Plug and Play stöpselt sich in Hamburg ein
Wer sich in Europa mit dem Thema Logistik beschäftigen will, kommt an Hamburg nicht vorbei. So sieht es jedenfalls der weltweit agierende Accelerator Plug and Play aus Kalifornien und eröffnet deshalb hier seinen neuesten Standort. Wir waren beim Soft Launch dabei und verraten, was Startups von dem Programm erwarten können.
Plug and Play bezeichnet sich selbst als „ultimative Innovationsplattform“. Gegründet 2006 in Sunnyvale, Kalifornien ist das Unternehmen mittlerweile an 32 Standorten aktiv, Tendenz ständig steigend. In Deutschland ging es 2013 mit einer Kooperation mit Axel Springer los, vor dreieinhalb Jahren folgte die erste allein gemanagte Niederlassung in Stuttgart, passend zur Autostadt mit dem Thema Mobilität. In der jetzt eröffneten Hamburger Dependance wird die Logistikbranche im Fokus stehen.
Zum „Soft Launch“ am 18. Juni 2019 in der Zollhalle in der Speicherstadt waren die Amerikaner mit großem Aufgebot angereist. Nach den Begrüßungsworten von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann erzählte Plug and Play-Chef Saeed Amidi Episoden aus seiner Erfolgsgeschichte. Dazu gehören frühe Finanzierungen von späteren Schwergewichten wie Dropbox, PayPal oder auch die deutsche Digitalbank N26. Ganz große Beträge investiert Plug and Play allerdings nicht, sie liegen in der Regel zwischen 50.000 und 500.000 US-Dollar, im Durchschnitt bei 150.000.
Plug and Play will Startups und Großunternehmen zusammenbringen
Amidi und seine Mitarbeiter verstehen sich in erster Linie als Brückenbauer, die Startups mit großen Konzernen und Investoren verbinden. Über 300 von ihnen konnten sie für ihr Netzwerk gewinnen, aus Deutschland sind zum Beispiel Daimler, Bayer, Adidas und Allianz dabei. Außerdem fungiert Plug and Play als Accelerator, veranstaltet weltweit jährlich über 50 dreimonatige Förderprogramme und hat allein im Jahr 2018 mehr als 1.000 Startups betreut. Die Programme sind jeweils zugeschnitten auf eines der rund 15 Themen, mit denen sich Plug an Play beschäftigt.
Eines der Themen ist „Supply Chain & Logistics“, für das jetzt in Hamburg die Europazentrale aufgebaut werden soll. Weitere Standorte neben dem Hauptquartier in Sunnyvale befinden sich in Arkansas, Singapur und Shanghai. Weltweit hat Plug and Play über 40 Partner für den Logistikbereich an sich gebunden, in Hamburg sind nun noch ein paar mehr dazugekommen. Zu den ersten Unterstützern, die in der Zollhalle vorgestellt wurden, gehören Tchibo sowie FIEGE, Panalpina und Schnellecke, allesamt Logistikspezialisten. Ebenfalls mit an Bord sind die Stadt Hamburg, Hamburg Invest, die IHK Nord, das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) und die Hamburg Port Authority (HPA).
Wie vielfältig die Möglichkeiten und Aufgaben von Startups in der Logistikbranche sein können, machte eine Reihe von Pitches deutlich. Bis aus San Francisco waren Gründer angereist, um ihre Geschäftsmodelle vorzustellen. Ein Lokalmatador gehörte auch zu den Präsentatoren: Marc Schmitt, CEO von Evertracker. Das Hamburger Startup war 2018 das erste deutsche, das sich für einen Platz bei Plug and Play im Silicon Valley qualifizieren konnte. Statt eines teuren Flugtickets genüge jetzt eine einfache U-Bahn-Fahrkarte, um beim Programm dabei sein zu können, stellte Marc fest. Das sei ein kleines bisschen auch sein Verdienst, weil er sich für den Standort Hamburg eingesetzt habe.
Startups können sich jetzt bewerben
Wie aber geht es hier nun mit Plug and Play weiter? Die Auftaktveranstaltung war nicht zuletzt deshalb als Soft Launch deklariert, weil vieles noch nicht endgültig feststeht. So hat das dreiköpfige Hamburger Team bisher kein festes Büro in der Hansestadt. Gleichwohl wurde für September schonmal ein „Selection Day“ angekündigt, auf dem sich die auserwählten Startups präsentieren sollen. Wie viele das sein werden, ist nicht genau festgelegt, um die 20 können es durchaus werden. Sie müssen für die Teilnahme weder einen Beitrag zahlen noch Unternehmensanteile abgeben und erhalten dafür drei Monate lang vielfältige Unterstützung.
Eine Finanzierung ist nicht garantiert, sie hängt davon ab, wie sehr Plug and Play oder einer der Partner von einem Startup überzeugt sind. Apropos Partner: Auch die werden weiterhin gesucht und können sich genau wie Startups hier für die Plattform bewerben. Der Erfolg von Plug and Play in Hamburg hängt sicherlich auch davon ab, inwieweit sich der Neueinsteiger mit den bereits etablierten Einrichtungen und Unternehmen vernetzen und so für eine weitere Stärkung des für die Stadt so wichtigen Logistiksektors sorgen kann. Zu wünschen wäre es jedenfalls.