Rückblick: Das war unser Jahr 2020
„Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“ Selten beschrieb dieses Zitat von John Lennon die Lage so treffend wie in 2020. Die Corona-Krise zwang jeden Menschen und jedes Unternehmen dazu, alte Gewohnheiten zu überdenken und alle Pläne über den Haufen zu werfen. Das galt natürlich auch für Hamburg Startups, da wir uns zu einem wesentlichen Teil über Veranstaltungen definieren. Unser traditioneller Jahresrückblick beginnt daher damit, wie wir uns in Teilen neu erfunden und viele Formate ins Internet verlegt haben, um unserem Anspruch weiter gerecht werden zu können, Startups aus Hamburg und der Food-Szene mehr Sichtbarkeit und Netzwerkmöglichkeiten zu bieten.
Eigentlich fing 2020 so an wie die Jahre davor auch. Wir erledigten gewissenhaft unser Tagesgeschäft und bereiteten uns auf den ersten Höhepunkt des Jahres vor: die Reise zum SXSW Festival nach Austin, Texas. Alle dafür vorgesehenen Teilnehmer standen fest, die Airbnb-Häuser und Flugtickets waren gebucht, das Programm vor Ort durchgeplant. Allerdings mehrten sich die Meldungen zunächst aus China, dann aus vielen anderen Teilen der Welt, dass sich ein neuartiges Virus ausbreitete. „Lockdown“ war da noch ein echtes Fremdwort und die Weltgesundheitsorganisation WHO riet vom allgemeinen Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ab. Mehr und mehr spitzte sich die Lage zu, immer mehr Veranstaltungen wurden abgesagt und am 6. März, wenige Tage vor dem geplanten Abflug erwischte es auch SXSW. Die Reise in die USA musste ausfallen.
Home-Office und Zoom-Konferenzen wurden zur Normalität
Spätestens da wurde klar, dass wir uns mitten in einem Jahr befanden, wie es noch niemand von uns erlebt hatte. Ab Mitte März wurde das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren und das Home-Office für viele der Nabel der Welt. Fast täglich mussten wir den Veranstaltungskalender auf unserer Webseite aktualisieren. Ständig kamen Verschiebungen und letztlich Absagen kleiner und großer Events hinzu. Die Möglichkeiten zum Netzwerken, ein wesentliches Element eines funktionierenden Startup-Ökosystems, verringerten sich drastisch. Gleichzeitig wurden Meetings per Zoom und ähnlichen Anbietern notgedrungen zur Alltagserscheinung.
Auch wir nutzen diesen Trend und veranstalteten zwei virtuelle Fragestunden mit Heiko Milde, Geschäftsführer der IFB Innovationsstarter GmbH, zu den Förderprogrammen für von der Corona-Krise betroffenen Startups. Gründerinnen und Gründer konnten dort Fragen stellen zu dem Programm HCS InnoStartup und dem Corona Recovery Fonds. Dies sollten aber keine isolierten Veranstaltungen bleiben. Wir entwickelten ein Konzept, um Startups auch ohne Live-Events eine Bühne und eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis ist der Hamburg Startups Club.
Willkommen im Hamburg Startups Club!
Offiziell eröffnet im Juni 2020, bietet er seinen Mitgliedern eine Reihe von Vorteilen und Vergünstigungen. Jedes Startup bekommt die Möglichkeit, sich ein Profil auf der Clubseite anzulegen und dadurch Präsenz zu zeigen. Sie können unser Jobboard für beliebig viele Stellenangebote nutzen, sich über eine Slack-Gruppe miteinander vernetzen und in Interviews ihre Meinung zum Hamburger-Startup-Ökosystem kundtun. Rund zwanzig davon sind bisher erschienen. Zum Jahresende konnten Clubmitglieder in einer Umfrage Bilanz ziehen und sich zu Wort melden. Das Konzept überzeugte auch unsere Partner ba group, Startup-Unit Hamburg und KPMG, die als kompetente Förderer Startups zur Seite stehen. So vergaben sie im Rahmen der Initiative „Startup Verstärker“ kostenlose Jahresmitgliedschaften. Die Mitgliederzahl nähert sich inzwischen der 100. Im kommenden Jahr werden wir das Club-Programm noch ausbauen und planen dafür neue Formate, online wie offline. Lasst euch überraschen!
Seit 2017 hat Hamburg Startups einen Fokus auf eine besonders populäre Branche gesetzt: Food. Das Food Innovation Camp (FIC) war von der ersten Ausgabe an ein voller Erfolg. Es lockte Startups und etablierte Unternehmen aus ganz Deutschland nach Hamburg und sollte im Sommer eine glorreiche Fortsetzung finden. Im Sommer war die Situation zwar relativ entspannt, doch erstens war das in der heißen Planungsphase im Frühjahr nicht abzusehen und zweitens galten Abstandsregeln und Hygienevorschriften, die eine unbeschwerte Food-Messe unmöglich machten. Wir hofften auf noch bessere Zeiten im Herbst und verlegten das FIC auf den 19. Oktober.
Das Food Innovation Camp 2020: digital und doch noch live
Bis dahin wollten wir mit Veranstaltungen aber nicht warten und organisierten digitale Round Tabels zu Themen wie den Herausforderungen der Corona-Krise und beim Versand von Food-Produkten. Gleichzeitig entwickelten wir auch hier ein Club-Konzept für Startups, die eigentlich als Aussteller für das FIC vorgesehen waren. Als Mitglieder erhielten sie jetzt die Möglichkeit sich in einem Lookbook zu präsentieren, das wichtige Entscheiderinnen und Entscheider der Branche zugeschickt bekamen. Und auch auf Pitches mussten sie nicht verzichten. Im Juli ging der erste FIC Online-Pitch über die digitale Bühne, im September und Dezember folgten die nächsten beiden Ausgaben. Sechs Kandidaten stellten sich jeweils einer Fachjury und dem Internetpublikum, die Jurymitglieder und weitere Mentoren bekamen die Produkte der Startups zur Begutachtung zugeschickt.
Die Gewinner der ersten beiden Pitches qualifizierten sich für die engere Auswahl für den FIC 2020 Food Award, der seinen Höhepunkt in einem Live-Event finden sollte. Denn auch wenn klar wurde, dass ein normales Food Innovation Camp in diesem Jahr nicht realisierbar war, hatten wir den 19. Oktober nach wie vor im Visir, wenn auch mit einem abgespeckten Programm unter dem Namen Food Innovation Camp Select. Eine Messe konnte es nicht geben und die Vergabe des erstmals ausgelobten Startup Partner Awards erfolgte per Post, was die Freude der Gewinner aber nicht schmälerte.
Trotzdem bekamen die Gäste, deren Zahl auf 60 begrenzt werden musste, in der Handelskammer Hamburg noch eine Menge geboten. Ein Bootcamp zum Thema Einkaufsgespräch gehörte dazu, ein umfangreiches Konferenzprogramm und natürlich das Finale um den Food Award. In normalen Zeiten hätte man das Event eher als klein empfunden. 2020 fühlte es sich ganz groß an. Und das war nicht nur ein Gefühl, wie ein paar Zahlen belegen. Der Livestream zu FIC Select hatte eine Reichweite von über 11.000 Personen, die begleitenden Social Media-Beiträge sogar von über 25.000 Followern.
2021 haben wir wieder einiges vor!
Und noch ein paar Zahlen: Hamburg Startups und das Food Innovation Camp haben zusammen mehr als 3.300 Newsletter-Abonnenten. Die Webseiten erreichen über 50.000 Views monatlich. Die Zahl der Fans und Follower liegt bei Facebook bei 13.600, bei Twitter bei 10.200, bei Instagram bei 5.800 und bei LinkedIn bei 3.200. Tendenz fast überall deutlich steigend, gerade in diesem Jahr.
Ende 2020 hat Corona das Land im Griff wie nie zuvor. Es ist nicht vorherzusagen, wie schnell weitreichende Impfungen und andere Maßnahmen in absehbarer Zeit zu einer relativen Normalität führen können. Deshalb gibt es auch keine auf ein Event und ein Datum fixierte Planung für das FIC 2021. Natürlich träumen wir von einer großen Publikumsveranstaltung mit vielen Ausstellern, vielleicht irgendwann im Spätsommer. Aber wir sind keine Träumer. Wir wissen, dass die nahe Zukunft weiter in Online-Formaten und mit etwas Glück in kleineren Live-Events liegen wird. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen aber, das diese gut angenommen werden und auch zu erfreulichen Ergebnissen führen können. Daher blicken wir mit vorsichtigem Optimismus in Richtung 2021 und versprechen allen Freundinnen und Freunden von Hamburg Startups und dem FIC: Wir bleiben für euch am Ball!
Vielen Dank an unsere Partner!
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei unseren Partnern bedanken. Ohne euch hätten wir das alles nicht möglich machen können. Unser Dank geht an REWE Nord, QVC NEXT, Growth Dock, Bösch Boden Spies, DS Produkte, shipcloud, Foodist, KPMG, Startup-Unit Hamburg, ba group und viele mehr. Ihr seid großartig!
Beitragsbild: Stefan Groenveld