Smoozee – eine Schule macht Startup
Smoothies werden immer beliebter und sind auch aus der Gastronomie kaum noch wegzudenken. Smoozee plant, Restaurants und Cafés mit portionierten Zutaten zu beliefern, die dann nur noch in den Mixer müssen. Smoozee ist allerdings kein gewöhnliches Startup, sondern das Ergebnis eines Schülerwettbewerbs, der am kommenden Sonntag sein großes Finale hat. Dabei ist das Team vom Gymnasium Eppendorf so professionell vorgegangen, dass es sich einen Platz in unserer Reihe „Spot on: Food & Health“ redlich verdient hat.
Sie heißen Berit, Julius, Justus, Kasra, Lennard und Melike, kommen aus Hamburg und stehen am 19. Juni im Finale eines bundesweiten Pitchwettbewerbs, wo sie ihr Startup Smoozee vorstellen werden. Das allein schon ist eine Meldung für Hamburg Startups wert. Richtig interessant wird die Geschichte aber erst dann, wenn man weiß, dass die sechs keine BWL-Studenten, Softwareentwickler und Marketingprofis sind, sondern Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Gymnasiums Eppendorf. Und bisher einen Auftritt hingelegt haben, der manch vermeintlichen Startup-Profi wahrhaft alt aussehen lässt.
Seit 1998 gibt es den Wettbewerb business@school, den die Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG) ins Leben gerufen hat. Mittlerweile unterstützen ihn mehr als 20 Partnerunternehmen und -institutionen, fast alles Schwergewichte wie Lufthansa, Nestlé oder Otto. Drei Phasen müssen die mehr als 90 Teams, die sich deutschlandweit bewerben, durchlaufen. Zuerst muss ein Großunternehmen analysiert und vorgestellt werden. Unser Sextett hatte sich da für Zalando entschieden. Danach geht es um ein Kleinunternehmen aus der Nachbarschaft, hier fiel die Wahl auf einen Herrenausstatter.
Smoozee entstand durch eine Alltagsbeobachtung
Der Wechsel von Fashion zu Food kam dann mit Phase III. Melike bestellt sich in einem Café am liebsten Smoothies und muss dann immer länger als die anderen auf ihr Getränk warten. Offensichtlich liegt das an der aufwändigeren Herstellungsweise. Das muss doch schneller gehen, dachte sich das Sechserteam, und entwickelte das Konzept für Smoozee. Alle für ein Smoothie notwendigen Zutaten werden kleingeschnitten, schockgefroren und in passender Portionsgröße vakuumverpackt.
Ursprünglich hatte das Team sowohl Endverbraucher als auch Gastronomen als Zielgruppe im Visier. Die Marktforschung hat aber ergeben, dass eine Konzentration auf das B2B-Geschäft zu Beginn erfolgversprechender sei. Marktforschung – bei einem Schulprojekt? Klar, bei einer Online-Befragung von 220 Personen aus Eppendorf ist der Begriff definitiv angebracht. Überhaupt haben die Smoozees bei ihren Recherchen so ziemlich an alles gedacht, so dass ihnen die 15 Minuten für den Pitch von 40 Charts eigentlich zu kurz waren.
Eine Präsentation, besser als bei vielen Profis
Das beste, was sie je gesehen hätten, hieß es hinterher aus Jurykreisen. Tatsächlich blieb bei den sechs Unterthemen Produkt, Unternehmen, Markt, Wertschöpfung, Finanzen und SWOT (Strenghts, Weaknesses, Opportunities und Threats) kaum eine Frage unbeantwortet. Das Sextett hat über jeden Kostenfaktor Gedanken gemacht, Best und Worst Cases entwickelt, bereits mit potenziellen Kunden gesprochen, die grundsätzlich Interesse bekundet haben, und vieles mehr.
Das Ergebnis ist ein Businessplan, so durchdacht, wie ihn viele „richtige“ Startups kaum hinbekommen. Wenn ein gutes Team und eine gute Umsetzung wichtiger sind als eine Idee, dann ist Smoozee auf dem allerbesten Weg. Der führt zunächst zum Finale nach München am 19. Juni. Zuvor hatten sich die sechs schulintern gegen drei Mitbewerber und dann bei Regionalentscheid gegen sieben weitere Teams aus Norddeutschland durchgesetzt. Insgesamt ein halbes Jahr Arbeit, oft auch am Abend und am Wochenende, steckt in dem Projekt. Vieles haben sich die Jugendlichen selbst erarbeitet, unterstützt von der Schule und business@school. Henrik Emmert von der BCG soll hier besonders hervorgehoben werden.
Wie es, unabhängig vom Ausgang, nach dem großen Finale weitergehen soll, ist noch völlig offen, schließlich handelt es sich bei aller professionellen Umsetzung um ein Schulprojekt, und die Schüler haben ihr Abitur noch vor sich. Unternehmertum steht da zurzeit nicht oben auf dem Stundenplan. Das Gymnasium Eppendorf ist jedenfalls richtig stolz auf sein Erfolgsteam, wie schon der Aushang im Schaukasten am Eingang zeigt. Zwei aus der Gruppe, Kasra und Lennard, hatten sogar die Schule gewechselt, nur um an dem Wettbewerb teilnehmen zu können. Es wäre schade, wenn bei soviel Gründergeist Smoozee keine Zukunft hätte.
Spot on: Food & Health
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