Sirum bietet eine Software-Komplettlösung für die Transportbranche
Ganzen Branchen bei der Modernisierung zu helfen und ihnen den Sprung ins Digitalzeitalter zu erleichtern – das ist das Geschäftsprinzip vieler Startups. In diese Kategorie fällt auch das junge Hamburger Unternehmen Sirum, das sich die Transportbranche vorgenommen hat. Welche Rolle Open Source dabei spielt und was ERP und TME bedeuten, erfahrt ihr in diesem Bericht!
Achtung, jetzt kommen ein paar Abkürzungen! ERP steht für Enterprise-Resource-Planning und bezeichnet die Aufgabe, alle Ressourcen in einem Unternehmen zu planen und bestmöglich einzusetzen. TMS bedeutet Transport Management System und betrifft die Steuerung, Kontrolle und Optimierung sämtlicher Transportprozesse entlang der Lieferkette. Das Startup Sirum hat für die kürzeste Beschreibung seines Produkts folgende Formel aufgestellt: ERP + TMS = TME (Transport Management ERP). Klingt zunächst etwas kompliziert, macht aber tatsächlich das Leben vieler Logistikunternehmen leichter.
Aus einem Projekt wird ein Unternehmen
Entstanden ist Sirum 2016, die beiden Gründer kannten sich aber schon aus der Schulzeit. Dennis Uhlemann arbeitete in der Logistik und wandte sich für ein Projekt an Georg Notter, einem ERP-Experten. Dennis war gewissermaßen sein erster eigener Kunde und aus dem Projekt entwickelte sich dann ein eigenes Unternehmen. Sirum trifft auf eine Branche mit großem Nachholbedarf, denn bisher verfügen vielleicht 15 % der Transportunternehmen über ein umfassendes TMS. Der Rest behilft sich mit Teillösungen und wurschtelt sich mit Excel-Tabellen und einem Haufen Papierkram durch. Große Anbieter wie SAP sind für Mittelständler oft zu teuer, Spezialisten gibt es kaum.
Sirum schließt diese Lücke und kann nach eigener Aussage so ziemlich alles, was ein Logistiker so braucht: Auftragserfassung, Auftragsverwaltung, Rechnungswesen, Stammdatenverwaltung, Archivierung, Dokumentierung und die Kontrolle über den Frachtverlauf. Auch interne Themen, wie das Personalwesen oder den Fuhrpark, deckt das System ab. Die Prozesse laufen über eine Cloud, als Software-as-a-Service-Lösung, die auf dem PC, Tablet und Mobiltelefon funktioniert. Die Server stehen in Deutschland, wer möchte, kann das Programm aber auch über sein eigenes Rechenzentrum laufen lassen. Die Kosten bleiben dabei mit etwa 100 Euro pro Monat und Nutzer sehr überschaubar.
Dank Open Source ist Sirum besonders flexibel
Möglich ist das alles, weil Sirum auf einer Open Source-Plattform basiert. Die für ERP-Systeme konzipierte Software dort ist also für jeden kostenlos zugänglich und wird von der Community ständig optimiert. Daher kann Sirum bei Bedarf auch Kundenwünsche besonders schnell umsetzen, weil viele dafür benötigte Elemente wahrscheinlich grundsätzlich schon vorhanden sind. Das Startup entwickelt daraus dann dann die speziellen Anwendungen, welche die kostenpflichtige Geschäftsgrundlage des Unternehmens darstellen.
Ein wichtiger weiterer Schritt in Richtung Komplettsystem, an dem Sirum noch arbeitet, ist die Anbindung der Tachografen, auch Fahrtenschreiber genannt. Diese in Lastwagen eingebauten Geräte liefern Daten über Lenk- und Ruhezeiten, gefahrene Kilometer und Geschwindigkeiten. Das sind alles Informationen, die bei der Personal- und Tourenplanung eine wichtige Rolle spielen. Was Sirum nicht sein will ist eine Konkurrenz zu Logistikplattformen, die Speditionsdienstleistungen vermitteln. Im Gegenteil: Wer solche Angebote nutzen möchte, tut sich dabei mit der Software des Hamburger Startups wesentlich leichter, weil die dafür erforderlichen Daten problemlos abrufbar sind.
Gesundes Wachstum, eigenfinanziert
Als Zielgruppe hat Sirum kleine und mittlere Transportunternehmen im Visier. Rund 95 % der Unternehmen aus der Transportbranche fallen in diese Kategorie, um die 50 hat das Startup schon als Kunden gewinnen können. Einzelne Projekte für Großunternehmen tragen ebenfalls bei zum Unternehmenserfolg. Der drückt sich auch in der gestiegenen Mitarbeiterzahl aus. Neun Personen sind inzwischen für Sirum am Start, Entwickler aus dem Ausland, die bei Bedarf bei der Softwareentwicklung helfen, nicht mitgerechnet. Das Führungsteam besteht jetzt aus Georg (CEO), Dennis (CTO), dem COO Michael Hötte (seit 2018 dabei) und CDO Bennet Block (2019 dazugekommen).
Zu den Partnern von Sirum gehören unter anderem der Digital Hub Logistics und das Versicherungsunternehmen KRAVAG. Dabei ist das Startup komplett eigenfinanziert und zurzeit auch nicht auf Investorensuche. Weitere Kooperationspartner wären dagegen sehr willkommen, ebenso wie engagierte Entwickler. Ihnen verspricht Sirum ein Arbeitsklima, das Offenheit und Kollaboration in den Mittelpunkt stellt – Open Source gehört eben im vielerlei Hinsicht zur Philosophie des jungen Unternehmens.