Die Löwen sind wieder los
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Am 23. August startet die dritte Staffel der erfolgreichen Gründershow „Die Höhle der Löwen“, die Pressekonferenz zum Fernsehspektakel fand bereits am 19. Juli im Hamburger Mindspace statt. Hamburg Startups war natürlich auch vor Ort und hat unter anderem mit Frank Thelen gesprochen.
Rund hundert Medienvertreter hatten sich akkreditieren lassen für die Vorstellung der aktuellen Investorenriege und der neuen Folgen von „Die Höhle der Löwen“. Das zeigt schon, welchen Stellenwert die Show in einem sich immer mehr aufsplitternden Markt hat. Sie ist neben „Sing meinen Song“ das Flagschiff des Senders VOX und lockt auch Zuschauer wieder vor den Fernseher, die sich ansonsten längst ins Internet und zu Streamingsdiensten verabschiedet haben. Das liegt natürlich am Thema: Startups sind in, und die Startups, die sich in der Sendung vorstellen, haben in der Regel Produkte im Angebot, die für viele Konsumenten interessant sind. Zahlreiche vom Besucheransturm lahmgelegte Webseiten im Anschluss an die Ausstrahlung belegen das.
Dank der Populärität der Show sind inzwischen die Investoren, die „Löwen“, zu Fernsehstars geworden, die sich im Mindspace dem Blitzlichtgewitter der Fotografen stellten. Das gilt für spätestens seit der zweiten Staffel für die etablierten Juroren Judith Williams, Frank Thelen und Jochen Schweizer. Und das wird auch für die neuen gelten. Für Carsten Maschmeyer sowieso, der sich schon vor dem Eintritt ins Rudel über mangelnde Medienpräsenz nicht beklagen konnte. Aber auch für Ralf Dümmel, einen Erfolgsunternehmer, der bisher nicht ins Rampenlicht getreten war, sich dort aber ziemlich wohl zu fühlen scheint.
Wobei er sich noch nicht daran gewöhnt hat, sich selbst auf dem Bildschirm zu sehen. Aber das geht selbst Judith Williams so, die als Aushängeschild des Shoppingkanals HSE24 über die Abstand meiste TV-Erfahrung des Quintetts verfügt. Trotzdem werden wohl alle fünf gut damit leben können, in zwei aufwändig produzierten Trailern ziemlich spektakulär in Szene gesetzt worden zu sein. Und nicht nur die gab es bei der Pressekonferenz zu sehen, sondern auch einen kompletten Pitch.
Im Mittelpunkt stand dort der Zahntechniker Dinko Jurcevic, der revolutionären Superkleber Blufixx entwickelt hat. Die Flüssigkeit kann auch Gegenstände wieder verbinden, bei denen die Bruchstellen nicht exakt zueinander passen, und das sekundenschnell. Blaues LED-Licht aus einem Stift härtet den Kleber. Alle fünf Löwen sind begeistert mit dem Produkt, für das Jurcevic weltweit 43 Patente angemeldet und das schon über vier Millionen Euro Umsatz eingebracht hat. Williams und Thelen verbünden sich, ebenso Dümmel und Schweizer, doch den Zuschlag bekommt Carsten Maschmeyer. Inzwischen wurde Bluefixx schon auf einer Messe in Las Vegas vorgestellt – das könnte ein internationaler Erfolg werden.
Was möglicherweise in der Höhle der Löwen passiert ist
Damit wurde ein absolutes Highlight der neuen Staffel schon weit vor der eigentlichen Erstausstrahlung publik, und auch sonst war das als bisher eher verschwiegen geltende Produktionsteam erstaunlich mitteilungsfreudig. Einige Informationen sollten wir aber besser im Konjunktiv wiedergeben, bitteschön:
Es könnte sein, dass in Staffel 3 mehr als doppelt so viele Deals abgschlossen wurden wie bisher. Vielleicht hat Ralf Dümmel von dem Desinfektionsstift Glasello bereits 1,8 Millionen Stück für den deutschen und chinesischen Markt produzieren lassen. Und möglicherweise konnten beispielsweise die Food-Startups Lizza (Pizzateig aus Lein- und Chiasamen) und Frooggies (Früchte in Pulverform) den einen oder Löwen überzeugen.
Food, das ist eines der neuen Lieblingsthemen von Frank Thelen, der bisher eher als Software-Experte bekannt ist. Daher entgeht ihm möglicherweise jetzt noch der eine oder andere Deal im Consumer-Bereich, aber das wird sich nach der aktuellen Staffel ändern, zeigte er sich im Interview mit Hamburg Startups zuversichtlich. Inzwischen sorgt nämlich sein Engagement bei Little Lunch für Furore. Zusammen mit Judith Williams hatte er voriges Jahr in das Suppenunternehmen investiert, das dieses Jahr schon 20 Millionen Umsatz anpeilt – inzwischen auch mit Smoothies – und damit der bisher größte Erfolg von „Die Höhle der Löwen“ ist.
Kein Wunder, dass Frank Thelen Spaß an dieser für ihn noch relativ neuen Branche gefunden hat. Das gehöre zu der Magie der Sendung, sagt er, dass er sich mit den unterschiedlichsten Ideen beschäftigen könne. Am Ende zähle vor allem die Skalierbarkeit, und da dürfe ein Jahrsumsatz von um die 100 Millionen Euro kein grundsätzlich unerfüllbarer Traum bleiben. Dementsprechend klopfe er die Kandidaten darauf ab, ob sie realistische Konzepte für ein solches Wachstum hätten und ob ihnen deren Umsetzung auch zuzutrauen sei.
Abseits der Löwen-Deals setzt er momentan vor allem auf das Münchener Startup Lilium. Dort möchte man den Individualverkehr in die Luft bringen und baut elektrisch getriebene Minijets, die einst zu leihen sein sollen wie heute schon Autos oder Fahrräder. Sowohl technisch als auch rechtlich ist da noch einiges zu klären, aber wenn alles klappt, könnte sich da ein Milliardenmarkt auftun. Mit so einem Vehikel, das bis 400 km/h schafft, lässt es sich auch schnell mal von Hamburg nach Berlin fliegen.
Frank Thelen: „Hamburg hat Flair, Berlin ist das Zentrum“
Und das sei für Startup-Enthusiasten auf jeden Fall eine lohnende Reise, erklärt Frank Thelen. Angesprochen auf den Startup-Standort Hamburg meint er zwar, die Hansestadt habe „Flair und Charakter“, aber das Gründerzentrum Europas sei nun mal Berlin. Zu Recht, denn es brauche ein starkes europäisches Gegengewicht zum Silicon Valley. Dort würde er übrigens nicht mehr investieren, dafür sei er zu weit weg, und außerdem mangele es dort nicht gerade an Risikokapitalgebern.
Da darf man am Ende doch mal fragen, wie es seiner US-Investition Zenshopping geht. Das sei „keine Rakete“, gesteht er. Zenshopping machte vergangenes Jahr kurzfristig Startup-Schlagzeilen, als Frank Thelen es in einer Folge von „Die Höhle der Löwen“ als überlegenen Konkurrenten der Hamburger Preisalarm-App Spottster ins Gespräch brachte. In der unglücklich geschnittenen Sendung ging Frank Thelen unsere Lokalmatadoren etwas ruppig an, was auf Facebook einige Verteidigungsreflexe auslöste. „Mit Hamburger Startups lege ich mich nicht mehr an“, zieht er scherzhaft die Lehre aus der Geschichte.
Aber auch ohne solche kleinen Kontroversen wird die kommende Staffel sicherlich jede Menge Gesprächsstoff bieten. Wir von Hamburg Startups sind besonders gespannt auf die Deals unseres norddeutschen Neulöwens Ralf Dümmel. Ohne zu viel verraten zu dürfen: Es kommt einiges auf uns zu, und wir werden ab Ende August regelmäßig berichten!
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