purpozed: Ehrenämter leicht gefunden
Viele Menschen sind schon ehrenamtlich tätig, doch es könnten noch viel mehr sein, wenn sie besser über die zahlreichen Möglichkeiten informiert werden. Gleichzeitig nutzen Unternehmen verstärkt Corporate Volunteering, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Mit purpozed gibt es jetzt eine Plattform, die die Vermittlung von Ehrenämtern einfach und flexibel macht.
Wie viele Menschen gibt es eigentlich, die sich Deutschland ehrenamtlich engagieren? Manche Quellen sprechen von 16 bis 17 Millionen, andere sogar von über 30 Millionen. Die Zahl ist auf jeden Fall eindrucksvoll, könnte aber wohl noch höher sein, wenn die Einstiegshürden für eine solche Tätigkeit noch niedriger wären. Diesen Eindruck gewann zumindest Felix Hannemann, als er sich näher mit dem Thema auseinandersetzte.
Felix hat BWL studiert und sich dann viele Jahre als Chefredakteur mit der Finanzdienstleistungsbranche beschäftigt. Auch Erfahrungen als UX-Designer bringt er mit. Die Lust zu gründen verspürte er schon lange, die Frage war nur, ob ausgerechnet das Thema Ehrenamtlichkeit dafür geeignet sei. Das eigene Startup sollte schließlich kein reiner Wohltätigkeitsverein werden, sondern ein tragfähiges Geschäftsmodell aufweisen.
Corporate Volunteering macht Unternehmen attraktiver
Darüber war er sich mit seinen langjährigen Freunden Silvan Nikuradse, der aus der Finanzbranche kommt, und Sebastian Vieregg, der bei Google arbeitet, einig. Ein Waldspaziergang im Mai 2020 brachte dann den Stein so richtig ins Rollen. Es war klar, dass weder Hilfsorganisationen noch die freiwilligen Helferinnen und Helfer für den zu etablierenden Service etwas zahlen sollen. Deshalb ist purpozed, das Startup der drei, eine Plattform für Unternehmen, die ihren Teammitgliedern ehrenamtliche Tätigkeiten schmackhaft machen wollen.
Der Nutzen für ein Unternehmen erschließt sich vielleicht auf dem ersten Blick nicht ganz, denn ein Ehrenamt könnte von der eigentlichen Arbeit ablenken. In der modernen Arbeitswelt sind aber Sinnstiftung und soziales Engagement durchaus wichtige Faktoren bei der Gewinnung von Talenten für ein Unternehmen und der Mitarbeiterbindung. Entsprechende Programme für Corporate Volunteering gibt es bereits bei einigen Firmen, sie werden aber zum Teil eher verhalten angenommen.
Ehrenamtlich aktiv werden geht auch am Computer
Das hängt auch damit zusammen, dass das Wissen über die möglichen Tätigkeiten unvollständig ist. Die klassische Vorstellung von einem Ehrenamt ist vielleicht die Essenausgabe in einer Suppenküche, verbunden mit festen Zeiten und lästigen Anfahrtswegen. Eine für viele attraktivere Variante wären Aufgaben, die sich flexibel von Zuhause und vom Schreibtisch aus per Computer erledigen ließen. Genau auf diese konzentriert sich purpozed.
Bei einigen ist spezielles Fachwissen gefragt, etwa über das Programmieren einer Webseite. Andere haben eine soziale Komponente, zum Beispiel als Gesprächspartner für einsame Senioren. Eine Mischung aus beiden bieten die Hilfe bei den Hausaufgaben für sozial benachteiligte Kinder oder dem Deutschunterricht für Geflüchtete. Sogar die Unterstützung eines Projekts in Afrika ist möglich, wenn diese via Internet erfolgen kann.
Eine möglichst breite Auswahl ist essentiell für die Akzeptanz der Plattform, deshalb war der erste Arbeitsschritt der Aufbau einer Datenbank mit unterschiedlichen Non-Profit-Organisationen. 150 hat purpozed inzwischen von sich überzeugen können und im Februar 2021 den ersten Kunden, kurze Zeit nach dem offiziellen Start. Eine Digitalagentur war das, inzwischen gehören auch eine großes Immobilienunternehmen und ein bedeutender Pharmakonzern zum Kundenkreis.
purpozed hat große Ziele
Die Preise, die die Unternehmen zahlen, sind abhängig von der Zahl der teilnehmenden Beschäftigten. Sind es bis zu 100, fällt eine Monatsgebühr von 1.500 Euro an. Das Geschäftsmodell überzeugte die IFB Innovationsstarter GmbH; von dort gab es gerade grünes Licht für eine Förderung durch das InnoFounder-Programm. Ein erster wichtiger Schritt, um den ehrgeizigen Businessplan umsetzten zu können.
Langfristig möchte purpozed bis zu 1.000 Unternehmen für sich gewinnen und auch europaweit agieren. Dafür sieht sich das Startup gut aufgestellt, denn sein umfassendes Angebot inklusive Tracking und Reporting der ehrenamtlichen Tätigkeiten verschafft ihm noch ein Alleinstellungsmerkmal. An zu vermittelnden Aufgaben wird es sicherlich nicht mangeln und der Zeitgeist spricht dafür, dass die Nachfrage nach Ehrenämtern noch steigen wird.
Fotos: purpozed