Horch, der Senator kommt! Hoher Besuch bei Sonormed.
Längst ist in der Politik die Erkenntnis angekommen, dass erfolgreiche Startups ein wichtiger Faktor für einen Wirtschaftsstandort sind. In Hamburg ist das nicht anders, und so war auch der Besuchstermin von Wirtschaftssenator Frank Horch bei der Sonormed GmbH weit mehr als nur eine Pflichtaufgabe. Hamburg Startups war ebenfalls vor Ort.
Martin Jung, Abteilungsleiter Innovation und Geschäftsentwicklung der IFB Hamburg, erinnert sich noch gut an die Zeit Ende der 90er, als von Startups noch nicht die Rede war, und von Coworking schon gar nicht. Trotzdem gab es damals beides schon, und zwar unter dem Dach der Etage 21 in der Alten Rinderschlachthalle. Die ist nach wie vor ein Hot Spot der Musik- und Startup-Szene und der Firmensitz der Sonormed GmbH.
Mit Tinnitracks, einer Therapie für Menschen, die unter Tinnitus leiden, sorgt das junge Unternehmen seit gut drei Jahren für Furore. Hamburg Startups war praktisch von Anfang an mit dabei bei Höhepunkten wie den den siegreichen Auftritten beim Startups@Reeperbahn Pitch 2013 und 2015 beim SXSW Accelerator in Austin.
Die IFB hat großen Anteil am Aufstieg Sonormeds
Immer unterstützt mit Geld und Know-how wurde Sonormed auch durch die IFB und deren Förderprogramme Innovationsstarter und InnoRampUp (mehr dazu hier). Deswegen sind neben Martin Jung heute auch Dr. Heiko Milde, Geschäftsführer der IFB Innovationsstarter GmbH, und Gencer Sahin vom Investmentmanagement gekommen. Die Hauptrollen spielen an diesem Tag aber zweifellos Wirtschaftssenator Frank Horch und Sonormed-Gründer Jörg Land. Der freut sich über die große Resonanz auf sein Startup:
Wir fühlen uns wohl ins Hamburg und haben bisher eine fantastische Unterstützung erfahren. Das Interesse des Wirtschaftssenators zeigt, dass Hamburg ein offenes Ohr für die Gründerszene hat.
Da bei Tinnitracks die Software im Vordergrund steht, die Musik so filtert, dass sie Tinnitus lindern kann, gibt es nicht so viel zu sehen, dafür umso mehr zu erzählen. Zum Beispiel von Gehirnforscher Gernot Supp, der Horch berichtet, wie er zu Sonormed gekommen ist. Gernot, der damals für das Hamburger Reise-Startup Triprebel arbeitete, war Zuschauer bei einer Informationsveranstaltung von InnoRampUp, bei der Jörg sein Projekt vorstellte. Gernot war sofort begeistert, passte die Idee doch hervorragend zu seinem Fachgebiet. Er nahm den Kontakt auf und ist heute sowohl bei Tinnitracks als auch Triprebel dabei. Ein schönes Beispiel, wie eng verflochten die Hamburger Startup-Szene zuweilen ist.
Ohne funktionierendes Netzwerk geht kaum etwas
Womit wir beim Thema Netzwerken wären, das ein ganz entscheidendes ist, wie sich in der an die kurze Besichtigungstour anschließenden ausführlichen Diskussionsrunde herauskristallisiert. Nur über ein dicht gewobenes Netzwerk konnten die wesentlichen Kontakte hergestellt werden, wobei es allein zwei Jahre dauerte, bis die Techniker Krankenkasse (TK) von Tinnitracks überzeugt war. Dabei lobt Jörg Land die TK ausdrücklich als das technologisch am weitesten fortgeschrittene Krankenversicherungsunternehmen.
Inzwischen konnte er vier weitere dazugewinnen, die Gothaer sei sogar von sich aus auf ihn zugekommen. Bis Ende des Jahres könnten es, wenn alles klappt, bis zu 20 Kassen werden. Das wäre ein riesiger Erfolg, denn Deutschland sei generell eher risikoavers, meint er.
Senator Horch bringt den Anspruch Hamburgs, eine europäische Innovationshauptstadt zu sein, ins Gespräch und fragt, ob die Hansestadt da auf den richtigen Weg sei. Die Antwort ist ein Lob des schon erwähnten InnoRampUp-Programms. Das sei vergleichsweise unkompliziert zu beantragen, man bekäme schnell Feedback und Unterstützung nicht nur in monetärer Form. Alles in bester Ordnung also? Das nun auch wieder nicht, denn es sei umso schwieriger, eine angemessene Anschlussfinanzierung zu bekommen. Das bekannte Problem: Geld gibt es genug in Hamburg, nur wird noch viel zu wenig in Startups investiert.
Eine mögliche Lösung wäre es, Kompetenzen zu bündeln, einen Cluster zu bilden. Das Thema E-Health ist zwar enorm zukunftsträchtig, aber noch nicht ausreichend besetzt. Hamburg könnte die Chance nutzen und hier eine führende Position einnehmen. Eine Idee, die vom Wirtschaftssenator sofort aufgegriffen wird. Vielleicht ließe sich ein Bürogebäude speziell für Gesundheitsstartups einrichten, damit sich diese besser austauschen können.
Schneller zu realisieren wäre sicherlich ein runder Tisch mit Vertretern des Senats – Wirtschaft und Gesundheit -, der Hamburger Kliniken, die in Fragen der Digitalisierung schon ziemlich weit sind, der ortsansässigen Krankenversicherungen und natürlich Gründerinnen und Gründern aus der E-Health-Welt.
Zum Schluss kommt noch ein Thema auf die Tagesordnung, das nicht nur junge Unternehmen betrifft, aber die besonders. Hamburg werde langsam zu teuer für frische Startups, meint Jörg. Gerade ist die Stadt in die Top 10 der lebenswertesten Metropolen der Welt aufgestiegen. Das macht Hamburg zwar als Arbeitsplatz noch attraktiver, wird aber die Lebenshaltungskosten nicht gerade senken. Senator Horch, der selbst in einer Genossenschaftswohnung in der Hafencity wohnt, ist sich dessen bewusst. Er setzt darauf, dass Stadtteile, die vielleicht nicht ganz so angesagt sind, bezahlbar bleiben, auch durch das Genossenschaftsmodell.
Hoffnung auf eine Zukunft Hamburgs als E-Health-Metropole
Fazit: Es war ein offenes, konstruktives Gespräch mit dem optimistisch stimmenden Ansatz, die Bildung eines E-Health-Clusters voranzutreiben und Hamburg damit eine neue Vorreiterrolle zu verschaffen. Bleibt zu hoffen, dass die Idee auch wirklich weiterverfolgt wird. Jörg Land wird da sicherlich dranbleiben, er sagt:
Wir sollten das Potential im Bereich Gesundheit in der Stadt nutzen, die Akteure zusammenbringen und gemeinsam das Thema entwickeln.
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