlerweile etwas unübersichtlichen Verhandlungen 200.000 Euro für nur 15 % auf den Tisch legen und sich dafür einen Rabatt bei der nächsten Kapitalerhöhung zusagen lassen.
Ein Traum wird wahr für glossy DREAMS
Die zwanzigjährige Lina Bouhmidi ist ein Multitalent. Hauptsächlich studiert sie Jura, aber da sie Sammlerin von wertvollen Sneakern ist, betätigt sie sich zudem noch als Erfinderin in der heimischen Garage. Die Sportschuhe, besonders die weißen Exemplare, neigen nämlich zu Verschmutzung, wobei sich die Nähte nicht mehr vollständig reinigen lassen. Also hat sie ein durch einen Stift auftragbares Imprägniermittel entwickelt, das zunächst den Dreck überdeckt und dann vor weiterer Besudelung schützt. Gibt es übrigens auch in schwarz, gegen Ausbleichen.
Die Gründerin finden die Löwen großartig, das Produkt und die Marke – früher Glossy Seams, jetzt glossy DREAMS – nicht ganz so gut. Da muss noch viel gemacht werden, glaubt auch Ralf Dümmel. Mit 75.000 Euro für 30 % wäre er bereit. Darüber freut sich Carsten Maschmeyer, der sonst eingesprungen wäre, denn ohne Deal hätte er Lina nicht nach Hause schicken wollen. Und Lina sowieso, da muss sie auch nicht nur zu Show noch jemanden anrufen.
Am Ende keine Prozente für das alkoholfreie JoyBräu
Erik Dimter und Tristan Brümmer vereinen in ihrer Biermarke JoyBräu gleich eine Reihe von Trends: „Functional Food“, Sportnahrung, alkoholfreie Getränke und proteinreiche Lebensmittel. Zweieinhalb Jahre haben in Zusammenarbeit mit der TU Berlin an der Rezeptur für ihr Proteinbier gearbeitet. Jetzt wollen sie noch weiter vorankommen und erhoffen sich von den Löwen 300.000 Euro für 10 %. Durchaus fair, wenn man weiß, dass JoyBräu schon im vergangenen Jahr einen Millionenfinanzierung bekommen und danach eine Bewertung von 6 Millionen Euro hatte.
2020 verlief allerdings nicht nur erfolgreich. Die Corona-Krise ließ die Umsätze sinken und ein neu formiertes Vertriebsteam war zur Untätigkeit gezwungen und verursachte hohe Personalkosten. Das geben Tristan und Erik auch zu und bekommen für ihre Ehrlichkeit Lob. Carsten Maschmeyer unterstellt ihnen allerdings, nur aus Werbezwecken in der Show aufzutreten und gar nicht an einem Deal interessiert zu sein. Nils Glagau will es trotzdem wagen und steigt zunächst für 18 % ein, weitere Anteile bei Erreichung bestimmter Ziele nicht ausgeschlossen. Dazu kommt es allerdings nicht. Bei den nachfolgenden Verhandlungen kann man sich leider nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen. Mehr über die Hintergründe erfahrt ihr hier.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer