Pop-Up Camps öffnet neue Räume fürs Camping
Wegen der Pandemie bleiben die ganzen Festivalgelände ungenutzt – könnte man die nicht einfach zu Campingplätzen umfunktionieren? So ungefähr lautete 2020 die Gründungsidee von Pop-Up Camps. Ein Jahr später hat sich das Geschäftsmodell etwas geändert, der Trend zum individuellen Campen hält aber an. Dementsprechend hat das Hamburger Startup noch einiges vor.
Das Startup ist eine Spontanreaktion auf Corona
„Nicht lang schnacken, einfach mal machen!“ – So oder so ähnlich könnte das Motto vieler Startups lauten. Auf jeden Fall passt es zu Pop-Up Camps. Als im Frühjahr klar wurde, dass durch die Corona-Krise einerseits große Musikfestivals ausfallen mussten und andererseits Urlaub im Deutschland boomt, machte sich ein Team um Jobst von Paepcke, Chef der Film- und Eventproduktion bsp media, flugs an die Arbeit.
Das Ergebnis war eine Plattform für die Vermittlung kurzfristig frei gewordener Campingplätze, eben Pop-Up Camps. Das MVP, also der erste funktionsfähige Softwareentwurf, ist im Prinzip noch immer im Einsatz. Etwas geändert hat sich dagegen der Fokus bei den verfügbaren Flächen.
Der erste Gedanke war, große Veranstaltungsgelände zu akquirieren. Es stellte sich aber heraus, dass viele Betreiber daran gar kein Interesse hatten, da sie auch mit staatlicher Unterstützung über die Runden kommen konnten. Eine Ausnahme bildet Ferropolis in Sachsen-Anhalt, bekannt unter anderem durch das Festival Melt! und seine pittoreske Industriekulisse. Dieses Freilichtmuseum ist nach wie vor eines der beliebtesten Angebote bei Pop-Up Camps.
Pop-Up Camps gibt es in vielen Größen
Im Prinzip können alle, die genug Platz in ihrem Garten oder auf ihrem Bauernhof haben, zu Camping-Gastgebern werden. Für Reisende, die es gern besonders individuell und ruhig haben möchten, ist das wohl die beste Lösung. Manche suchen aber die Geselligkeit, und da kommen Veranstaltungsunternehmen ins Spiel, die nicht ganz in der Festivalliga spielen. Orte, an denen sonst die Kirmes oder Mittelaltermärkte stattfinden, bieten Platz für zwischen 50 und 500 Fahrzeuge, ausgehend von einem Flächenbedarf von 50 Quadratmetern.
Diese Orte sind oft schon mit der notwendigen Infrastruktur ausgestattet (Toiletten zum Beispiel) oder lassen sich leicht nachrüsten. Zudem sind ihre Betreiber meist gern für dieses Zusatzgeschäft zu haben. Das läuft allerdings überwiegend im Sommerhalbjahr, weshalb Pop-Up Camps von Oktober 2020 bis April 2021 eine Pause eingelegt hat.
Seither ist das Startup mit neu formiertem Team wieder aktiv und geht auf Wachstumskurs. Rund 7.000 Accounts gibt es inzwischen. Rund 10 % gehören Gastgebern, die insgesamt mehr als 4.000 Buchungen verzeichnen konnten. Damit es noch viele mehr werden, sind eine Reihe von Kooperationen in der Planung. Verleiher von Campingfahrzeugen sind da im Gespräch oder Anbieter von Apps mit Tipps für Campingplätze.
Mit neuer App und Software in die nächste Saison
Auch eine eigene App wird es geben, die die Kommunikation mit den Gastgeben und das Einchecken erleichtert sowie Tourenvorschläge macht. Buchungen sind zwar fast überall innerhalb von 24 Stunden möglich, aber natürlich sind begehrte Orte auch mal komplett belegt. Wie wäre es dann zum Beispiel mit einem Platz direkt neben einem Kanuverleih? Da lassen sich dann auch gleich günstige Kombiangebote vermarkten.
Die anfangs angesprochene alte MVP-Software steht übrigens auch vor der Auffrischung, sodass Pop-Up Camps spätestens im Frühjahr noch einmal auf einer ganz neuen Stufe steht. Dann sollte auch längst die Finanzierungsrunde abgeschlossen sein, die das möglich macht. Für Investoren ist das Thema Camping auf jeden Fall interessant, denn es hat längst die Spießerecke verlassen und wird auch nach Corona definitiv bleiben.