Planet A – der neue Impact-Investor aus Hamburg
Anfang dieser Woche trat Planet A erstmals öffentlich als Investor in Erscheinung. Zusammen mit dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) und der b.value AG unterstützt er das Hamburger Startup traceless bei einer Millionenfinanzierung. Grund genug, sich einmal genauer mit den Personen hinter Planet A und seinen Prinzipien und Methoden zu beschäftigen.
Im Dezember 2019 hatte die IFB Hamburg zu einer Veranstaltung eingeladen, die sich der Frage widmete, was Hamburg zur Einhaltung der 17 Ziele der Vereinten Nationen zur Nachhaltigkeit tun kann. Einer der Redner damals war Fridtjof Detzner. Bereits im Alter von 16 Jahren begann er seine Karriere als Unternehmer und gehörte zu den Gründern des Webbaukastens Jimdo. Nach seinem Ausstieg dort drehte er 2017 eine TV-Serie für die Deutsche Welle über Entrepreneurship in Asien. Was er dort erlebte, beeindruckte ihn zutiefst. Die Menschen dort hatten mit existenziellen Problemen und großer Umweltverschmutzung zu kämpfen, fanden aber auch immer wieder technologische und unternehmerische Lösungen.
Planet A vereint Ökonomie und Ökologie
Wieder zurück in Deutschland nahm er sich vor, seinen Beitrag zu leisten für eine bessere Welt. So entstand die Idee zu Planet A, die Fridtjof bei der IFB-Veranstaltung vorstellte. Zu dem Zeitpunkt war noch von einer Art Accelerator und einem Förderprogramm für nachhaltige Startups die Rede und die Suche nach Partnern für die Finanzierung hatte gerade begonnen. Mit der Zeit hat Planet A seine Ausrichtung etwas geändert. Jetzt definiert er sich als Impact-Investor, der auf gewinnorientierte Startups abzielt, die einen messbaren positiven Einfluss auf unseren Planeten haben und gleichzeitig skalierbare Unternehmen aufbauen. Ökonomie und Ökologie gehen hier also Hand in Hand.
Seine Ziele verfolgt Fridtjof selbstverständlich nicht allein. Planet A hat insgesamt fünf General Partner, die gemeinsam die Richtung vorgeben. Zum Führunsquintett gehören der Seriengründer Christian Schad, die Umwelt- und Klimaexpertin Lena Thiede und Tobias Seikel, der bei Hanse Ventures reichlich Erfahrungen im Aufbau von Startups gesammelt hat. Und dann ist da noch der Tech-Experte Nick de la Forge, der ebenfalls den Plan hatte, einen Frühphaseninvestor aufzubauen. Der angedachte Name: Planet A. Was lag da näher, als gemeinsame Sache zu machen.
Wissenschaftliche Kriterien zur Beurteilung der Startups
Eine wichtige Rolle bei Plant A spielt auch der Wissenschaftler Benedikt Buchspies, wie insgesamt die Wissenschaft. Die Rettung der Welt ist eine emotionale Angelegenheit und Bauchentscheidungen sind nicht immer die schlechtesten. Für wirklich nachhaltige Konzepte ist aber eine solide wissenschaftliche Basis unerlässlich. Ein bewährtes Mittel zur Einschätzung der Nachhaltigkeit von Produkten ist die Lebenszyklusanalyse. Hier gilt das Prinzip „von der Wiege bis zur Bahre“ und berücksichtigt den Einfluss auf die Umwelt von der Gewinnung der Rohstoffe und der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung. Für die Erstellung einer aussagekräftigen Ökobilanz ist von wesentlicher Bedeutung, alle Stationen für die Auswertung zu berücksichtigen und nicht nur einzelne Aspekte.
Vier Kriterien nimmt Planet A bei seinen Analysen besonders genau unter die Lupe: den C02-Fußabdruck, die Entstehung beziehungsweise Vermeidung von (Plastik-)Müll, den Ressourcenverbrauch und den Einfluss auf die Biodiversität. Die ersten drei Punkte lassen sich relativ genau ermitteln, lediglich das Thema Biodiversität, also der Erhalt der Artenvielfalt, ist mit einfachen Parametern kaum zu erfassen. Um für ein Investment von Plant A infrage zu kommen, muss ein Startup mindestens bei einem der vier Kriterien einen positiven Impact erzielen. Dabei ist die Analyse an sich schon ein kostenloser Service für die Bewerber, denn dahinter steckt ein großer Aufwand, der sonst mit erheblichen Kosten verbunden ist.
Planet A hat große Ziele
Wie schon erwähnt, spielt bei Planet A die Nachhaltigkeit eine große, aber nicht die einzige Rolle. Die geförderten Startups sollen auch gute Chancen auf wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum haben. Das ist nur konsequent, denn relevante Veränderungen lassen sich nicht mit finanziellen Verlusten und in kleinen Nischen erzielen. Über 600 Pitchdecks sind bei Planet A inzwischen eingegangen, rund 100 Teams hatten die Gelegenheit, sich im Gespräch genauer vorzustellen. Geplant sind Investments im großen Stil. Wieviel Geld dafür insgesamt verfügbar sein wird, steht noch nicht fest. Das Fundraising läuft noch und die Ziele sind ehrgeizig. Gleichzeitig ist das Interesse auf Investorenseite groß, denn auch die klassische Wirtschaft hat längst erkannt, dass nur nachhaltiges Handeln eine Zukunft hat.
So wird traceless definitiv nicht das letzte Startup bleiben, das Planet A finanziert und mit seinem internationalen Netzwerk unterstützt. Weitere Investments sind bereits auf dem Weg, teilweise mit weiteren Partnern. Die Startups kommen aus Hamburg, Berlin, München und Osteuropa und aus Branchen wie Mobilität, Energieversorgung oder Software. Was sie eint, ist der Wunsch, unsere Erde zu schützen und zu einem besseren Ort zu machen. Schließlich gibt es für uns keinen Planet B.
Bilder: Planet A