RetroBrain gewinnt Cisco Digital Deutschland Pitch
Das Hamburger Startup RetroBrain gewinnt mit seiner MemoreBox den 1. Preis beim Cisco Digital Deutschland Pitch in der Berliner Charité. Das junge Unternehmen unterstützt mit therapeutischen Übungen ältere Menschen bei der Gesundheitsprävention. Wir haben mit Manouchehr Shamsrizi, Co-Founder von RetroBrain R&D und gebürtiger Hamburger, über den Erfolg gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zum gewonnen Pitch! Ihr habt Euch als Startup mit Eurer MemoreBox gegen drei etablierte Unternehmen aus ganz Deutschland durchgesetzt, u.a. Das Unfallkrankenhaus Berlin. Erzählt doch bitte was die besagte MemoreBox ist!
Die MemoreBox ist das erste Produkt der RetroBrain R&D: eine Sammlung von Videospielen für Demenzpatienten und gesunde Senioren, die mittels Bewegung gesteuert werden und für Gruppenaktivitäten geeignet sind. Jedes dieser Spiele verbindet unterschiedliche Spielmechanismen mit körperlichen und kognitiven Übungen, deren präventiver oder therapeutischer Nutzen nachgewiesen wurde. Aber auch mit aktivierender Musik aus der Jugend der Senioren, speziell angepasster Grafik und einer verständlichen Ansprache. Die MemoreBox haben wir gemeinsam mit unserem wissenschaftlichen Beirat und zahlreichen Partnern und Förderern aus der Praxis entwickelt, darunter dem Hospital zum Heiligen Geist der Diakonie im Alstertal, Microsoft und auch Ashoka. Wir freuen uns, dass unsere Entwicklung schon als “a benchmark in the therapeutic gamification industry“ (LIFT Basel 2015) gesehen wird und nicht nur von CISCO, sondern auch mit dem wichtigsten Innovationspreis der Szene ausgezeichnet wurde, dem der Rudi-Assauer- Initiative.
Und wer steht denn hinter den ersten Erfolgen der MemoreBox? Stellt Euch, das Team von RetroBrain, bitte einmal vor!
Wir sind Absolventen verschiedener Universitäten aus ganz Deutschland, darunter der LMU, der Zeppelin Universität, der Mediadesign Hochschule und der Bucerius Law School. Wir haben uns dann als Freundeskreis aus Ärzten, Game-Designern und Social Entrepreneuren an der Humboldt-Universität gefunden, wo ich mich in meinem Masterstudium als Deutschlandstipendiat der Schering Stiftung mit Fragen der alternden Gesellschaft beschäftigt habe. Hier begann unsere unternehmerische Reise mit einem EXIST-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums, dem dann bald unser Umzug nach Hamburg folgte, insbesondere weil wir hier starke Cluster sowohl für Healthcare als auch für Gaming vorfinden – und wir bewegen uns ja an der Schnittstelle dieser beiden Branchen. Hier konnten wir dank der InnoRampUp-Förderung unsere Entwicklung vorantreiben, deren Ergebnis dann die MemoreBox ist. Inzwischen wird unser Team durch starke Mitgesellschafter unterstützt, darunter der ehemalige Bundesvorsitzende der AOK, einer der Gründer des Wacken Open Air sowie ein renommierter Hamburger Steuerberater für Familienunternehmen.
Welche Vision hat Euch zur Entwicklung der MemoreBox bewegt?
Wir wollen das bestehende Menschenbild in Pflege und Gesundheit zum aktiven “Homo Ludens” weiterentwickeln, also die Vorstellung des Menschen als spielenden und verspieltem Wesen, dessen Gehirn und Gemüt noch bis in die letzten Lebensphasen hinein wach und interagierend statt nur reagierend sein kann. Videospiele sind ja das prägende Kulturmedium unserer Generation, mit dem höchsten Grad an Immersion. Wir können sie dabei in Form unserer MemoreBox jederzeit und ohne personellen Aufwand zur Verfügung stellen. In Verbindung mit ihrer Möglichkeit zur Personalisierung der Herausforderungen für jeden einzelnen Spieler besteht die Chance, neurobiologisch wünschenswerte Effekte herbeizuführen und zu regelmäßigen Ausführungen bestimmter Übungen aus Physiotherapie und kognitivem Training zu incentivieren. Das alles findet bei unserer MemoreBox in Gruppen statt, was zu sozialer Aktivierung und Inklusion führt. Das Spielen wird zum Inhalt von Austausch zwischen Betroffenen und Angehörigen, entlastet Pfleger und verhindert beispielsweise gesundheitsökonomisch wie persönlich gleichermaßen tragische Stürze.
An wen richtet Ihr Euch mit Eurer Idee?
Prinzipiell an jeden Senior, wobei wir uns im Augenblick auf B2B-Kunden konzentrieren. Hier haben wir Anfragen von Alten- und Pflegeheimen aus ganz Deutschland, aber auch von Trägern von betreutem Wohnen, der Tagespflege und sogar Mehrgenerationenhäusern, was uns besonders freut. Spätere Versionen beispielsweise für Schlaganfallreha, an denen wir bereits mit Klinikpartnern arbeiten, werden Krankenhäuser als Zielgruppe haben.
Ihr befindet Euch derzeit, unterstützt durch Euren Partner der BarmerGEK, in einer vielversprechenden Pilotphase. Wie geht es danach für Euch weiter? Welche konkreten Ziele habt Ihr Euch für die nächsten Monate gesetzt?
Gemeinsam untersuchen wir in diesem Pilotprojekt die präventiven und gesundheitsförderlichen Aspekte der MemoreBox, was uns das neue Präventionsgesetz ermöglicht. Diese Kooperation zwischen großem Akteur und jungem StartUp der Gesundheitsbranche war vielleicht auch ausschlaggebend für unseren Sieg beim CISCO Deutschland Digital Pitch – schließlich sind wir das erste StartUp, das eine digitale Lösung im Rahmen des Präventionsgesetzes in so einer Konstellation vorantreibt. Das Ziel aller Beteiligten ist es, durch den Einsatz der MemoreBox langfristig einen Beitrag zur Strukturentwicklung im Pflegeinrichtungen zu leisten. Nach positiven Studienergebnissen hier aus Hamburg wird die BarmerGEK einen bundesweiten Einsatz prüfen. Parallel dazu werden wir endlich die MemoreBox an sehr unterschiedliche Kunden aus dem ganzen Land verschicken können, worauf wir uns sehr freuen.
Vielen Dank für das Gespräch!
RetroBrain im Hamburg Startup Monitor
RetroBrain entwickelt therapeutische Videospiele für Senioren und Patienten. Die einfache und barrierefreie Nutzung macht RetroBrain zu „a benchmark in the therapeutic gamification industry“ (Lift Basel).
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!