RechtSmart – Rechtsberatung per App
Ab sofort kann jeder seinen Anwalt immer dabei haben – oder zumindest seine Rechtsberatung. Die bietet nämlich die App RechtSmart. Wir haben Dr. Simon Woldeab, einen der Gründer, gefragt, in welchen Fällen RechtSmart helfen kann.
Hallo Simon, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle doch zu Beginn Dich und Dein Team kurz vor!
Wir, Dr. Simon Woldeab und Ingo Gravel, LL.M., sind langjährige Freunde. Ich, Simon, betreue im Rahmen meiner Beratertätigkeit eine Vielzahl von Unternehmen bei den Themen digitale Transformation und disruptive Innovation. Ingo beschäftigt sich beruflich als Fachanwalt mit allen Nuancen des Medien-, IT- und Datenschutzrechts.
Wie ist die Idee zu RechtSmart entstanden?
Im Herbst 2016 haben wir uns intensiver mit der Disruption und dem Wandel im Rechtsgebiet, insbesondere im Bereich Legal Tech, beschäftigt. Hierbei haben wir Konzepte entwickelt, durch die Verbraucher bestimmte Rechtsthemen intuitiv mit digitalen Instrumenten auch selbst angehen können, ohne umfangreiche Internetrecherche zu betreiben oder bei standardisierten Rechtsfragen gleich einen Anwalt einschalten zu müssen.
Die Lösung: Scheinbar komplexe Rechtsthemen für den Verbraucher transparent zugänglich zu machen, rechtsgültige automatisierte Prozesse zu entwickeln und auf einer einfach zu bedienenden und mobilen Plattform anzubieten.
An wen wendet sich RechtSmart?
Rechtsprobleme aus dem Alltag beschäftigen jeden geschäftsfähigen Menschen. Sobald es die Rechtsfälle sind, die wir anbieten, gehört dieser Mensch auch zur Zielgruppe.
Bei Rechtsfragen soll ein Verbraucher im Alltag zunächst den Fall mit Hilfe von RechtSmart selbst verfolgen, statt sich durch die Vielzahl von frei zugänglichen Informationen verwirren zu lassen. Bei RechtSmart kann er sich darauf verlassen, dass die angebotenen Rechtsfälle juristisch geprüft und für einen Laien verständlich zur eigenen Verfolgung aufbereitet sind.
Das Angebot steht jederzeit zur Verfügung. Der App-Nutzer kann situativ bei Bedarf sofort und mobil das umfangreiche Angebot nutzen. So kann zum Beispiel bei der Dokumentation von Reisemängeln die Kamera des Mobilfunkgerätes genutzt werden, um zu belegen, dass das gebuchte Ferienhotel nicht dem vertraglich geschuldeten Standard entspricht.
Als Plattform für diverse Rechtsfälle hat der Verbraucher mit RechtSmart einen für ihn bewährten Anlaufpunkt. Wir verstehen uns insofern als ständiger juristischer Begleiter, um Rechtsthemen on-demand zu jedem Zeitpunkt im Alltag selbst verfolgen zu können. Gleichzeitig wird RechtSmart bei individuellen Rechtsfragen helfen, den richtigen Fachanwalt schnell und qualifiziert zu finden.
Wie funktioniert die App?
Der tatsächliche Ablauf eines Rechtsfalles ist natürlich jedes Mal unterschiedlich. Ein Familienrechtsfall wird anders verfolgt als ein Fall zu Ordnungswidrigkeiten. Grundsätzlich funktioniert die App aber so, dass der Nutzer die App zunächst kostenlos in den App-Stores (itunes und GooglePlay) downloaden kann. Nachdem er dann einen Rechtsfall ausgewählt hat, wird der spezifische Ablauf des Rechtsfalles in der App selbst verfolgt. Eine Einweisung ist nicht erforderlich, da die Themen intuitiv und mit Hinweisen kommentiert aufbereitet sind.
In der Regel ist zusätzlich eine Legitimierungsfunktion integriert, zum Beispiel durch Unterzeichnen mit dem Finger auf der App, falls erforderlich. Um unseren Service letztendlich zu aktiveren, ist eine Gebühr fällig, die über einen App-in-Kauf erfolgt und deren Höhe von der Komplexität des Rechtsfalles bzw. des Ablaufes abhängt. Die Mindestgebühr beträgt ein Euro.
Abschließend kann der Nutzer in seinem Konto seine Rechtsfälle einsehen und gegebenenfalls Anschlussthemen initiieren, die wieder einen spezifischen Ablauf enthalten.
Wie sieht der Wettbewerb aus und was ist Euer Alleinstellungsmerkmal?
Soweit bekannt gibt es in Deutschland kein vergleichbares Angebot, bei dem Rechtsfälle über eine einzige Plattform selbst umgesetzt werden können. Es gibt stattdessen zu bestimmten Rechtsfällen einzelne Anbieter im Bereich Legal Tech, die voll- bzw. teilautomatisiert ähnliche Konzepte verfolgen. Insofern ist das Plattform-Konzept auf einer mächtigen IT-Architektur ein Alleinstellungsmerkmal bei dem vollautomatisierte Rechtsfälle für die erste Instanz angeboten werden. Das Gründerteam mit der langjährigen Erfahrung und dem Netzwerk in diversen Rechtsbereichen und in der Digitalen Transformation und stellt zusätzlich einen wichtigen Erfolgsfaktor dar.
Welche rechtlichen Probleme kann ich mit der App behandeln?
Mit unserem ersten Fall „Datenauskunft“ können unsere App-Nutzer beispielsweise ohne juristische Vorkenntnisse juristisch geprüfte Auskunftsansprüche zu gespeicherten und weitergeleiteten persönlichen Daten an Unternehmen und Behörden, zum Beispiel Schufa oder Versicherungen, selbst in wenigen Minuten erstellen und versenden. Die regelmäßige Datenauskunft – später auch nach der EU-DSGVO – ist ein vom Gesetzgeber gewolltes und wichtiges Instrument, um regelmäßig seine eigene Datenidentität zu prüfen; eine im Übrigen auch wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme.
Mit dem zweiten Fall „Abmahnung Filesharing“ kann der Nutzer eine erhaltene Abmahnung wegen illegalen Filesharings selbst beantworten und dabei Beweise für eine Nichtverletzung des Urheberrechts aufführen.
Weitere Fälle von Arbeits- über Familien- und Sozial- bis hin zu Vertrags- und Zivilrecht werden regelmäßig hinzugefügt. Hierbei können auf der technisch mächtigen Plattform nahezu alle möglichen Abläufe abgebildet werden: Sei es ein Kalkulationsmodul für die Berechnung des Unterhalts, die Integration der App-Kamera bei der Beweisaufnahme beim Verkehrsunfall oder eines Chatbots für zukünftige Anwendungen im Bereich künstliche Intelligenz.
Kann in manchen Rechtsfragen eine App tatsächlich eine persönliche Rechtsberatung adäquat ersetzen?
Die persönliche, individuelle Rechtsberatung ersetzen wir nicht über die App und können wir auch nicht. Sollte eine persönliche Beratung erforderlich sein, haben wir die Weiterempfehlung an qualifizierte Fachanwälte vorgesehen.
Wir beobachten jedoch sehr interessiert die Entwicklung der Anwendungen von künstlicher Intelligenz in anderen Branchen, aber auch im Rechtsbereich, zum Beispiel IBM Watson, IBM ROSS und diverse Chatbot-Ansätze. Wie diese Technologien auf unserer Plattform zum Tragen kommen beziehungsweise integriert werden können, analysieren wir derzeit.
Wo sind im juristischen Sinn die Grenzen von RechtSmart?
Wir bieten dem Verbraucher die Möglichkeit, selbst Maßnahmen zu verfolgen, so zum Beispiel rechtsgültige Erklärungen zu erstellen und über RechtSmart ohne weiteren „Papierkram“ zu versenden. Wir können jedoch keine einzelfallbezogene Rechtsberatung ersetzen. Wir wollen den Nutzer zwar an die Hand nehmen, gleichwohl muss der Nutzer mitdenken und selbst Entscheidungen treffen.
Wie ist Euer Startup finanziert?
Die Finanzierung stemmen wir aktuell selbst. Zusätzlich bietet der App-in-Kauf einen Return on Investment. Wir sind aktuell, nach Abschluss der Proof of Concept-Phase, auf der Suche nach Investoren, insbesondere für die kapitalintensiven Marketingaufwendungen.
Wie sehen Eure Pläne für die nächsten 12 Monate aus?
Bei Rechtsthemen denkt der Verbraucher zunächst sofort an RechtSmart. Hierzu müssen wir in den nächsten 12 Monaten mit aktueller Geschwindigkeit weitere Rechtsfälle auf der Legal Tech App umsetzen und gleichzeitig sehr umfangreiche Marketingkampagnen umsetzen.
Neben dem B2C-Angebot wird RechtSmart auch B2B-Angebote vertreiben. So ist die Zusammenarbeit mit Partnern bei der Empfehlung von Fachanwälten für die Fälle geplant, wenn der Verbraucher mit der Verfolgung seiner Ansprüche selbst nicht mehr weiterkommt oder konkreter Beratungsbedarf aufkommt. Zudem werden bestimmte Rechtsfälle auch als White-Label-Lösungen an Fachanwälte angeboten. Hier sehen wir Synergien zur Anwaltschaft bzw. Kanzleien, an die Mandate vermittelt werden, die zugleich aber auch mit der Verfolgung von einzelnen Fragestellungen entlastet werden können.
Vielen Dank für das Interview!
Foto: RechtSmart
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