So lief der Social StartUp Pitch „Fair Fashion“
Bei der zweiten Ausgabe des Social StartUp Pitch ging es wieder um ein Thema, das uns alle angeht: Kleidung. Bekleidungsstücke sind längst zu Wegwerfartikeln geworden, oft hergestellt unter menschenunwürdigen Bedingungen. Doch inzwischen gibt es zu dieser „Fast Fashion“ auch eine Gegenbewegung, die vor allem Startups voranbringen: „Fair Fashion“. Wie vielfältig diese Szene ist, bewiesen die drei Kandidaten BABAKOTO, MISH und UNOWN.
Kurz zur Erinnerung, was der Social StartUp Pitch ist: Eigentlich hätte das Event im Rahmen der von Viva con Agua und dem FC St. Pauli initiieren Millerntor Gallery stattfinden sollen. Aus bekannten Grunden musste die ausfallen, weshalb das Team von Social Startup X, das den Pitch organisiert, den Wettbewerb einfach ins Internet verlegt hat. Dazu arbeitet es mit ONE Hamburg zusammen, dem neuen Social-TV Sender für und aus der Hansestadt. Die erste von drei Ausgaben fand bereits im Mai statt, Thema damals war Plastik. Unterstützt wird das Format, das sozialen Startups eine digitale Bühne bietet, unter anderem von Hamburg Startups. Aber genug der Vorrede, springen wir rein in die Vorstellung der Kandidaten aus der Kategorie Fair Fashion!
BABAKOTO macht Anzüge bequem
Der Berliner Sozialunternehmer Paul Kupfer (soulbottles) findet Anzüge einerseits unbequem, schwer zu reinigen, teuer und unökologisch und intransparent in der Herstellung. Andererseits sind sie für manche Anlässe einfach die beste Kleidungswahl und können auch sehr schick aussehen. Um diesen Widerspruch aufzulösen, hat Paul zusammen mit der Modedesignerin Mareike Ficht (Jyoti) das Startup BABAKOTO gegründet. Namensgeber ist eine madagassische Lemurenart, die ein bisschen so aussieht, als würde sie einen Anzug tragen. Lemuren sind bekanntlich sehr bewegliche Tiere, weshalb ihnen ein Anzug von BABAKOTO durchaus gefallen könnte.
Gund dafür ist das verwendete Material. Gestrickte Baumwolle ist deutlich elastischer als die sonst übliche gewebte Variante und soll Bewegungsfreiheit bieten wie ein Jogginganzug. Außerdem verarbeitet BABAKOTO Q-Nova, ein recyceltes Nylon und lässt und fairen und nachhaltigen Bedingungen in Berlin und Portugal produzieren. Der erste Prototyp des Anzugs bestand seinen Praxistest bereits 2018 bei einer Hochzeitsfeier. Der finale Prototyp wurde im Januar 2020 fertig, eine Crowdfunding-Kampagne ist für den Herbst geplant. Dann könnte auch der Verkauf von Konfektionsware zum Preis von 350 Euro losgehen. Bisher sind nur höherpreisige Maßanfertigungen erhältlich.
MISH to the World ist mehr als nur Mode
MISH to the World will mehr sein als nur ein Modelabel. Das macht schon der Name deutlich, denn hinter der Abkürzung MISH stecken die Begriffe Migration, Integration, Sustainability und Humanity. Die Gründerin Mashair Keßler hat einige Jahre in der Entwicklungshilfe im Südsudan gearbeitet und engagiert sich in der migrantischen Frauenorganisation Mamalies. Sie ist also eine Art Brückenbauerin zwischen Ländern, Menschen und Kulturen und verfolgt diese Mission auch mit MISH. Produziert wird in Hamburg und Ghana, wo Mashair mit ATCL das einzige einheimische Textilunternehmen als Partner gewinnen konnte.
Das Selbstverständnis von MISH als Bewegung zeigt sich schon in der Bezeichnung der Kundinnen und Kunden, die Mashair bevorzugt. Sie vermeidet den negativ besetzten Begriff „Verbraucher“ und spricht lieber von Teilen einer Gemeinschaft. Zum Team gehören auch ein nigerianischer Fotograf und ein ghanaisches Model. Kunst und Kultur spielen eine wichtige Rolle bei MISH, aber der Fokus liegt natürlich auf Mode. Die Corona-Krise hat die Planung gehörig durcheinandergewirbelt, weshalb die erste Kollektion im Frühjahr/Sommer 2021 zu erwarten ist. Mashair möchte damit dann auch in den Einzelhandel und sucht noch Unterstützung in den Bereichen Marketing und Kommunikation.
Bei UNOWN könnt ihr Klamotten leasen
Die Modewelt dreht sich immer schneller, manche Unternehmen bringen bis zu 24 Kollektionen pro Jahr heraus. Das verleitet zum übermäßigen Kauf von Klamotten, die dann kaum und nur für kurze Zeit getragen werden und den Kleiderschrank verstopfen. Schlauer wäre es, weniger Kleidungsstücke zu besitzen, ohne auf Vielfalt und Abwechslung verzichten zu müssen. Diesen Weg geht das von Linda Ahrens und Tina Spießmacher gegründete Startup UNOWN und bietet Mode zum Leasen. Je nach Geldbeutel und Fashionbegeisterung gibt es drei Abo-Varianten. Bei der günstigsten steht eine Monatsgebühr von 39 Euro für zwei gleichzeitig geleaste Stücke an. Auch die Leihe von einzelnen Teilen ist möglich.
Gegründet im August 2019, hat UNOWN schon 27 Partnermarken für sich gewinnen und einige Investoren und Mentoren überzeugen können. Zuletzt gab es Unterstützung durch das InnoFounder-Programm. Dazu passt, dass sich das Startup nicht nur als reines E-Commerce-Unternehmen sieht, sondern wert legt auf seine technologische Kompetenz. Dafür steht unter anderem „Ludmilla“. Das ist nicht die Chefprogrammiererin im Team, sondern ein Chatbot, der im Spätsommer an den Start gehen und beim Kleiderschrankmanagement helfen soll. Auch sonst wird das Angebot stetig ausgebaut. Wie Leasing von Schuhen funktionieren könnte, steht gerade auf dem Prüfstand, und irgendwann könnten auch Freunde von Männerbekleidung auf ihre Kosten kommen.
MISH ist jetzt Mitglied im Hamburg Startups Club
Drei tolle Ideen, drei überzeugende Pitches zum Thema Fair Fashion. Das Publikum von ONE Hamburg hatte nun die Qual der Wahl und entschied sich ziemlich eindeutig für MISH. Als Preis erhält MISH unter anderem eine Jahresmitgliedschaft in unserem brandneuen Hamburg Startups Club. Welche Vorteile der bietet, könnt ihr hier nachlesen. Auch bei der dritten und letzten Ausgabe des Social StartUp Pitch werden wir wieder dabei sein. Geplant ist die für den 8. Juli mit dem Thema „Soziale Innovation“ und bewerben könnt ihr euch per Mail an info@socialstartupx.org. Wir wünschen viel Glück und Erfolg!